Technic3D auf der Cebit 2007

Seite 4: Netzteile: >1KW, VGA-Booster, Peltier, Passiv, CPU-Kühlung, USB und Alarmanlage

Überall dasselbe Bild: Jede Marke warb mit Leistungen von Netzteilen jenseits der 1000W-Grenze. Ian Drake von Maxpoint (Tagan) erklärte uns, dass sie von AMD die Anweisung erhalten hätten, Netzteile dieser Leistungsstärke zu entwickeln. Bei Dual CPU Computern mit Next-Gen Crossfire Karten und einer dritten Karte für Physikberechnungen würden 1.0KW-Netzteile schlicht nicht mehr ausreichen oder so nahe an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit laufen, dass ein stabiler Betrieb auf Dauer nicht mehr möglich wäre. Ob die Lage wirklich so schlimm ist und der anspruchsvolle Anwender künftig seinen Rechner nur noch im Winter und dann nur auf der Terrasse betreiben kann (1000 Watt an Wärme müssen schließlich nicht nur aus dem PC, sondern auch noch aus dem umgebenden Raum abgeführt werden können) wird sich zeigen. Als bestätigt angesehen werden kann, dass die High-End-Ausführung des R600, ATI/AMDs erster Direct3D-10-Grafikprozessor, an die 240W elektrische Leistung in Wärme umwandeln wird. Bei drei Karten wären dies über 700W allein für die Grafik- und Effektphysikberechnungen. Mit zwei CPUs sowie dem Verbrauch von Mainboard, Speicher und Laufwerken könnte zumindest theoretisch-rechnerisch tatsächlich die irrsinnige 1KW-Schallmauer beim Verbrauch gesprengt werden. Mittelfristig (Ende 2007/2008) will Tagan angeblich sogar als erster Hersteller 2KW Spannungswandler für den PC auf den Markt bringen. Das leistungsstärkste Modell, das wir auf der CeBIT gesichtet haben, hatte übrigens eine Nennleistung von 1’800W. Hier in den Bildern

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Speziell hervorzuheben ist ein Netzteil nur für Grafikkarten von Hersteller SirTec. Die „VGA-Booster“ genannten Netzteile mit 315/400W für den 5.25“ Einschub können zusätzlich zu einem normalen Netzteil installiert werden und besitzen insgesamt vier Stromanschlüsse (2x6-Pin und 2x6+2-Pin) für zwei Grafikkarten (SLI oder Crossfire). Wer also bisher ein normales Netzteil mit beispielsweise ca. 450W besitzt, das zur Versorgung von CPU, Mainboard und Laufwerken ausreicht, und nun ein 8800GTX SLI oder X2900XTX (R600) Crossfire installieren möchte, kann sein bisheriges Netzteil nun behalten und einfach diesen VGA Booster zusätzlich installieren. Obwohl eine einzelne X2900XTX wahrscheinlich bis zu 240W bezieht und zwei davon dementsprechend 480W, dürften die Netzteile vollkommen ausreichend sein, da ein Teil der Leistung (75W bzw. 150W bei zwei Karten) weiterhin über PCI-Express Slot und damit über das alte Netzteil aufgenommen wird.

VGA Booster 1 VGA Booster 2
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Dieses Wachstum beim Stromverbrauch ist langfristig fraglos der falsche Weg. In Zeiten, wo die Rechenleistung von Notebooks und Sub-Notebooks für die meisten Office-Anwendungen vollkommen ausreicht und kleinere Formfaktoren für PCs wie Micro-ATX (und evtl. bald auch DTX) sich allmählich bei Herstellern von Gehäusen, Barebones und Home-Theatre-PCs wachsender Beliebtheit erfreuen, sind auch wieder vermehrt 200-300W Netzteile gefragt, wie sie vor mittlerweile etwa neun Jahren noch üblich waren. Das Netzteile mit solchen Leistungen durchaus auch im Retail-Markt eine Berechtigung haben, wenn sie dafür mit absolut niedrigsten Geräuschemissionen aufwarten können, beweist Silverstone und präsentiert ein völlig passiv gekühltes 300W Netzteil. Im Gegensatz zu früheren passiv gekühlten Netzteilen dieser Leistungsklasse benötigt das Silverstone kein externes Kühlprofil und ist auch nicht größer als normaler ATX-Standard.

