Im Test: High End Passivbox XTZ 99.36 MK3

Schwedisches Klangjuwel

Test: Passiv-Standbox XTZ 99.36 MK3

Bei der intensiven Suche nach einem bezahlbaren Top-Lautsprecher sollte der High End- orientierte Musikfreund unbedingt auch das Portfolio des schwedischen Audio-Spezialisten XTZ unter die Lupe nehmen.

Dort wartet nämlich eine mit erstklassigen Chassis namhafter Hersteller ausgestattete Standbox, welche den nüchternen Namen 99.36 trägt und bereits in dritter Generation produziert wird. Diese gut ein Meter hohe, modern gestylte Box bietet als Highlight einen erstklassigen Bändchen-Hochtöner auf und tritt mit umfangreichen Klanganpassungs-Möglichkeiten in Erscheinung.

Die XTZ 99.36 MK3

XTZ bietet das in mattem Weiß oder Klavierlack-Schwarz erhältliche Hightech-Pärchen über den deutschen Direktvertrieb für glatte 1600 € (plus Versandkosten) an und begibt sich damit in die Preisliga hochgepriesener Lautsprecher wie z.B. einer Nubert nuVero 60 oder einer B&W 683 S2. Die spannende Frage lautet also, ob die schlanke Schwedin gegenüber solcher Konkurrenz tatsächlich eine Chance hat.

Die XTZ 99.36 ist in Klavierlack-Schwarz oder in mattem Weiß erhältlich

Ausstattung, Gestaltung und Verarbeitung

Bereits beim Auspacken der Boxen wird der Käufer vom reichhaltigen Zubehör überrascht. So liegen für jedes der drei hinteren Bassreflexrohre passende Schaumstoffstopfen bei und für die Standfläche gibt es Gummikegel und Spikes mit Bodenplättchen aus Metall zur Auswahl. Weiterhin findet der User für jede Box einen mit Stoff bespannten, magnetisch anclippbaren Schutzrahmen zur Abdeckung der Chassis im Karton. Sind die praxisgerecht gestalteten Standfüße aus Aluminium mit dem beigefügten Imbusschlüssel montiert, überzeugt die Konstruktion nicht nur mit gefälligem Design, sondern vor allem mit einem sehr sicheren Stand.

Die Alu-Standfüße können mit Gummikegeln oder mit Spikes ausgerüstet werden

Der positive Ersteindruck wird durch die ausgesprochen hochwertige Gesamt-Verarbeitung der Box bestätigt. Von der Lackierung bis zum Tri-Wiring Terminal mit Vollmetall-Klemmen, die mit anodisiertem Silber beschichtet sind, alles hinterlässt einen hochwertigen optischen und haptischen Eindruck. Auch die Frontabdeckung macht hier keine Ausnahme.

Die Tri-Wiring Anschlussklemmen nehmen auch große Kabelquerschnitte auf

Die Front mit Lautsprecherabdeckung und die Rückseite mit Terminal und Bassreflexöffnungen

Das beachtliche Gewicht von 24 kg der recht zierlich wirkenden 99.36 FLR überrascht nicht, wenn man die üppig proportionierten MDF-Außenwände von 25 mm Stärke sowie die aufwändigen Gehäuseverstrebungen im Inneren der Box betrachtet. Eine solche Gehäusekonstruktion gibt in Zusammenarbeit mit dem großzügig eingebrachten Dämmmaterial klangschädigenden Gehäuseresonanzen kaum eine Wirkungs-Chance.

Pfiffig und praktikabel hat XTZ die Möglichkeit der Klanganpassung gelöst. Das Terminal wurde durch ein Feld mit Steckbuchsen erweitert. Mit Hilfe von entsprechenden Steckbrücken können so verschiedene Klangcharakteristiken im Bass- und im Höhenbereich realisiert werden. Dazu werden die Stecker einfach in entsprechende Positionen gesetzt. Somit ist es möglich, die Höhen von -4 dB bis +3 dB zu verändern und den Bass sogar von -3 dB bis + 6 dB zu beeinflussen. Leider ist aber die Beschriftung des Anschlussfeldes recht klein geraten und die Darstellung etwas unübersichtlich gestaltet worden.

