Company of Heroes 2

Seite 3: Gameplay

Company of Heroes 2 wird keine Revolution, wie die Entwickler von Relic Entertainment bestätigen. Wozu auch? Erfreut sich das Erfolgskonzept des ersten Teils bis heute an großer Beliebtheit. Vielmehr soll die Fortsetzung altbewährte Stärken mit neuen Inhalten und Funktionen verknüpfen.

Aller Anfang ist

... im Falle von Company of Heroes 2 wirklich leicht. Eine Tutorialmission zeigt Neueinsteigern in kompakter Form die wichtigsten Spielelemente und macht mit den komplexen taktischen Truppensteuerung vertraut. Recht nützlich: Sollten Spieler auf Grund der Komplexität des Spiels mal eine Funktion vergessen, zeigen umfassende Videos und Info-Boxen die wichtigsten Spielelemente.
Im Kampagnen-Modus kommandieren Spieler die Rote Armee und müssen die deutsche Wehrmacht zurückschlagen. Das das alles andere als langweilig ist, trotz ausgelutschtem 2. Weltkrieg-Setting, zeigt Relic auf beeindruckende Weise. Abwechslungsreiches Missionsdesign, drei einstellbare Schwierigkeitsgrade und optionale Nebenmissionen sorgen für die nötige Abwechslung. Wer dachte, dass es sich in Strategiespielen immer nur um die totale Dominanz gegenüber der Gegner handelt, wird in Company of Heroes 2 schnell eines besseren belehrt. So müssen wir uns in den ersten Missionen immer wieder strategisch zurückziehen und versuchen, der Wehrmacht jede Chance auf Ausbeutung unserer verlassenen Sektoren zu nehmen.
Die Rote Armee zeigt sich dabei von einer beeindruckend rauen Seite. Frei nach dem Motto "Kämpf oder stirb" werden Deserteure von den eigenen Offizieren erschossen. Ahnungslose russische Bauern werden Zwangsrekrutiert und als Kanonenfutter eingesetzt.
Für eine stimmige Atmosphäre sorgen immer wieder gut eingesetzte Zwischensequenzen und eine gelungene Soundkulisse. "Ein neuer Infanterietrupp ist eingetroffen, um für das Vaterland zu sterben!" gehört hierbei noch zu den harmlosen Sprüchen die den Spieler erwarten.
Doch bietet die Kampagne mit ihren 15 Missionen deutlich mehr als nur Selbstmord-Kommandos. Von der Jagd auf Scharfschützen in Stalingrad, über die Rettung von eingekesselten Einheiten, bis hin zur Abwehr von deutschen Großangriffen, wird alles geboten, was den Strategie-Fan erfreut. Die Reise führt uns dabei von historischen Schauplätzen an der Ostfront bis zum Einmarsch in Berlin.



Ich sehe was, was du nicht siehst

Das TrueSight-System ist eine der wichtigsten Neuerungen und löst den "Nebel des Krieges" ab. So ist neuerdings unsere Sicht von Häusern und anderen Karten-Objekten eingeschränkt. Jede Einheit hat seinen eigenen dynamisch berechneten Sichtbereich, was bei der Flankierung des Gegners neue Möglichkeiten zur taktischen Koordination bietet. Somit sind Erkundungstouren und eine gute Positionierung der Einheiten ein neuer Schwerpunkt. Sollten mal keine Objekte für strategische Truppenbewegungen zur Verfügung stehen, können Spieler auch in Form von Rauchgranaten nachhelfen und somit kurzfristig die Sicht des Gegners einschränken.

(Sch)eiskalt

Eine weitere Neuerung bietet die Einführung eines Schneesturms mit direktem Einfluss auf das Spielgeschehen. Infanterie-Einheiten müssen sich während einem Schneesturm innerhalb von Gebäuden aufhalten oder sich in der Nähe eines Lagerfeuers befinden, um einem qualvollen Erfrierungstod zu entgehen. Zusätzlich hat der Schnee direkten Einfluss auf die Truppenbewegungen. Je nachdem wie viel Schnee in einem Bereich liegt, bewegen sich Truppen langsamer. Schneestürme können aber auch positive Seiten haben. So sorgen sie dafür, dass Seen und Flüsse zufrieren und sich somit neue Wege zum vorrücken bieten. Aber Vorsicht: Die neu gewonnenen Routen zur Fortbewegung können durch feindlichen Beschuss auch wieder zerstört werden. So lehrte uns ein eingebrochener Panzer mehr als einmal das Fluchen.



