Das war 2005!

Seite 1: Hardware-Rückblick (Kolumne)

ati


In Asien der Tsunami, in New Orleans der Hurrikan, in Kaschmir die Erdbeben und in Kanada bzw. Taiwan (TSMC) der R520 – dies war das Katastrophenjahr 2005.
Doch dass ATI im vierten Quartal 05 hauptsächlich wegen schlechtem Grafikchipabsatz um die 100 Millionen Dollar Verlust einfuhr, dürfte die kanadische Firma, welche im August übrigens ihr 20 jähriges Bestehen feierte, schadlos überstehen. Nebst dem Desktop-Grafikkartenmarkt gibt es schliesslich noch andere Sparten, die weniger riskant bezüglich Nachfrageschwankungen und durchwegs rentabel sind, so zum Beispiel Mainboardchipsätze, mobile Lösungen und natürlich der „Xenos“ Chip in Microsofts HDTV-Spielkonsole Xbox 360, welche sich ausgesprochen gut verkauft.



nvidia


„Des einen Leid, des anderen Freud“ (oder so ähnlich) könnte man nVidias Situation im vergangenen Jahr beschreiben. Denn während ATI mit der Sisyphusarbeit der Fertigstellung ihrer R520- und Crossfire-Karten erst einmal eine Weile beschäftigt war, konnte nVidia ihre G70- und NV4x-Karten samt SLI verkaufen, ob die X1800XT letztendlich den einen oder anderen Benchmark gewonnen gehabt haben wird, interessierte die 3D-Spielerkundschaft nach einem zeitweilig heftigen inneren Konflikt zwischen „Fan-atismus“ und Ungeduld bald einmal nicht mehr.



ageia


Ebenso mystisch und sagenumwoben wie über ATI’s Crossfirekarten kursierten 2005 die News über ein äusserst innovatives, wenn nicht gar revolutionäres Virtual Reality Produkt durchs Web. Gemeint ist der PhysiX-Prozessor (PPU), welcher unter anderem Computerspielen eine völlig neue Dimension geben soll, welche man bisher neben dem gestiegenen grafischen Realitätsgrad der Computerspiele immer mehr vermisst hatte: diejenige der korrekten Physik! Man stelle sich ein Spiel vor, indem das Wetter nicht nur eine Himmeltextur ist, sondern in Echtzeit berechnet auf das Spielgeschehen Einfluss nimmt. Die Haare der Akteure und die Blätter auf den Bäumen wehen im Wind. Ein Auto wird im Rennen korrekt beschädigt und die Scheiben laufen bei Temperaturunterschieden an. In Shootern wird es erstmals möglich sein, durch dünne Wände zu schiessen oder eine Tür einfach einzutreten, wenn man vor lauter Knarren keine Hand zur Betätigung der Klinke frei hat.
Die ganze Sache hat allerdings einen Hacken: die PhysiX Karte kann nicht zaubern. Ein Spiel muss natürlich entsprechend programmiert sein, damit die Physik berechnet werden kann. Und eben die noch nicht vorhandenen Spiele sind der Grund, wieso die seit Frühjar 2005 praktisch fertig gestellte Wunderkarte noch nicht auf dem Markt aufgetaucht ist. Erste Spiele und damit auch die genannte Markteinführung werden aber für Frühjar 2006 erwartet.



