So erging es dem Autor dieser Zeilen, als er sich beim diesjährigen Forum der AAA (Analogue Audio Association) in die Vorführung von Ulber-Audio begab. Welch eine Definition, welch ein Bass, welch eine Transparenz - kein Zweifel, hier spielte eine Anlage der Extraklasse.
Das Erstaunliche daran: Der Sound wurde von schlanken Standlautsprechern der Ein-Meter Liga kreiert, welche zwar an stattlicher Brinkmann-Elektronik hingen, aber ein Preisschild im bezahlbaren Bereich trugen. Wow!
Der Name „Ulber-Audio“ wird sicherlich nicht jedem geläufig sein. Also helfen wir nach. „Ulber Audio“ ist ein junges Unternehmen, welches sich der Entwicklung höchstwertiger, aber erschwinglicher Lautsprecher widmet.
Es wird von Dipl.-Ing. Werner Ulber, der sich mit der Instandsetzung von Tonabnehmersystemen bereits einen Namen gemacht hat, geführt. Als Entwicklungschef seiner Lautsprecher konnte Werner Ulber den Physiker Wolfgang Stuwe gewinnen, welcher auf jahrzehntelange High End-Entwicklungserfahrung unter anderem für Brinkmann-Audio oder Lithophon zurückblicken kann und bereits als Ikone des Lautsprecherbaus gelten darf.
In enger Zusammenarbeit mit einer Tischlerei des Vertrauens werden nach den Plänen von Wolfgang Stuwe die komplexen Gehäuse vor Ort gefertigt und letztlich vom Wolfgang Stuwe persönlich in Handarbeit bestückt und messtechnisch wie klanglich umfassend geprüft.
Gegenwärtig geschieht die Vermarktung der Ulber-Audio Lautsprecher vornehmlich im Direktvertrieb, die Belieferung des Fachhandels wird zur Zeit aufgebaut.
Gestaltung, Ausführung und Verarbeitung auf Top-Niveau
Mit einer Höhe von 105 cm und einer Schallwandbreite von lediglich 19 cm wirkt die schnörkellos gradlinig gestylte „Ñora“ außerordentlich schlank und wird in jedem modernen Wohnzimmer eine Augenweide sein. Trotz ihres eher zierlichen Erscheinungsbildes bringt sie erstaunliche 24 Kilogramm auf die Waage.Der Käufer hat viele Optionen, die Oberflächengestaltung der Ñora nach seinem persönlichen Geschmack zu wählen. Dabei stehen ihm neben verschiedensten Echtholzfurnieren gegen Aufpreis auch Lackierungen in unterschiedlichem Finish (auch Klavierlack) der gesamten RAL-Farbpalette zur Verfügung.
Die Verarbeitung unserer Testboxen mit Pappel-Maser Echtholzfurnier zeugt von handwerklicher Arbeit auf höchstem Niveau und beeindruckte uns durch eine feine Optik und einer hervorragenden Anfass-Qualität. Einpassung der Chassis und des Terminals, Sauberkeit der Kantenausführung, Exaktheit der Furnier-Stoßflächen – alles an der Ñora wurde penibel ausgeführt und ist einer High End-Box würdig.
Auch ein Blick ins Innere unterstreicht die herausragende Fertigungsqualität und beste Materialauswahl der norddeutschen Standbox. Unter anderem finden die mit hochwertigem Lötzinn ausgeführten Kontakte und die massiven, aus sauerstoff-freiem Kupfer bestehenden Innenleitungen unsere volle Zustimmung.
Der Verzicht auf die üblichen Steckverbindungen zu den Chassis und der Frequenzweiche versprechen des Weiteren eine hohe Betriebssicherheit bei gleichzeitig geringsten Übergangswiderständen.
Die hohe Fertigungsqualität der Box setzt sich bei der von Hand bestückten Frequenzweiche fort. Selbstverständlich hat Wolfgang Stuwe auch hierfür absolut hochwertige Bauelemente ausgewählt.
Die schlanke Ñora ruht auf einer mit dem Gehäuse fest verschraubten Granitplatte, welche eine Stärke von drei Zentimetern aufweist.
Zwischen Gehäuse und Granitplatte sorgen kurze, von außen nicht sichtbare Spikes für die akustische Ankopplung an den Granitsockel. Dieser ungewöhnliche Gestaltungs-Trick zahlt sich nicht nur klanglich aus, sondern verlagert auch den Schwerpunkt des Lautsprechers deutlich nach unten und erhöht damit die Standsicherheit der Box beträchtlich.