Gemeinsam an der Front

Multiplayer-Matches erlauben eine beliebige Zusammenstellung aus bis zu acht menschlichen oder KI-gesteuerten Spielern. Erfreulicherweise dürfen Spieler im Multiplayer auch auf der Seite der Wehrmacht kämpfen. Die unterschiedlichen Spiel-Modi unterteilen sich in Deathmatch und Sektoren-Erobern. Bei letzterem müssen Sektoren gehalten und erobert werden um auf eine festgelegte Anzahl von Siegpunkten zu kommen.
Die Gefechte um Ressourcen-Sektoren und Siegpunkte gestalten sich hektisch, spannend und taktisch. Die gelungene KI der gegnerischen Truppen verzeiht bei den höheren Schwierigkeitsgraden keine Fehler und erfordert ein ständiges anpassen der eigenen Taktik. Es ist nahezu unmöglich einen Sektor zu 100% zu sichern. Sollte die KI einmal nicht weiter kommen, wird die Taktik umgewandelt und der Sektor erst mal mit Luftunterstützung zerbombt, bevor ein neuer Angriff gestartet wird.
Die beiden Fraktionen gestalten sich als ausgewogen, wenn auch mit komplett unterschiedlicher Spielweise. Während die schwächlichen russischen Soldaten eine taktische Vorgehensweise erfordern, wird bei der Wehrmacht auch mal ein "Rushen" möglich. Hierbei ist keine der Einheiten als Kanonenfutter zu verwenden. Relic hat eine gute Umsetzung des Schere-Stein-Papier-Prinzips, in Form von "Panzergrenadier-MG-Mörser-Panzer-Pak-Stuka-Flugabwehrfahrzeug-Mine-Pionier-Flammenwerfer-Stalinorgel-Prinzip", eingesetzt, so dass ein Sieg nur mit einer ausgeglichenen Kompanie möglich ist.
Der Spielverlauf hat im Vergleich zum Vorgänger deutlich an Fahrt aufgenommen. Die größte Problematik hierbei ist, die schwach umgesetzte Wegfindung unserer Truppen. Wenn ein Panzer fröhlich mit ungeschütztem Heck voraus in einen Hinterhalt gerät und sich langsam zu drehen beginnt und dann auch noch zerstört wird, bevor auch nur ein Schuss abgegeben wurde, vergeht einem auch schon mal das Lachen.



Theater of War

Neu hinzugekommen ist der Modus Theater of War, eine freie Kampagne für die russische und die deutsche Seite. Beginnend im Jahr 1941 können Spieler verschiedene Missionstypen auswählen: Zwei gegen-zwei-Koop-Gefechte gegen die KI, Solo-Kämpfe und Missionen unter erschwerten Bedingungen. Die Bandbreite reicht von verdeckten Infanterieeinsätzen bis zu großen Schlachten um Sektoren. Auf beiden Seiten stehen in der Verkaufsversion nur der Kriegsschauplatz und die Technologie von 1941 zur Verfügung. Weitere Einsätze will Relic als DLC nachreichen.

Updates, Upgrades und Streams

Ein Panzer mit Turmluken-MG-Ausbau kann Infanterie bekämpfen, während seine Kanone einen anderen Panzer belästigt. Die wichtigen Pioniere, die zwar Fahrzeuge und Geschütze flicken sowie Kasernen, Bunker und so errichten, aber sonst arg wehrlos sind, mutieren mit Flammenwerfer-Extra zum Häuserschreck. Durch die Upgrades und erweiterten Fähigkeiten wird das Schere-Stein-Papier-Prinzip noch umfangreicher.
Vielfältige Truppentypen, Spezial-Fähigkeiten und Upgrades reichen noch nicht? Relic packt noch einen drauf: Mit Hilfe von Kommandanten-Buttons können Spieler taktisch oder strategisch zusätzlich eingreifen. Sobald der erste Sektor erobert wurde, poppen drei Kommandanten-Porträts auf, aus denen genau eins gewählt werden kann. Zum Beispiel einen Commander der Infanterie, Artillerie oder der motorisierten Einheiten.
Die Kommandanten wiederum schalten unterschiedliche Befehle frei: zum Beispiel eine Stuka als Luftunterstützung. Aber es wird noch komplexer, denn besagte Stuka unterstützt uns je nach gewähltem Kommandant anders: Als Aufklärer lüftet sie den Kriegsnebel kurzzeitig, als Tiefflieger hingegen feuert sie auf eigenes Ermessen mit ihren Bordwaffen auf Infanterie. Oder sie wirft eine 50-Kilo-Bombe punktgenau auf das Gebiet oder Feindziel, das ihr zugewiesen wurde.
Im Spielverlauf lassen sich weitere Kommandanten erspielen. Aus den freigespielten Inhalten lässt sich eine Art Kartendeck für Multiplayer-Matches erstellen. Das sorgt genauso für Langzeitmotivation wie die Achievements, die nicht nur wertlose Medaillen geben, sondern handfeste Boni für Truppentypen.
Zu guter Letzt noch ein nettes Feature: Relic unterstützt das Streamen von Matches über TwitchTV mit einer integrierten Funktion, die direkten Kontakt zu TwitchTV herstellt.

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