Über den Tri-Wiring Anschlüssen befindet sich das Feld mit den Steckbuchsen

Auch in der als Download verfügbaren sowie im Print beiliegenden Anleitung sind Darstellung und Erläuterung nicht viel besser ausgefallen. Des Weiteren liegt die Anleitung jeweils nur in Englisch vor, was angesichts der ansonsten sehr vollständigen Produktausstattung etwas betrüblich erscheint.

Die aufwändige Frequenzweiche der Box ist über den abschraubbaren Bodendeckel zu erreichen und enthält erstklassige Bauelemente. Ein kleines Manko hinsichtlich der Betriebssicherheit besteht allerdings darin, dass die Weichenplatine durch die Befestigungsschrauben recht stark verbogen wird. Ein Bruch der Rückseitigen Leiterbahnen ist damit nicht ausgeschlossen. XTZ das Problem aber erkannt und bereits eine verbesserte Befestigung auf den Weg gebracht.

Das technische Konzept

Die XTZ wurde als 2 ½ -Wege System konzipiert. Diesem System wird gegenüber dem klassischen 3-Wege-Konzept eine homogenere Spielweise nachgesagt. Weiterhin lässt sich hiermit bei Einsatz der passenden Treiber auch bei kleinen Gehäusen eine gute Bass-Performance erzielen. In der 99.36 arbeitet der Tieftöner in einer eigens für ihn hergerichteten Kammer. Diese ist im unteren Bereich der Box platziert und beansprucht den größten Teil des Boxenvolumens. Die zwei Bassreflexrohre dieser Kammer strahlen nach hinten ab. Der Tieftonlautsprecher wird bereits bei 180 Hz mit einer Steilheit von 12 dB/Okt vom restlichen Frequenzbereich abgekoppelt. Somit darf er ausschließlich in seinem optimalen Wirkungsfeld arbeiten.

Der Tief-Mitteltöner ähnlicher Bauart teilt sich dagegen die kleinere Basskammer im oberen Bereich der Box mit dem Bändchen-Hochtöner. Die Frequenzweiche bietet diesem Lautsprecher ebenfalls die Tiefen an, doch darf das Chassis entsprechend seinen Genen daneben auch noch elektrische Frequenzen des Mitteltonbereiches in Schallwellen umwandeln. Das Bassreflexrohr der kleineren Kammer atmet ebenfalls nach hinten. Mit diesem System erreicht die XTZ eine für die Boxengröße beachtliche unter Grenzfrequenz von 35 Hz (-3dB). Durch Verschließen der einzelnen Bassreflexkanäle durch die beiliegenden Schaumstoffstopfen hat der User die Möglichkeit, den Bass an die Raumakustik oder an persönliche Hörvorlieben anzupassen. Der Tief-Mitteltöner wird von der Frequenzweiche bei 3,5 kHz abrupt mit 18 dB/Okt abgekoppelt und überlässt dem Bändchen-Hochtöner von dort die Wandlung des Frequenzspektrums nach „oben“. Somit spielt auch dieser in seinem optimalen Arbeitsfeld.

Üppig mit hochwertigen Bauteilen bestückt: Die Platine der Frequenzweiche

Weitere Möglichkeiten der Klanganpassung bietet die Modifizierung der Frequenzweiche mit Hilfe der Steckbrücken. Durch entsprechendes Platzieren dieser (ebenfalls beiliegenden) Steckbrücken auf dem Terminal wird die Weichenschaltung so verändert, dass dem Bass-Chassis und/oder dem Hochtöner größere oder kleinere Pegel zugeführt werden. Dies führt dann zur Anhebung, bzw. Absenkung der Tiefen oder der Höhen. Somit kann der Boxensound in einem recht weiten Bereich den Raumgegebenheiten oder den klanglichen Vorlieben des Nutzers angepasst werden.

Die Chassis


Ausgebaut: Die Chassis der XTZ 99.36
Tieftöner, Tief-Mitteltöner und Bändchen-Hochtöner (von links)

Der Tieftöner
Die XTZ 99.36 ist mit einem 180 mm Sandwich Longstroke SEAS EXEL-Tieftöner aus der Prestige-Serie bestückt. Dessen Membrane aus beschichtetem Papier genießt den Ruf sehr guter Resonanzunterdrückung bei außerordentlich hoher Steifigkeit. Das leistungsfähige Magnetsystem in Verbindung mit dem geringen Membrangewicht gewährleistet eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit, wodurch ein verzögerungsfreier, „plötzlicher“ Bass ermöglicht wird.