Für eine optimale Standfestigkeit hätte die Granitplatte unserer Meinung nach aber noch etwas großflächiger ausfallen dürfen. Diese Möglichkeit wurde aber offensichtlich der Optik geopfert.
Für kippelfreien Stand und senkrechter Ausrichtung der Box muss der User mit Hilfe entsprechender Distanzplättchen allerdings selbst sorgen.
Durch Anbringen handelsüblicher Filzgleiter unter die Granitplatte lassen sich die Lautsprecher auf empfindlichen Böden problemlos verschieben. Klangeinbußen sind aufgrund der beträchtlichen Lautsprechermasse nicht zu befürchten.
Die tadellose funktionelle und optisch wie haptisch überzeugende Präsentation der Ñora-Materialien wurde bei unserer Testbox jedoch vom etwas arg einfachen Bi-Wiring Anschlussterminal mit recht klein anmutenden Polklemmen unterbrochen.
Aber kein Grund zur Panik: Das Terminal der Ñora wird ab der aktuell gestarteten Serie durch ein hochwertiges Single-Wiring Exemplar mit High End-gerechten 63 Ampere-Polklemmen ersetzt.
Auch die Steckbrücken zur Klanganpassung fallen bei der neuen Ausführung weg und weichen einem gut bedienbaren Umschalter mit einem Kontaktwiderstand von sagenhaft geringen 0,05 Ohm.
Diese Anschluss-Realisierung dürfte dann auch die Anerkennung des kritischsten High End-Hörers finden.
Bei allem Lob für die Ausführung der Ñora bleibt aber ein kleiner Kritikpunkt: Während der Tweeter gut geschützt hinter einem Drahtgitter liegt, wird auf einen optionalen Membranschutz für das Tiefton-Chassis verzichtet.
Konzept mit genialem Know-how
Das Innere der Ñora zeugt von herausragender Entwicklungskunst. Zwar handelt es sich formal um ein schnödes Zweiwege-System, dieses hat es aber in sich.Das Gehäuse wurde mit 19 mm starken HDF-Platten realisiert und von Wolfgang Stuwe mit einem speziellen Schallführungssystem ausgestattet, welches er als „Transmissionline-Resonator“ bezeichnet. Kurz gesagt handelt es sich hierbei um ein System zur Bassverstärkung, welches die Vorteile des Transmissionline-Prinzips mit denen des des Bassreflex-Prinzips zusammenführt.
Wie bei einer klassischen Transmissionline-Box wird der rückseitig abgestrahlte Schall des Tieftöners dabei so verzögert, dass er sich im Tieftonbereich bis etwa 150 Hz phasengleich zum Direktschall des Tief- Mittetöners addiert und so für eine deutliche Anhebung des Basspegels sorgt.
Gleichzeitig wirkt der Raum vor der Austrittsöffnung als bassverstärkender Resonator.
Damit die Methode in der Paxis auch greift, muss das Bass-Chassis an einem exakt berechneten Platz im internen Schallkanal platziert werden und die Dämpfung einem besonderen Schema folgen.
Insider werden den Aufbau vielleicht als spezielle Form eines TQWT-Aufbaus bezeichnen und lägen damit gar nicht so falsch.
Um klangschädigende Resonanzen keine Chance zu geben, hat Wolfgang Stuwe filigrane Querverstrebungen entworfen, die dem Gehäuse die nötige Stabilität verleihen, es als Klangkörper aber nicht „töten“.
Werfen wir einen Blick auf die beiden Chasssis. Der Hochtöner, vom namhaften Hersteller Seas gefertigt, trägt eine 26 mm- Kalotte, welche aus einer Aluminium- Magnesiumlegierung besteht. Diese sitzt in einem speziell geformten Waveguide (von Seas „DXT“ ) genannt, dessen vertikal und horizontal optimierte Öffnungswinkel eine breite Hörzone erzeugen und eine optimale Anpassung an die Abstrahlcharakteristik des Tief- Mitteltöners ermöglichen.
Eine asymmetrische Platzierung des Waveguide-Chassis auf der Schallwand reduziert dabei klangschädigende Kantendispersionen.
Die enorme Breitbandigkeit des Seas-Tweeters im Verbund mit geringsten Verzerrungen lässt eine frequenzmäßig tiefe Ankopplung an das Bass-Chassis zu und garantiert eine klirrarme Wiedergabe hoher Frequenzen weit über den menschlichen Hörbereich hinaus.
Und tatsächlich beeindruckte im Hörtest der Hochtonbereich durch die Darstellung feinster Details, die ohne jeden Anflug von tonale Härten ans Ohr gebracht wurden.
