ABACUS ist nicht nur ein Verstärker-Spezialist, sondern hat auch eine breite Lautsprecherpalette im Programm. Durchweg aktiv ausgelegt, reicht diese von der kleinen „C-Box 3“ für etwas mehr als 650 Euro das Paar bis zu Lautsprechern der absoluten High End- Liga, wie zum Beispiel der stattlichen Oscara, die mit einem Paarpreis von 14.500 € veranschlagt wird. Erfreulich, dass die ABACUS-Produkte nicht nur ab Werk Nordenham vermarktet werden, sondern dass der interessierte Kunde auch autorisierte Fachhändler in seiner Nähe zum Probehören und für den Kaufabschluss zum Werkspreis findet.
Die C-Box 4
Freundlicherweise stellte uns Lucas Dehnert von „AudioConnoisseur“ Wuppertal aus seinem ABACUS-Portfolio die C-Box 4 (einschließlich Vorverstärker Preamp 14) für einen Test zur Verfügung. Mit den kompakten Abmessungen von 132×132×202 mm (B x T x H) kann die C-Box 4 nicht nur als Schreibtischlautsprecher am Computer oder zur Verbesserung des Fernsehtones eingesetzt werden.Durch ihre klanglichen Fähigkeiten ist sie laut ABACUS sogar als High End-orientierte Lautsprecherbox für den anspruchsvollen Hörer eine Option und wird selbst in professionellen Recording- und Masteringstudios als Nahfeld-Monitor sehr geschätzt. Die C-Box 4 ist neben schwarzer und weißer Lackierung auch in bunten Farben erhältlich und kostet einschließlich Versand aktuell ca. 870 Euro pro Paar. Im Zusammenwirken mit der tadellosen Verarbeitung ist die kleine ABACUS zweifelsfrei ein echter Hingucker.
Gestaltung und Ausstattung
Für eine normale Aufstellung im Regal oder auf einer Tischplatte sind vier Gummifüße auf der Unterseite angebracht, die der Box einen guten Stand gewähren. Sie sind allerdings nicht höhenverstellbar. Erweiterte Aufstellmöglichkeiten bietet die im Gehäuseboden eingelassene Metallplatte mit einer 3/8 Zoll Gewindebohrung.Hiermit kann die Box auf alle gängigen Mikrofonstative befestigt werden, die das Gewicht von 4,25 kg akzeptieren. ABACUS selbst bietet aber auch verschiedene hochwertige Stativ-Lösungen an, die dem renommierten Unternehmen König & Meyer entstammen.
Eine stabile Aluminiumplatte in der Boxenrückwand trägt außen die Anschluss- und Bedienungselemente und innen die gesamte Verstärkerelektronik.
Die hohe Qualität der Ausstattung setzt sich bei den Treibern fort. Beim Tief-Mitteltöner hat sich ABACUS für einen 140 mm Konuslautsprecher des Top-Herstellers Wavecor entschieden. Dieses in Dänemark entwickelte Chassis besitzt ausgezeichnete Leistungsdaten und verfügt über eine glasfaserverstärkte Membran, die für ausreichende Festigkeit bei der Bassentzerrung sorgt.
Bei der Wahl des Hochtöners ging ABACUS besondere Wege. In der C-Box 4 werkelt keineswegs eine schnöde Hochtonkalotte, sondern ein sogenannter Ringradiator.
ABACUS schreibt dazu: „Bei dieser Hochtöner-Bauform ist eine kleine Membran im Zentrum fest um einen kleinen Phaseplug gelagert. In der Mitte zwischen dem Plug und der äußeren Aufhängung befindet sich die Schwingspule. Für den Einsatz im Nahfeld sind diese Hochtöner aufgrund des daraus resultierenden, leichten Bündelungsverhaltens optimal.“
Auf eine Abdeckung zum Schutz der Treiber hat ABACUS allerdings verzichtet.
Das Handling
Entsprechend der Gene wird ein ABACUS-Boxenpaar rein analog z.B. von einem Vorverstärker oder einem Audioplayer angesteuert. Über je eine Cinchbuchse nehmen die Boxen das Musiksignal für den linken und für den rechten Stereokanal entgegen. Mit dem linksseitigen Regler des Bedienungsfeldes lässt sich der Lautstärke-Pegel verändern, während der rechte (Bass-EQ) für die „Bassentzerrung“ zuständig ist. Somit kann die Basswiedergabe an die akustischen Verhältnisse des Hörraums und an den Aufstellungsort der Boxen angepasst werden. Nicht zuletzt lassen sich damit aber auch besondere Klangvorlieben des Users bedienen.
Soll die C-Box 4 als Ersatz für passive Lautsprecher zum Einsatz kommen, kann man sie dank der aktiven Lautstärkeanpassung direkt an die Leistungsausgänge des Verstärkers anschließen. Hierzu wird lediglich ein handelsüblicher Adapter von Kabelklemmen zu Cinchsteckern benötigt. Die beschriebenen Funktionen ließen sich im Test problemlos handhaben und gaben keinerlei Anlass zur Kritik.