intel


Wer die Entwicklung der Intel-CPUs in den letzten zehn Jahre etwas verfolgt hat (und damit relativ gesehen bereits zu den Aufrüst-Veteranen gehört) wird sich noch gut an die jeweils eher kritisch gehaltenen Urteile der Fachpresse erinnern können, wenn Intel jeweils seine neuste CPU-Generation vorstellte. Wirkte der Pentium 2 auf seiner teuer aussehenden Cache-Platine noch sehr imposant, so währte dieses Bild technischer Innovation doch nur kurz, denn die ersten Pentium 2 takteten weder im FSB noch im Core schneller als ihre direkten Pentium-Vorfahren, wohingegen AMD aus Sockel-7-Platformen noch erstaunlich Leistungen herauszuholen vermochte.
Dasselbe galt für den Pentium 3, welcher mangels Softwareunterstützung von ISSE anfänglich keine Vorteile gegenüber einem P2 brachte. So lautete denn auch das Fazit der Presse im Allgemeinen: 3 müsse eigentlich besser sein als 2, aber mit Messungen untermauern könne man dies nicht.
Als AMD mit dem Athlon schliesslich erstmals in der pro MHz-Leistung auf den meisten Gebieten mit Intel gleichzog, war klar, dass die Tage des Pentium 3 bereits schon wieder gezählt waren.
Intels Lösung für dieses Problem sollte Folgen haben, welche noch fünf Jahre später deren Prozessorentwicklung überschattete: Die P6-Architektur des P3 wurde nach nur kurzem Dasein für den Desktop beerdigt und an deren Stelle die Netburstarchitektur verpflanzt. Das Netburstpflänzchen gedieh nach anfänglichen Performanceproblemen mit sündhaft teuerem RD-RAM sehr zufrieden stellend, in Kürze schoss es auf die Höhe von 2GHz, bereits 2002 (vor mehr als 3 Jahren) erreichte es sogar die 3GHz-Marke. Doch damit war offenbar das Ende der Bohnenstange erreicht. Durch Überdüngung mit immer kleinerer Fertigungsverfahren und längeren Pipelines steigerte Intel schliesslich nur noch die Verlust- nicht aber die Rechenleistung ihrer Desktop-CPUs, Wasserkühlungen drohten mit dem Prescott-Core und dessen verworfenen 5GHz-Nachfolger „Tejas“ bereits obligatorisch zu werden.
Schliesslich musste Intel vergangenes Jahr wohl oder übel die Handbremse ziehen und züchtet seither ihre Pflanzen nicht mehr in die Höhe, sondern in die Breite: Schlicht und einfach „Duo“ sollen die neuen CPUs heissen, welchen den Pentium 4 mittelfristig (bis Ende 06) direkt beerben. Da der Name auf den doppelten Kern hinweist, wird es in zwei Jahren denn sicher auch Quattro-Modelle geben. Im Unterschied zum "Presler", welcher zwei Pentium 4-Pflanzen in einem Topf ist, sprosst der künftige "Conroe" wieder aus der Pentium M-Architektur, welche wiederum eine Weiterentwicklung der P6-Architektur des Pentium 3 ist.
Damit wird das (in jüngster Zeit eher düstere) Kapitel "Pentium 4" nächstes Jahr ein für allemal abgeschlossen.



creative


Eher im Schatten der Grabenkämpfe um Spielegrafik und –Physik revolutionierte Creative mit der X-Fi dieses Jahr nebenbei mal wieder die digitale Klangerzeugung. Raumklang aus praktisch jeder (mindestens stereophonen) Quelle auf praktisch jeder Lautsprecherkonfiguration (auch Kopfhörern) soll die neue Soundkarte errechnen können. Durch Oversampling und 24-bit Verarbeitung sollen Musikstücke ab CD oder sogar auch komprimierte MP3-Dateien beim Abspielen wieder näher ans Original reichen – dafür sorgen ausgefeilte Algorithmen welche auf 51 Millionen Transistoren berechnet und in 64MB X-RAM zwischengespeichert werden.
Das Ergebnis soll denn auch sehr beeindruckend sein. Angesichts der Preise für eine entsprechende Karte ist allerdings anzunehmen, dass der Klirrfaktor bei der Soundwiedergabe nicht im gleichen Masse reduziert werden konnte, wie er in der Kasse von Creative und deren Händlern ansteigen wird.



Überhaupt zeichnete sich 2005 ein eher besorgniserregender Trend zu immer teurerer Hardware ab, zuerst bei den Grafikkarten, dank Dualcore bei den CPUs und nun auch bei den Soundkarten.
Für das Geld, das man früher für ein High End-Produkt hinblätterte, bekommt man heute Midrange. Eine High End-Grafikkarte kostet mittlerweile so viel wie ein kompletter Einsteiger-PC. Die Frage, die sich deshalb für Spieler im Jahr 2006 stellt, lautet: Wenn ein Spiel auf eine Dualcore-CPU, PhysiX-Karte, SLI und X-Fi Soundkarte optimiert ist, mit welchen Abstrichen muss dann ein Spieler rechnen, der einen bezahlbaren, 6-Monate alten Rechner besitzt?
Im Prinzip ist die Lösung sehr trivial: mit gar keinen; er muss einfach das Spiel erst eineinhalb Jahre Später kaufen, wenn er dann einen neuen Rechner hat. Der positive Nebeneffekt ist, dass bei diesem verzögerten Kauf der Software bereits alle nötigen Patchs verfügbar sind.[et]
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Kategorie: Hardware
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