Im Test: HiFi Kompaktbox B&W 686 S2

Kleine Box mit großem Klang

Im Test: Hifi Kompaktbox Bowers & Wilkins 686 S2

Mit der B&W 686 S2 bietet die britische Traditionsmarke Bowers & Wilkins eine hochinteressante HiFi Kompaktbox an, welche sich im Preissegment um 500 Euro pro Paar gegen starke Konkurrenz wehren muss.
Schon bei der Markteinführung vor gut einem Jahr wurde die Box mit großem Interesse empfangen, versprach der neue Kevlar Tief-Mitteltöner in Verbindung mit der sehr gelobten doppellagigen Aluminiumkalotte aus der Standbox B&W 684 S2 ein Traumpaar in einem wirklich kompakten Gehäuse zu bilden.

Originalton B&W: „Die 686 S2 ist der kompakteste Lautsprecher der Serie, überzeugt aber dennoch dank innovativer Lösungen durch beste Klangqualität und Präzision.“


Das Boxenpaar B&W 686 S2

Technic3D untersuchte die Box in einem Intensivtest und widmete sich auch der Frage, ob die B&W 686 S2 eine echte Konkurrenz zur KEF Q 300 bildet, welche eine klangliche Instanz in dieser Preisliga darstellt.
Das B&W Boxenpaar ist ein Vertreter der gehobenen Kompaktklasse (Techni3D - Klasse 3), in der man im Preisbereich von etwa 500 € vor allem echten HiFi-Klang erwartet. Wertige Optik und Haptik, eine saubere Verarbeitung sowie gute elektroakustische Eigenschaften sollten das Bild abrunden.

Das technische Konzept

Die B&W 686 S2 ist eine klassische Zweiwegebox in Bassreflextechnik. Das Bassreflexrohr strahlt dabei nach vorne ab, was eine wandnahe Aufstellung unkritischer macht. Strömungsgeräusche der Bassreflexöffnung werden durch kleine, runde Vertiefungen in der Oberfläche (einem Golfball ähnlich) der Bassreflexöffnung effektiv reduziert.
Highlights sind zweifellos die hochwertigen Chassis der Box. Der 13 cm Hightech-Tieftöner ist mit einer steifen und resonanzarmen Kevlarmembran bestückt und überdies mit speziellen Resonanzdämpfern ausgerüstet. Im Vergleich mit der alten B&W 686 soll dieses Basschassis mehr Tiefgang und Dynamik erzeugen.

Der 13 cm Hightech-Tieftöner

Die doppellagige Hochton-Aluminiumkalotte besitzt eine hohe Steifigkeit bei gleichzeitig geringer schwingender Masse. Ein hoher Grad an Präzision bei resonanzarmem Schwingverhalten ist die Folge dieses technischen Tricks und stellt beste Voraussetzungen für eine ausgezeichnete Hochtonwiedergabe bereit.

Die doppellagige Hochton-Aluminiumkalotte

Die eingesetzte 6 dB-Weiche trennt die beiden Chassis bei der recht hohen Übernahmefrequenz von 4000 Hz. Das Tieftonchassis arbeitet somit als Tief- Mitteltöner.
Getrennt geführte elektrische Wege für den Tief/Mittelton- und den Hochtonbereich ermöglichen in Verbindung mit der Terminalgestaltung Bi-Wiring/ Bi-Amping Betrieb.

Gestaltung und Verarbeitung

Mit Abmessungen von 315 mm Höhe, 160 mm Breite und 229 mm Tiefe und einem Gewicht von 4,6 kg macht die geschmackvoll gestylte Box einen schon fast zierlichen Eindruck.

Geschmackvoll gestylt:
Die B&W 686 S2 in der Ausführung "Esche schwarz"

Durch die saubere Verarbeitung der Materialien und die Passgenauigkeit der Komponenten hinterlässt die Box einen sehr guten optischen und haptischen Eindruck.
Angeboten wird die Box in den Ausführungen „Esche-Schwarz“ und „Weiß“. Ein mit Stoff bespannter Rahmen kann an der Frontseite angebracht werden.