Etwas Technik
Es versteht sich von selbst, dass ABACUS die schon fast revolutionär zu nennende DOLIFET-Verstärkertechnologie aus eigenem Hause in den Aktivboxen einsetzt. Hat diese doch eindringlich unter Beweis gestellt, dass sie die Schall-Bewegungen von Lautsprechermembranen souverän unter Kontrolle hält und damit den Chassis keinerlei Mätzchen in Form von klanglichen Eigeninterpretationen gestattet. Hinzu kommt ein Top-Wirkungsgrad, wodurch hohe Leistungen auf engstem Raum generiert werden können. Für ABACUS sind die in Aktivboxen üblicherweise verbauten Class-D (Schalt-) Verstärker dementsprechend kein Thema.
Wirft man einen Blick auf die Technischen Daten der C-Box 4, so kommt ungläubiges Staunen auf. Wie bitte schön, sollen 32 Hertz untere Grenzfrequenz aus einem Minigehäuse mit 3,7 Litern Volumen, wie es die C-Box 4 besitzt, erzeugt werden? Noch dazu bei einem geschlossenen Gehäuse?
Die DOLIFET-Technologie macht‘s offensichtlich möglich, denn im Hörtest wurde von der kleinen ABACUS ein atemberaubender Tiefbass erzeugt, der die angegebene Grenzfrequenz absolut glaubhaft machte. Elegant hat Abacus auch die Realisierung der Frequenzweiche in der C-Box 4 gelöst: Die beiden internen Verstärker sind so ausgelegt, dass sie nur den speziellen Frequenzbereich bearbeiten, den das jeweilige Chassis zur optimalen Wiedergabe benötigt.
So stellt der Amp für den Tief-Mitteltöner seine Aktivität bereits bei 1500 Hz ein, während der Mittel-Hochtonverstärker bei der gleichen Frequenz seine Arbeit mit der gleichen Intensität „nach oben hin “ erst aufnimmt. Trotz rein analoger Signalverarbeitung gibt es am Übergabepunkt keinerlei klangschädigende Probleme. Dies nennt man perfekte Arbeitsteilung!
Das Ergebnis ist ein ausgeglichener Pegelverlauf von den Tiefen bei 30 Hz bis zur menschlichen Wahrnehmungsgrenze der hohen Töne, welche bei etwa 20 kHz liegt. Die beiden DOLIFET-Endstufen bringen maximal 20 Watt RMS an die Treiber, womit Räume bis 20 qm durchaus kräftig beschallt werden können. Ein Wunder an Grobdynamik ist die C-Box 4 allerdings nicht.
Wohlklang
Es ist schier unbegreiflich, zu welchem Sound die kleine ABACUS fähig ist. Da wäre zunächst der Bass: Beeindruckend tief, klar strukturiert, antrittsschnell und voluminös. Zumindest in normal bedämpften Räumen von etwa 20 qm Größe. In kleinen Räumen kann der Bass unter Umständen zu mächtig wirken. Wird der „Bass EQ“-Regler auf der Boxen-Rückseite in diesem Fall ein paar Striche zurückgestellt, dann passt die Basswiedergabe aber perfekt.Die Anbindung der Tiefen an den Mitteltonbereich gelingt dabei absolut übergangslos. Der Bass fügt sich eben harmonisch ins Klanggeschehen ein, er führt kein Eigenleben. Gesangsstimmen und Instrumente aller Art wirken natürlich, authentisch und ausdrucksstark. Trotzdem könnte man sich vor allem bei Frauenstimmen ein Tickchen mehr Volumen vorstellen.
Die C-Box 4 spielt dynamisch-offen mit unverkennbar analytischer Tendenz. Sie fordert den Zuhörer durch eine realitätsnahe und lebendige Spielweise, nervt dabei aber keineswegs. Ein hohes Maß an Präzision und Differenzierungsvermögen paart sich mit der Fähigkeit, bei Bedarf auch elegant-geschmeidig zu wirken. Die räumliche Abbildung in Tiefe und Breite gelingt der zierlichen ABACUS recht überzeugend. Sie setzt hier aber kein Glanzlicht.
Eine ihrer großen Stärken ist jedoch die Detailauflösung, welche allerdings hier und da mit etwas forsch wirkenden Höhen einhergeht.
Die Kleine kann auch richtig laut werden. Erst deutlich über Zimmerlautstärke verliert sie etwas an Kontrolle und Contenance. Nicht verachten sollte man aber ihre Fähigkeit, bei geringen Lautstärken das hohe Klangniveau weitgehend aufrechtzuhalten.