Der Mitteltöner
Ebenfalls von SEAS Excel stammt der 6 ½“ Tief-Mitteltöner, welcher das akustische Konzept der Box maßgeblich mitträgt. Ausgestattet mit einer oberflächenbehandelten Magnesium-Membran und einem hochreinen Magnesium-Druckguss-Chassis stellen die Fähigkeiten dieses Hightech-Lautsprechers die Weichen für hohe Präzision, geringe Verzerrungen und einen optimalen Detailierungsgrad im Mitteltonbereich. Ein silberfarbener Phase-Plug im Zentrum des Lautsprechers sorgt dafür, dass tonale Auslöschungen durch interne Reflexionen vermieden werden. Somit sind auch Frequenzgang-Einbrüche bei diesem ausgefeilten Schallwandler kein Thema.

Der Hochtöner
Als weiteres Glanzstück der Chassisbestückung kann der Fountek CD 3.0 Bändchen-Hochtöner gelten. Ein ausgesprochen linearer Frequenzgang von 1,4 kHz bis zu (nicht mehr hörbaren) 40 kHz bei sehr geringen Verzerrungen zeichnet diesen Hochtöner aus. Dazu gesellt sich eine fast perfekte Sprungantwort, sodass von der XTZ 99.36 brillante, verzerrungsfreie Höhen und ein Höchstmaß an Feinauflösung reproduziert werden können.

Die elektroakustischen Eigenschaften

Es ist eine Binsenweisheit, dass Messwerte den Klang einer Box nicht hinreichend beschreiben können. Andererseits zeigen Messwerte grundlegende Stärken oder Schwächen eines Lautsprechers auf und geben darüber hinaus wichtige Hinweise in Bezug auf die Anforderungen an die treibende Verstärker-Endstufe. Tadellos zeigt sich bei der XTZ 99.36 zunächst das Messergebnis des Frequenzganges. Mit Ausnahme einer kleinen Senke bei 4 kHz ist der von der Box erzeugte Lautstärke-Pegel bei allen Frequenzen des Hörbereiches annähernd konstant, was eine wichtige Voraussetzung für eine neutrale Wiedergabe darstellt. Dies gilt ab einem Tiefton von etwa 35 Hertz, welcher die untere Grenzfrequenz der 99.36 bei einem Pegelabfall von 3 dB markiert. Bezogen auf Größe und Preis der Box ein sehr guter Wert, welcher einen beachtlichen Tiefbass verspricht!

Konstanter Pegel bei allen Frequenzen des Hörbereichs ab etwa 40 Hertz

Der mittlere Kennschalldruck, auch als „Wirkungsgrad“ bezeichnet, wird von XTZ mit 87 dB/Wm angegeben, was wir durch eigene Messungen weitgehend bestätigen konnten. Mit diesem guten Wirkungsgrad sind für brachiale Lautstärkepegel um die 100 dB am Hörplatz (in drei Meter Entfernung von den Boxen) lediglich 60 Watt Verstärkerleistung erforderlich.

Sehr erfreulich präsentiert sich auch das Impedanzverhalten der 99.36. Im Übertragungsbereich ab 35 Hz liegt der wirksame Widerstand konstant zwischen 5 und 10 Ohm und kratzt nur hin und wieder an der 4 Ohm- Marke.

Gutmütiger Impedanzverlauf ohne kritische Einbrüche

Große Phasensprünge eines Lautsprechers führen so manche Endstufe an die Grenze der Stabilität. Will man Klangeinbußen oder sogar Ausfälle vermeiden, müssen Verstärker mit laststabilen Endstufen und hohen Dämpfungsfaktoren her. Aber auch beim Phasenverhalten zeigt sich die XTZ sehr gutmütig. Die gemessenen Phasendrehungen von maximal +/- 20 Grad verkraften im Normalfall auch schwächere Verstärker.

Verstärkerfreundlich: Die Phasenverschiebung bleibt im Bereich von +/- 20 Grad

Aufgrund des anspruchslosen Impedanz- und Phasenverhaltens ist zu erwarten, dass die XTZ auch an mittelpreisigen (Transistor-) Verstärkern ihr Klangpotenzial voll abrufen wird. Aber auch Röhren mit nicht zu kleiner Leistung können als Spielpartner der 99.36 in Erwägung gezogen werden, was der Klangtest mit einem Lyric Ti-60 Röhrenvollverstärker (2 x 37 W an 4 Ohm) eindrucksvoll bestätigte. Beruhigend wirkt letztlich die Tatsache, dass die kleine Standbox eine Verstärkerleistung von 200 Watt (nach ICE-Norm) dauerhaft verkraftet, ohne dabei Schaden zu nehmen.

