Gefährdung des Gebrauchtspielemarkts durch Next-Gen-Konsolen?

Die Account-Bindung von PC-Spielen ist schon lange Zeit ein Kritikpunkt, dem sich Konsolen bisher entziehen konnten. Mit den Next-Gen-Konsolen wird jedoch auch die Account-Bindung eingeführt und könnte somit einen der größten Konsolen-Vorteile zunichte machen.

Ein großer Vorteil von Konsolen war bisher das gute Preis-Leistungs-Verhältnis gegenüber dem Gebrauchtspielemarkt. Laut Gamestop Präsident Tony Bartel habe der Gebrauchtmarkt einen Marktanteil von einer Milliarde Dollar. Rund 70 Prozent davon würden direkt in neue Spiele investiert werden. Demzufolge profitieren auch Entwickler und Publisher vom Gebrauchtmarkt.

Die Xbox One Enthüllung am vergangenen Dienstag sorgte bei Fans für Ernüchterung, wenn nicht sogar Enttäuschung. Statt von neuen Titeln, ist von Online-Zwang und Account-Bindung die Rede. Nun möchte Microsoft-Vizepräsident Phil Harrison in einem Interview gegenüber Kotaku ein wenig Licht in die umstrittenen Features bringen.

Das System: Wer ein neues Spiel für die Konsole kauft, erhält einen Aktivierungscode, der bei der Installation eingegeben werden muss. Der Code lässt sich nur an einen Xbox Live Account binden. Zur Authentifizierung mit dem Konto ist eine Internetverbindung Voraussetzung.

Da der Xbox Live Account unabhängig von der Konsole ist, lassen sich erworbene Spiele auch bei einem Besuch bei Freunden spielen. Ein Account kann nur einmal gleichzeitig online sein, egal auf welcher Konsole. Sollte ein Freund das Spiel über den Besuch hinaus weiterspielen wollen, ist das Erwerben eines Keys erforderlich.

Durch die Account-Bindung der Spiele ist der Handel mit Gebrauchtspielen gefährdet. Harrison räumt ein, dass an Möglichkeiten gearbeitet wird, die Spiele über Gamestop oder über ein Online-Portal weiter zu verkaufen. Hierbei möchte Microsoft gern den Gewinn maximieren und wird auf eine Aktivierungsgebühr setzen. Somit fallen für den Spieler nicht nur die Kosten für den Erwerb des gebrauchten Spiels an, sondern auch die Kosten für die erneute Aktivierung, die bei neuen Titeln dem vollen Kaufpreis entsprechen soll. Selbst bei einer Gebühr, die nicht dem vollen Kaufpreis entspricht, müssen Reseller mit einem starken Wertabfall für den weiteren Vertrieb rechnen, um die Zusammensetzung des Preises zu kompensieren.

Zu den genauen Kosten der Aktivierungsgebühr ist bisher nichts bekannt. Auch erwähnt Harrison, dass die Ausarbeitung des Wiederverkauf-Systems noch nicht abgeschlossen ist. Für weitere Details werden sich Fans wohl bis zur E3 gedulden müssen.

Zum Thema Online-Zwang sagte Harrison, dass sich dieser lediglich auf Online-Spiele und Spiele mit Online-Features beziehe. Für Single-Player Titel und weitere Features der Xbox One wäre eine dauerhafte Online-Verbindung keine Voraussetzung.

Sony hat zu Online-Zwang und Account-Bindung für die Playstation 4 noch keine Stellungnahme bezogen, was aber nicht heißt, dass ein solches System nicht umgesetzt wird.
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Kategorie: Wirtschaft/Politik
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