Sounderlebnisse
Bei „Träumerei“ von Arne Domnerus & Gustaf Sjövist spielt ein Saxophon vor großer Orgel. Sonst nichts. Die kleine ABACUS stellte das Stück mitnehmend dynamisch und durchgezeichnet in den Raum. Zum Träumen kamen die Testhörer jedoch nicht. Zu direkt-plastisch, ja geradezu livehaftig geriet die Darbietung aus der Minibox. Bei den Obertönen des Saxophones überzog sie aber deutlich, sodass sich das gebührende Feeling bei den Hörern nicht recht einstellen wollte.Anders im Jazz-Track „Exactly Like You“ von The Ray Brown Trio Featuring Gene Harris. Akustischer Bass, Piano, Schlagzeug. Hier spielte die C-Box 4 ihre Fähigkeiten voll aus. Eine Freude, wie sie in der Dichte des Klanggeschehens Fassetten und Nuancen präsentierte, die Instrumente klar differenzierte und ihnen eine deutliche Position im Raum zuwies. Begeisternd auch das Timing und der Spielfluss, welches das Trio über die ABACUS an den Hörer brachte. Luftig das Besenspiel, kraftvoll der Bass, perlend das Piano. Gab es da noch etwas zu kritisieren?
Wenn man auf hohem Niveau klagen will, dann vielleicht. Denn der Darbietung hätte trotz der imposanten Klangaspekte etwas mehr Gelassenheit und Souveränität gutgetan. Hier bewegen wir uns aber bereits im Bereich des persönlichen Geschmacks. Denn fest steht, dass die C-Box 4 für ihre Größen- und Preisverhältnisse eine klangliche Glanzvorstellung geboten hat.
Fazit
Wer auf der Suche nach einer vielseitig einsetzbaren, besonders klangstarken Kompaktbox ist, liegt bei der ABACUS C-Box 4 goldrichtig. Die kleine Aktivbox zeigt sich bestens verarbeitet und ist bereits mit der innovativen DOLIFET-Verstärkertechnik ausgerüstet, die dem geschlossenen 3,7 Liter-Gehäuse eine untere Grenzfrequenz von sagenhaften 32 Hz beschert.Die Signalverarbeitung geschieht dabei voll analog. Hinein geht’s bei jeder Box ausschließlich über eine einzige Chinch-Buchse, die neben dem LINE-Signal (z.B. eines Vorverstärkers) aber auch das Leistungssignal einer Endstufe akzeptiert. Über zwei Regler auf der Rückseite lassen sich Lautstärkepegel und Basstiefe verändern.
Das Gehäuse steht im Normalfall auf vier Gummifüßen, kann aber auch mit Hilfe des Gewindes in der Bodenplatte auf stabile Mikrofonständer montiert werden.
Klanglich begeistert die Minibox mit einem unglaublich erwachsenen Bass und einer sehr lebendig-dynamischen Spielweise mit leicht analytischer Grundtendenz. Stimmen und Instrumente werden wunderbar natürlich dargestellt und der Klangraum glaubhaft abgebildet. Der mitunter etwas frech agierende Hochtonbereich schmälert die klangliche Glanzvorstellung der C-Box 4 nur wenig.
In Ihrer Liga sehen wir die Box auf einem unangefochtenen Spitzenplatz.
Vertrieb: https://www.abacus-electronics.de
Technische Daten: https://www.abacus-electronics.de/produkte/aktivlautsprecher/c-box/c-box-4/c-box4.html
Paar-Preis: aktuell 870,- Euro (einschließlich Versand innerhalb Deutschlands)
Test-Equipment:
Vorverstärker: ABACUS Preamp 14
Plattenspieler: Rega Planar 6
HighRes-Player: FiiO X3 Mk III
Referenz: Nubert nuVero 110 an Roksan K3 Vollverstärker
Bewertung
Das sollten Sie wissen:- Alle Bewertungen orientieren sich seit Januar 2020 ausschließlich am vorstellbaren Qualitäts-Optimum und stehen nicht in Relation zum Preis.
- Die Preis-Leistungsbewertung wird gesondert erstellt und berücksichtigt neben der Produktqualität auch Ausstattungsumfang und besondere Produktmerkmale.
- Bei der Wahl der Bewertungskriterien wurde das Einsatzgebiet des Lautsprechers berücksichtigt.
Praktischer Gebrauch (20 %) | 0,9 |
Ausführung und Ausstattungsqualität | 1,2 |
Funktionssicherheit | 0,6 |
Handling | 0,8 |
Klangrelevante Daten und Messwerte (10 %) | 1,3 |
Klang (70 %) | 1,7 |
Bass-Performance (x 2) | 1,7 |
Neutralität/ Natürlichkeit (x 2) | 1,6 |
Dynamamik | 2,0 |
Transparenz/ Differenzierungsvermögen | 1,6 |
Räumliche Abbildung | 1,8 |
Gesangsstimmen und Sprache | 2,2 |
Detailauflösung | 1,3 |
Hochton-Qualität (x 0,5) | 1,8 |
Klangkonstanz bei unterschiedlichen Pegeln (x 0,5) | 1,5 |
Individueller Klangeindruck (x 2) | 1,7 |
Gesamtbewertung
Klang: | gut (1,7) |
Testurteil: | sehr gut (1,5) |
Preis-Leistung: | ausgezeichnet
|
Bewertungsschlüssel | |
0,6 - 0,9 | ausgezeichnet |
1,0 - 1,5 | sehr gut |
1,6 - 2,5 | gut |
2,6 - 3,5 | akzeptabel |
ab 3,6 | verbesserungsfähig |