Der Klang

Sicher kennen Sie das Gefühl, wenn Ihnen jemand aus dem Herzen spricht. Wenn dies dazu noch mit Nachdruck und Empathie geschieht, erreicht dieser „Jemand“ sicherlich sehr schnell hohe Sympathiewerte. So ähnlich könnte es dem kaufinteressierten Hörer ergehen, wenn er „seine“ Musik zu ersten Mal mit der XTZ 99.36 hört.

Einrichten der Box
Um ins musikalische Wohlgefühl einzutauchen, sind jedoch vorweg einige schnöde Einrichtungsarbeiten unumgänglich. Zweifel an der klanglichen Leistungsfähigkeit der Schwedin im Neuzustand sollten zunächst durch einige Stunden Einspielzeit (z.B. mit UKW-Rauschen) ausgeräumt werden. Es empfiehlt sich danach, die umfangreichen Möglichkeiten der Klanganpassung zu nutzen, um die Basswiedergabe den örtlichen Gegebenheiten anzupassen und Brillanz sowie räumliche Abbildung zu optimieren. In unserem 35 qm großen Testraum klang die 99.36 am Creek EVO-Amp für unsere Tester-Ohren im Bassbereich am besten, wenn die Boxen mit 20 cm Abstand von der hinteren Wand und seitlich einigermaßen frei mit etwa 80 cm Wandabstand agieren durften. Als optimal stellte sich weiterhin heraus, alle Bassreflexrohre offen zu lassen und den Basspegel mit den Steckbrücken um 3 dB zu erhöhen. Die Montage der Spikes, eine Anhebung der Höhen um 3 dB sowie das Ausrichten der Boxen direkt auf den Hörplatz (oder leichtes Wegdrehen) verschaffte dem Klangbild die beste Transparenz und eine überzeugende Raumabbildung. Eine Entfernung von 2,5 bis 4 Metern zwischen Hörplatz und Lautsprecher kann als optimal gelten.

Klangtest-Pflicht
Optimal eingerichtet, musste die Box zunächst pflichtgemäß die Klangtest-LP „dhfi Schallplatte Nr. 7 Direktschnitt“ reproduzieren. Fast schon erwartungsgemäß bildete die XTZ die Instrumente wie Kontrabass (44 Hz), Triangel, Trommeln, Gong und Ratsche mit den geforderten Attributen bravourös ab und überzeugte die Tester in dieser „Pflicht-Disziplin“ auf der ganzen Linie.

Klangfarben, Dynamik und Transparenz
Bei der Wiedergabe unserer Test-Tracks aus Rock, Blues, Folk und Klassik, dargeboten über hochwertige Zuspielkomponenten, präsentierte sich die XTZ 99.36 dann mit all ihren Möglichkeiten. Kaum eine Box zuvor hat uns in kürzester Zeit derart in ihren Bann gezogen wie die 99.36. Mit ihrer ausdrucksstarken, dynamischen und offenen Spielweise entpackt die Box ein ungeheures Spektrum an Klangfarben und tonalen Schattierungen. So löste Ralf Illenbergers Gitarrenspiel in „Frogs“, dargeboten von der Stockfisch-LP „Vinyl Collection Vol.2“ ebenso Gänsehautfeelig aus wie Ry Cooders „I Think It‘s Going To Work Out Fine“ von der Direktschnitt-LP „Bop Till You Drop“. Direkt “vor Ort“ wähnt man sich bei dem von Doug MacLeod mit unglaublich dynamischer Präsens vorgetragenen Boogie-Blues „Raylene“, bei der die XTZ nicht nur die Instrumente wunderbar differenziert, sondern auch die klangliche Atmosphäre des Aufnahmeraumes ins Wohnzimmer transportiert.

