Crysis 3

Die KI der Gegner ist Crytek leider ein wenig zu „dumm“ geraten. Auch wenn die Intelligenz oberhalb einer Eintagsfliege liegt, so handeln die gegnerischen Einheiten sehr engstirnig und verlassen kaum ihr Areal um Prophet zu finden. Ist man beispielsweise im Tarnmodus, schlagen die Gegner erst Alarm wenn man fast „Nase an Nase“ steht. Damit vergeht auf Dauer gesehen die Lust auf großen Arealen taktisch zu agieren, da die Gegner sehr berechenbar. Andersherum ist die „Alarmbereitschaft“ wenn Prophet sichtbar zu Werke geht überempfindlich. Ragt auch nur die Nasenspitze leicht hinter einem Gegenstand hervor, reagieren die gegnerischen Einheiten direkt mit Alarm, selbst wenn diese 40 Meter entfernt sind. Das wirkt im Vergleich zur Unsichtbarkeit dann doch ein wenig übertrieben und nimmt einem die Motivation sich richtig anzustrengen. Dabei entwickelten wir im Laufe der Kampagne schnell eine „Tarn-, Panzerungs-, Sturm-Taktik“, mit der wir die Checkpoints schnell absolvieren konnten, auch wenn das nicht wirklich elegant war. Hier sollte Crytek mit einem Patch nochmals Hand anlegen und die KI besser balancieren, denn dann lässt sich die Motivationskurve um neue Taktiken auszuprobieren dauerhaft hoch halten. Auch wenn die Handlungen der KI oft unpassend wirken, so ist der Schwierigkeitsgrad (wenn man will) erfreulich knackig und damit keine reine „Casual“-Kost. Der Kampf gegen die Ceph macht, besonders bei steigender Anzahl, mehr Spaß als gegen die C.E.L.L. Soldaten. Neben den schnellen Stalkern, die gerade bei höherem Schwierigkeitsgrad eine wirklich Bedrohung sind, oder der Scorcher, der sich ähnlich wie eine „Cobra“ vor dem Angriff auftürmt, sind gelungene Gegner. Dabei wird es aber nie so intensiv oder hektisch wie in einem Call of Duty, denn Crysis 3 spielt sich deutlich gemütlicher. Die C.E.L.L. Soldaten sind hier, je nach Vorgehensweise, oftmals mehr „Fallobst“ als Gegner.



Die Geschichte von Crysis 3, die von Autor Steven Hall (Doctor Who), geschrieben wurde, besitzt insgesamt viele Ansätze, die zusammen mit der grafischen Inszenierung „Popcorn-Kino zum selbst erleben“ aufkommen lassen. So wird Prophets Verhalten durch Alien-Ugrades seines Nanosuits zunehmend arroganter, wohingegen sein treuer Freund Psycho einen gewissen Neid auf die Fähigkeiten des „Supersoldaten“ entwickelt. Weiter thematisiert die Geschichte auch wie Prophet durch neue Alien-Upgrades immer mehr seiner menschlichen Seite opfern muss. Psycho fällt gerne durch seine trockenen Sprüche und kleinen Patzer auf. Besonders in der englischen Fassung lädt das zum Schmunzeln ein, aber auch die deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen und durchweg auf hohem Niveau. Trotz kleiner Fehler schafft es Crysis 3 dennoch zu fesseln und macht, auch wenn der Abspann (je nach Spielstil) recht schnell zu sehen ist, tierisch Spaß.

Multiplayer

Den Mehrspielermodus hat Crytek UK beigesteuert. Erfreulicherweise setzt man bei der PC-Version auf dedizierte Server, anders als beim Konsolen-Pendant, bei dem Spiele via Peer-to-peer zustanden kommen. Neben den typischen Deathmatch-Modi bringt Crytek UK hier auch neue Aspekte mit ein. Überaus interessant finden wir hier den Jäger-Modus. Hier gehen zwei Ceph mit dem High-Tech-Bogen auf die Jagd, während die restlichen Spieler in die Rolle von C.E.L.L. Söldner schlüpfen. Wie bei Katz und Maus müssen die Spieler beider Fraktionen taktisch agieren um die Runde für sich zu entscheiden. Die verwinkelten Ruinen des zerstörten New Yorks sind hier überaus nützlich und sorgen für spannende Partien.



Insgesamt bieten die rund sechs Spielmodi (plus einige Hardcorevarianten) zwar keine Call of Duty: Black Ops 2 oder Battlefield 3 Action, runden das Gesamtpaket Crysis 3 aber erfolgreich ab. Übrigens, im Multiplayer-Modus hat man die beiden Energieleisten für Tarnung und Panzerung getrennt und zwingt den Spieler zum geschickten Haushalten mit seinen Fähigkeiten. Die 12 Karten des Multiplayer-Modus sind angenehm groß gestalten und bieten dem Spieler mit ihren Gegebenheiten genügend Abwechslung. Dabei kann der Spieler auch von Geschützen oder dem Ceph Pinger Gebrauch machen.



Für weiteren Ansporn im Multiplayer-Modus soll ein Waffen- und Perk-System sorgen. Das ist zwar keinesfalls so umfangreich wie bei Call of Duty, trotzdem sorgen Waffen, Aufsätze und Extrafertigkeiten auch bei Crysis 3 für weiteren Ansporn. Zudem lassen sich vor den Matches auch extra Herausforderungen auswählen, mit denen man sich Erfahrungspunkte dazu verdienen kann. Leider hat Crytek in Crysis 3 keinerlei Koop-Modi integriert. Unserer Meinung nach hätte sich die Kampagne, gerade wegen den oftmals weitläufigen Arealen, gut für ein derartiges Feature angeboten.