Ohne und mit Front-Rahmen:
Die B6W 686 S2 in der Ausführung „Weiß“

Kleine Gehäusefüße gewähren einen rutschfesten Stand, unterstützen aber leider nicht die Montage von Spikes oder Absorbern. Mit Hilfe eines kleinen Bügels auf der Rückseite ist eine problemlose Wandbefestigung möglich.

Das Bi-Wiring/ Bi-Amping-fähige Anschlussterminal der Boxen ist wertig und praxisgerecht ausgeführt. Die massiven, vergoldeten Anschlussklemmen nehmen auch große Leitungsquerschnitte von mehr als 6 qmm auf.

Solide: Das Anschlussterminal

Die Messingbleche, welche die Klemmen der Tief- und der Hochtonsektion verbinden, sind unter klanglichen Gesichtspunkten allerdings nicht erste Wahl. Ein Austausch gegen einfache Kupfer-Kabelbrücken von 2,5 qmm Querschnitt brachte einen deutlichen Klanggewinn.
Wir raten den Käufern dieser Box daher, die Messingbrücken entsprechend zu ersetzen.

Elektroakustische Eigenschaften

B&W empfiehlt, die Box mit unverzerrten elektrischen Signalen von maximal 100 Watt Leistung zu betreiben. Da schon bei einer viel geringeren elektrischen Leistung der maximale Schallpegel von ca. 100 dBA erreicht wird, ist eine hohe Betriebssicherheit der Boxen garantiert.

Bei der Überprüfung des Pegel- Frequenzganges konzentrierten wir uns vor allem auf den Basseinsatz. Die in den technischen Daten angegebene untere Grenzfrequenz von 62 Hertz bei einem Pegelabfall von 3 dB konnte messtechnisch in etwa betätigt werden. Die 62 Hertz stellen aber selbst für eine kleine Kompaktbox nur einen durchschnittlichen Wert dar, der keinen wirklich tiefen Bass im Musikgeschehen erwarten lässt.
Im gesamten Frequenzgang zeigten sich im weiteren Verlauf der Messung keine nennenswerten Lautstärkeeinbrüche. Leichte Schwankungen ab 2 kHz haben auf die Neutralität der Wiedergabe kaum einen Einfluss.
Hervorzuheben ist das frequenzstabile horizontale und vertikale Abstrahlverhalten der Box. Hierdurch wird u.a. gewährleistet, dass in einem recht großen räumlichen Hörbereich die Klangqualität der Box verlustfrei zur Verfügung steht.

Nur recht dürftig zeigt sich dagegen der Wirkungsgrad von 85 dB/ Wm. Damit drängt sich die Box nicht für kleine Röhren auf. Andererseits erzielt man mit diesem Wirkungsgrad ab etwa 12 Watt RMS Verstärkerleistung bereits einen Pegel, der deutlich über Zimmerlautstärke liegt. Kleine Endstufen werden jedoch schnell einmal übersteuert, was zur Beschädigung des Hochtöners führen kann. Da die 686 S2 keine interne Schutzschaltung besitzt, empfehlen sich deshalb Verstärkerleistungen von mindestens 30 Watt RMS.

Der Impedanzverlauf zeigt sich recht verstärkerfreundlich. Obwohl die Impedanzkurve aus Berg- und Talfahrten besteht, unterschreitet das Widerstandsminimum zu keiner Zeit den Wert von 4 Ohm und erreicht maximal lediglich etwa 20 Ohm. Für normale Transistorendstufen stellt die Impedanz der Box daher kein Problem dar.
Soll die Box jedoch an einer Röhre betrieben werden, erscheint ein ausgiebiger Hörtest vor dem Kauf unabdingbar.