Bassperformance
Aufgrund des bauartbedingten Gehäusevolumens bestanden bei einigen Testern gewisse Zweifel an der Basspotenz der zierlichen Box. Spätestens bei dem mit angemessener Lautstärke gefahrenen „Präludium und Fuge in D“ von Johann Sebastian Bach (Album „The Bach Gamut“), interpretiert von Virgil Fox, wichen jedoch alle Bass-Bedenken und wandelten sich in genüssliche Zustimmung. Mit welcher Dynamik und Wucht die 99.36 bei gleichzeitig perfekter Kontrolle die extremen Tiefbässe der großen Orgel in den Hörraum zelebrierte, ging schon fast in die Kategorie „unglaublich“. Und dies, obwohl die Box die unterste Oktave jenseits von 35 Hertz nur ansatzweise ins Spiel bringen kann. Aber auch bei weniger tiefenlastiger Musik wusste uns der XTZ- Bass zu gefallen.
Immer harmonisch ins Klangbild eingepasst, entfaltet er sich streng dem Signal folgend mal voluminös-tief, mal konturiert-impulshaft. Obwohl die 99.36 kein Tiefenmonster ist, stellt sie auch für größere Räume ein angemessenes Bassfundament zur Verfügung.

Gesangsstimmen
Sicherlich ist es der perfekten Harmonie zwischen dem SEAS Tief-Mitteltöner und dem Fountek Bändchen-Hochtöner zu verdanken, dass eine weitere große Stärke der 99.36 in der Darstellung von Gesangsstimmen liegt. Hierbei enthält sich die Box jeder Schärfe in den Höhen und oberen Mitten, vermeidet die Betonung von Zischlauten und bildet den Gesang schon fast horn-typisch greifbar plastisch ab. In „Let The Musik Flow“ wird Allan Taylor direkt in den Hörraum geholt, um all seine Stimm-Fassetten erlebbar zu machen. Eine derart direkte Stimm-Präsenz löste selbst bei den erfahrensten Testern ungläubiges Staunen aus. Auch Vanessa Fernandes‘ anspruchsvolle Soulstimme bei der Darbietung von „Here But I‘m Gone“ geriet in unserem Hörraum zu einem Erlebnis besonderer Art. Verhaspeln sich viele (durchaus gute) Boxen am Schluss des Stückes bei der Abbildung komplexer Passagen, behielt die XTZ lässig die Kontrolle und differenzierte dabei auch noch feinste Voice-Nuancen.

Raumabbildung und Detailauflösung
Als Nagelprobe für Detailauflösung, Stimmdarstellung und räumlicher Abbildung gilt im Technic3D-Team „A Riverside Town“ mit der Chinesischen Sopranistin Jiang Cheng Ji, welche hier vor großem Chor und Orchester singt. Als HiRes-File eingespeist, gelang der XTZ zunächst einmal die Raumabbildung sehr schön, indem die Sängerin deutlich vor Orchester und Chor gestellt wird und die räumlichen Dimensionen des Konzertsaales in Tiefe Breite erfahrbar gemacht werden. Jiang Cheng Ji‘s Stimme behielt hierbei auch in den höchsten Lagen ihre seidige Kraft und Ausdrucksstärke. Selbst in den kritischen Pegelphasen, wo kalottenbestückte Boxen schon einmal leicht die Contenance verlieren, behielt die XTZ die volle Kontrolle über das Konzertgeschehen und verzauberte die Testhörer mit Detailreichtum und dynamischer Gewalt.

Klangvergleich mit namhafter Kokurrenz
Bei derart viel Lob stellt sich die Frage, wie die XTZ 99.36 im Vergleich mit der prämierten Preisklassen-Konkurrenz , z.B. der großen Kompaktbox Nubert nuVero 60 oder der Standbox B&W 683 S2 abschneidet. Die B&W stellt in der 1500 Euro-Liga zwar eine durchaus gutes Produkt dar, erreicht aus unserer Sicht jedoch nicht die Klangqualität der XTZ. Dies betrifft vor allem die Darstellung von Gesangsstimmen und die Höhenwiedergabe. Auf klanglicher Augenhöhe dagegen begegnet Nuberts nuVero 60 der XTZ 99.36. Trotz der hervorragenden Klangbewertung der nuVero im Technic3D-Test gefällt uns der 99.36- Klangcharakter noch einen Tick besser, vor allem wegen der emotionaleren Spielweise. Diese Beurteilung liegt aber im Bereich des persönlichen Geschmacks.

Am Thron unserer absoluten Referenz, der 3000 Euro teuren Nubert nuVero 110 mit ihrem souveränen, „erwachsenen“ Klangbild konnte die 99.36 FLR aber dann doch nicht rütteln. Dies wäre auch einer kleinen Sensation gleichgekommen.