silverstone 1 silverstone 2
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Wie bereits in unseren News erwähnt, vefolgt der britische Hersteller Hiper ganz eigene Ideen und präsentiert Netzteile mit integriertem USB Hub, von dessen Anschlüssen einzelne auch nach dem Herunterfahren des Rechners noch Strom führen, um beispielsweise ein Handy per USB-Kabel aufzuladen. Wie uns Alexander Mast, Marketing Direktor von Hiper, mitteilte, gehen die Ideen für ein multifunktionales Netzteil sogar noch weiter: Gerade in kleinen PC-Gehäusen mit das Netzteil verhältnismäßig viel Platz auf der Rückseite ein, wieso sollte man die nicht für zusätzliche Anschlüsse nutzen? Viele Anschlüsse, die bisher häufig in Form von Zusatz-Slotkarten beiliegen, könnten genau so gut ins Netzteil integriert werden. Stichworte: WLAN, Bluetooth, RF…

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Noch mehr aus dem Rahmen der bekannten Funktionen dieser PC-Komponente fällt NorthQ. Wie Hiper präsentierten auch sie Netzteile mit rückwärtigen USB-Buchsen. Gleich über den USB-Anschlüssen besitzt das ausgestellte Modell auch einen Molex-Stecker, wie ihn normale 5.25“ Laufwerke besitzen, der ebenfalls bei ausgeschaltetem Rechner (Netzteil in Stand-by) noch Spannung führen soll. Einen möglichen Anwendungszweck konnte der deutsche Marketingleiter spontan nicht nennen. Was zusätzlich irritierend ist: Es handelt sich bei dem Molex-Stecker effektiv um einen Stecker (mit Stiften), wie ihn Laufwerke haben, und nicht, wie er sonst an den Kabeln vom Netzteil vorkommt. Eine Verlängerung kann man somit nicht anschliessen, es braucht ein spezielles Kupplung-Kupplung-Kabel zum Anschluss von Laufwerken. Dieses liefert NorhQ noch nicht mit. Als weiteres, ebenfalls etwas sonderbar anmutendes, Merkmal besitzt eines der ausgestellten Netzteile von NorthQ eine integrierte „Alarmanlage“, wobei ein eingebauter Piezo-Lautsprecher einen Alarmton ausgibt, sobald der PC um mehr als 0.1G beschleunigt wird (was also beispielsweise beim Hochheben der Fall wäre). Ob dies auch ohne Strom funktioniert, haben wir nicht nachgefragt.

NQ nt 2 NQ usb 1
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Ebenfalls einen ganz eigenen Weg bei der Entwicklung von zusätzlichen Eigenschaften geht InterTech: Sie integrieren ein Peltier-Element und einen zusätzlichen Kühlkörper ins Netzteil. Die Wärme des Peltiers soll dabei aus dem PC geführt werden, die kalte Seite soll die Gehäusetemperatur, insbesondere im Bereich über der CPU, absenken können. Allerdings fällt der Vorteil mit angeblich zwei Kelvin niedriger Temperatur im Gehäuse sehr bescheiden aus, und selbst dieser Wert erscheint uns, je nach Rechnerkonfiguration, der sonstigen Kühllösung nicht ohne Weiteres immer einhaltbar. Auf unsere Anregung hin, es wäre, wenn überhaupt, doch viel sinnvoller, einen Radiator ins Netzteil zu integrieren um die CPU mit Wasser zu kühlen, erklärte uns Mirko Hoppe, Marketingleiter von Intertech, dass ein entsprechendes Produkt sich bereits in der Entwicklung befände. Dies könnte dann durchaus ein interessantes Produkt werden, sofern dabei weiterhin nur ein Netzteillüfter benötigt wird und dieser nicht lauter ist, als zwei leise Modelle, die ansonsten für das Netzteil und einen externen Radiator (oder einen Luftkühler) benötigt würden.


IT Peltier 1 IT Peltier 2
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