Klangeigenschaften


Testbedingungen
Nach einer gebührenden Einspielzeit stellten sich die Boxen unserem Test.
Als Spielpartner diente die unbestechliche CREEK EVO- CD- Player/ Vollverstärkerkombination, ein aufgewerteter Thorens TD 166 MK VI Plattenspieler und der HiRes-Player Fiio X1.
Der etwa 35 qm große, normal bekämpfte Testraum bildete dabei die Verhältnisse von größeren Wohnräumen ab.
Hochwertige Aufnahmen aus Rock, Blues, Folk sowie Klassik dienten als Musikquellen. Vor dem Test wurden Aufstellung und Ausrichtung der Boxen experimentell optimiert.
Das Test-Team beurteilte die Klangeindrücke unabhängig auf standardisierten Fragebögen.


Klangbeschreibung
Der Name B&W weckt gewisse Erwartungshaltungen. Obwohl sich das TECHNIC3D-Testteam Neutralität und Unabhängigkeit auf die Fahnen schreibt, blieb natürlich auch die zierliche 686 S2 nicht von einer gehobenen Erwartungshaltung verschont.
Bereits die ersten Klänge aus Mark Knopflers neuem Album „TRACKER“ übertrafen jedoch alle Vorstellungen und führten zu anerkennenden, ja sogar begeisterten Reaktionen im Team. B&W hatte offensichtlich wieder einmal alles richtig gemacht!
Der erste Eindruck: Offenes, geschmeidiges Klangbild, fein aufgelöst mit sanften, aber klaren Höhen und natürlich wirkenden Stimmen. Das Erstaunlichste aber: Die zierliche 686 S2 präsentierte ein Bassvolumen, welches den großen Hörraum fast vollständig ausfüllte und von einer Box dieser Größe nie und nimmer zu erwarten war.
Im weiteren Verlauf des Hörtests legten wir die bestens produzierte CD „MEY WADER WECKER - DAS KONZERT“ in den CD Player.
Die 686 S2 brachte hierbei die Konzertatmosphäre recht realistisch mit guter räumlicher Abbildung herüber, und wusste mit einem lässig emotionalen Charme zu gefallen. Wesentliches wurde hier nicht verschwiegen, Details aber auch nicht analytisch betont.
Waders markante Stimme besaß bei Gesang wie auch bei Ansagen durchaus Körper und Ausdruckskraft, obwohl das letzte Quäntchen unverfälschter Realismus sich nicht so recht einstellen wollte.
Dies verbesserte sich jedoch deutlich, nachdem die Messingbrücken des Terminals durch Kupferleitungen ersetzt wurden. Durch diese Maßnahme wurden nicht nur die Stimmen körperhafter, sondern das gesamte Klangbild zeigte sich nun runder und voller. Durch den angenehmen, nie nervenden Charakter der B&W geriet das Konzert so zu einem überaus anregenden Hörerlebnis.
Ry Cooders LP- Direktschnit „I THINK IT‘S GOING TO WORK OUT FINE“ überzeugte danach mit fließender und harmonischer Darstellung, vor allem aber die Feindynamik des Stückes wurde von der Box besonders schön herausgearbeitet.
Letztlich zeigte die kleine B&W 686 S2 bei der Reproduktion von HiRes-Aufnahmen des Stockfisch-Samplers „CLOSER TO THE MUSIK VOL 5“ zwischen Folk und Klassik ihre Stärke. Wunderschön aufgelöste, dabei unaufdringlich Höhen, begleitet von einen natürlich wirkenden Mitteltonbereich ließen die Zuhörer in die Musik eintauchen und genießen. Einfach schön!
Mit etwas mehr Tiefbass wär’s sicher noch schöner geworden. Diesbezüglich sollte man aber seine Erwartungshaltung an die kleine Box nicht übertreiben.

(Preis-) Klassenbezogen spielt die B&W 686 S2 auf höchstem Niveau. Ein Vergleich mit der KEF Q 300, welche seit langem eine klangliche Instanz in dieser Preisklasse bildet, brachte letztlich ein Patt. Während die B&W das Klanggeschehen mit seidig-warmen Schmelz, und einem wunderbar aufgelösten Hochtonbereich abbildet, punktet die KEF mit tollen Klangfarben und beeindruckender Transparenz.