Fazit

Mit der 99.36 MK3 ist dem schwedischen Audio-Unternehmen XTZ zweifellos ein großer Wurf gelungen. Die mit Top-Chassis namhafter Hersteller bestückte, passive Standbox wird über den deutschen Direktvertrieb für 1600 Euro/ Paar (plus Versand) angeboten und besticht durch ein modernes Design, bester Verarbeitung, und einen überragenden Klang. Hervorzuheben ist weiterhin die außergewöhnlich gute Ausstattung mit umfangreichen Möglichkeiten der Klanganpassung. Eine elektrische Belastbarkeit von 200 Watt (nach IEC) und die fünfjährige Garantie sorgen beim Käufer für ein sicheres Gefühl. Eine Betriebsanleitung liegt jeder Box in gedruckter Form bei, steht aber auch im Netz als Download zur Verfügung. Sie ist jedoch jeweils ausschließlich in Englisch verfasst.

Klanglich präsentiert sich die schlanke Schwedin als wahres Kleinod. Basierend auf einen gut abgestimmten, tiefen und klar strukturierten Bass akzentuiert sich das Klangbild der Box durch vielfältige Klangfarben, ein hohes Maß an Transparenz und Detailtreue sowie eine prägnant-plastische Darstellung von Gesangsstimmen. Als sehr angenehm empfanden die Tester dabei die Spielweise des Fountek Bändchen-Hochtöners, welcher sich jeglicher Form von tonalen Härten oder Zischeln enthält.

Die elektroakustischen Eigenschaften der 99.36 stellen sich auf hohem Niveau dar. Ein guter Wirkungsgrad und unkritische Anschlusswerte machen die Box auch für Besitzer einfacherer Verstärker interessant. Röhren-Amps mit einer Ausgangsleistung von mindestens 30 Watt haben ebenfalls gute Chancen, mit der Box zu harmonieren. Gekoppelt mit der Lyric Ti-60 Röhre sprühte die 99.36 nur so vor Spielfreude und erzeugte bei Bedarfsehr sehr hohe, unverzerrte Lautstärkepegel.

Mit ihren klanglichen Fähigkeiten katapultiert sich die XTZ 99.36 FLZ in die High End- Liga der Passivboxen und ist ab sofort die Technic3D- Referenz in der Preisgruppe um 1500 €/ Paar.


Test- Equipment:
Verstärker: Creek EVO, Teufel Kombo 62 CD-Receiver, Lyric Ti-60 (Röhren-Amp)
Plattenspieler: Thorens TD 166
CD-Player: Creek EVO
HiRes-Player: FiiO X1
Hochwertige Verkabelung

Hinweise zur Bewertung
Die Bewertung aller Kriterien erfolgt bei TECHNIC3D preisklassenbezogen.
Die Bewertung des Klanges basiert auf eine optimale akustische Anpassung der Boxen an den Hörraum.


High End Passiv-Standbox XTZ 99.36 MK3, Preisklasse um 1500 Euro/ Paar

Einzel-Bewertung

Gestaltung und Verarbeitung10 /10 Punkte
Ausstattung und Handhabung
9 /10 Punkte
Elektroakustische Eigenschaften10 /10 Punkte
Bass-Performance10 /10 Punkte
Tonale Ausgewogenheit / Natürlichkeit10 /10 Punkte
Ausdruckskraft / Dynamik10 /10 Punkte
Transparenz / Detailauflösung10 /10 Punkte
Raumabbildung / Ortbarkeit10 /10 Punkte
Gesangsstimmen und Sprache10 /10 Punkte
Hochtonqualität 5 / 5 Punkte
Klang bei unterschiedlichen Pegeln 5 / 5 Punkte

Gesamtbewertung:

99 /100 Punkte
Note:1,0
Testurteil: sehr gut


award top blacks


Bewertungs-Schlüssel:

Punkte: 100 - 91Note: 1,0 - 1,4 Testurteil: sehr gut
Punkte: 90 - 80Note: 1,6 - 2,4 Testurteil: gut
Punkte: 79 - 67Note: 2,6 - 3,4 Testurteil: zufriedenstellend
Punkte: 66 - 50Note: 3,6 - 4,4 Testurteil: mäßig
Punkte: 49 - 30Note: 4,6 - 5,4 Testurteil: schlecht
Punkte: 29 - 0Note: 5,6 – 6,0 Testurteil: unzureichend