Letztlich stellt sich die Frage, wie weit der Klang der B&W 686 S2 von „echtem“ High End entfernt ist. Um sie zu beantworten, ließen wir die Box kurz gegen unsere neue Referenz, der Nubert nuVero 60 antreten. Wie nicht anders zu erwarten, konnte die kleine B&W gegen die geballte Klangmacht der nuVero 60, bestehend aus Bass-Performance, Dynamik und Präzision in keiner Weise bestehen. Wen wundert’s, kostet die nuVero 60 doch das Dreifache der 686 S2.
Obwohl vom High End noch ein gutes Stück entfernt, bildet die B&W 686 S2 zusammen mit der KEF Q 300 ein Spitzenduo in der gehobenen Mittelklasse.

Fazit

Mit der B&W 686 S2 erhält der Käufer eine kleine, bestens verarbeitete Kompaktbox, die nicht nur gut aussieht, sondern auch hervorragend klingt. Der klangliche Charakter ist durch ein seidiges, harmonisches Klangbild mit fein aufgelösten, angenehmen Höhen, natürlich wirkende Stimmen und einem runden Bass gekennzeichnet. Auch die räumliche Darstellung sowie Genauigkeit und Transparenz liegen auf hohem Klassenniveau.
Elektroakustisch zeigt sich die B&W ebenfalls auf Höhe der Zeit. Alle relevanten Werte sind unkritisch, sodass auch mit einfachen oder älteren Verstärkern das klangliche Leistungspotenzial der Box abgerufen werden kann. Da der Wirkungsgrad jedoch recht bescheiden ausfällt, sind Verstärkerleistungen von mindestens 30 Watt RMS pro Kanal für HiFi-gerechte Lautstärken Pflicht. Soll die Box mit Röhrenendstufen betrieben werden, empfiehlt sich unbedingt ein vorheriger Hörtest.
Die akustische Konzeption ermöglicht es, die Box in Räumen von etwa 12 bis 35 qm zu betreiben und dort variabel zu platzieren. Will man die Bassperformance erhalten, sollte aber ein Abstand von ca. 50 cm zur rückseitigen Wand nicht überschritten werden.
In der Preisklasse um 500 €/ Paar ist die B&W 686 S2 für Freunde des audiophilen Klanges eine ausgezeichnete Kaufoption.


Hinweis zur Bewertung

Die Bewertung aller Kriterien ist bei Technic3D klassenbezogen.
Die B&W 686 S2 wurde in die Klasse 3 (Boxen der gehobenen Mittelklasse, um 500 €/ Paar) eingeordnet.


Einzel-Bewertung


Ausstattung, Verarbeitung, Design: 9/10 Punkte
Elektroakustische Eigenschaften: 9/10 Punkte
Bassqualität: 9/10 Punkte
Neutralität / Natürlichkeit:10/10 Punkte
Räumlichkeit / Ortbarkeit: 9/10 Punkte
Transparenz: 9/10 Punkte
Präzision: 9/10 Punkte
Gesangsstimmen und Sprache:10/10 Punkte
Hochtonqualität:10/10 Punkte
Klang bei höheren Lautstären: 9/10 Punkte


Gesamtwertung:


93 /100 Punkte
Note:1,2
Testurteil:sehr gut


award gold blacks


Bewertungs-Schlüssel:


Punkte: 100 - 91Note: 1,0 - 1,4 Testurteil: sehr gut
Punkte: 90 - 80Note: 1,6 - 2,4 Testurteil: gut
Punkte: 79 - 67Note: 2,6 - 3,4 Testurteil: zufriedenstellend
Punkte: 66 - 50Note: 3,6 - 4,4 Testurteil: mäßig
Punkte: 49 - 30Note: 4,6 - 5,4 Testurteil: schlecht
Punkte: 29 - 0Note: 5,6 – 6,0 Testurteil: unzureichend