Als kompetenten Spielpartner für den Seas-Hochtöner wählte Wolfgang Stuwe ein spezielles 17 cm Tief- Mitteltonchassis des renommierten Herstellers SB ACOUSTICS aus.
Dieser Treiber passt wie „Faust aufs Auge“ zum Tweeter und glänzt darüber hinaus mit überzeugender Konstruktion und besten elektroakustischen Eigenschaften.
So besitzt dieser Treiber z.B. eine durch radiale Prägung verstärkte Aluminium-Membran mit hoher Steifigkeit und reduzierten Partialschwingungen, die von einer GFK-Schwingspule mit Silberdrahtwicklungen angetrieben wird.
Die Freiluft-Resonanzfrequenz von 30 Hz verspricht dabei richtigen Tiefbass. Bis etwa 3 kHz zeigt sich der Pegel-Frequenzgang des Chassis bei einem beachtlich hohen Kennschalldruck von rund 90 dB fast linealglatt. Bis zu dieser Frequenz sind auch Klirr-Verzerrungen kein Thema.
In der Ñora darf der Tief- Mitteltöner in seiner Performance-Zone bis hinauf zu 2,1 kHz spielen, oberhalb dieser Frequenz übernimmt dann der Hochtöner die Arbeit.
Die Zuordnung der Aktionsbereiche wurde einer Frequenzweiche zweiter Ordnung übertragen, welche im jeweiligen Signalweg sehr hochwertige Bauelemente trägt.
Die Bi-Wiring Weiche ist so konzipiert, dass der User mit Hilfe vergoldeter Steckbrücken den Mittel- Hochtonpegel um +/- 1 dB an die Raumakustik oder an seine Hörgewohnheiten anpassen kann.
Der eine oder andere könnte sich fragen, warum das Terminal auf der Boxenrückseite so hoch angebracht ist.
Wie alles in und an der Stuwe-Box hat auch dies seinen Sinn. Durch die hohe Position sind nämlich die Leitungswege von der direkt hinter dem Terminal angebrachten Weichenplatine zur den beiden Chassis optimal kurz. Somit wird der Leitungseinfluss, welcher sich am Weichenausgang besonders stark bemerkbar macht, deutlich in seine Schranken verwiesen.
Die besagten Zuleitungen bestehen zudem aus hochreinem Kupfer und wurden jeweils mit massiven Doppeladern realisiert.
Überzeugende Messwerte
Ein Blick auf den Impedanzverlauf der Ulber-Audio Ñora verrät, dass sie ein breites Impedanz-Minimum von etwa 4 Ohm aufweist, welches an keinem Punkt der Kurve unterschritten wird.Das Impedanz-Maximum von moderaten 30 Ohm wird bei einer Frequenz von 3 kHz erreicht. Zusammen mit dem gutmütigen Phasenverlauf stellt die Box nur geringe Anforderungen an die treibende Endstufe und gibt sich somit sehr verstärkerfreundlich.
Für den Betrieb an Röhrenverstärkern bietet Ulber-Audio ab sofort eine abschaltbare Impedanz-Korrektur an, die den „Berg“ von 30 Ohm im Impedanzgang glättet. Auch für Halbleiter-Endstufen mit geringem Dämpfungsfaktor dürfte der Einsatz dieser Korrekturschaltung sehr sinnvoll sein.
Schauen wir auf den Pegel-Frequenzgang. Hier glänzt die Ñora mit einem fast perfekt geradlinigen Verlauf über alle hörbaren Töne bis hinab zur unteren Grenzfrequenz, die wir mit 36 Hz bei 3 dB Pegelabfall ermittelt haben. Rein messtechnisch betrachtet ist das ein guter, aber kein überragender Wert.
Im Hörtest präsentierte sich der Bass aber derart tief, dass man den Messwert nicht überbewerten sollte.
Dem obigen Pegel-Diagramm entnimmt man des Weiteren einen nach gültiger Norm gemessenen Kennschalldruck von 86 dB/W/m.
Dieser „Wirkungsgrad“ ist mehr als akzeptabel und liegt in einem guten Mittelfeld. 2 x 4 Watt Stereo-Verstärkerleistung reichen aus, um am Hörplatz in 3 Metern Entfernung zu jeder Box einen Schallpegel von 85 dB zu erzeugen, was dem kritischen Lautstärke-Grenzwert fürs Langzeithören entspricht.
Um auch große Dynamiksprünge bei hoher Grundlautstärke sauber abzubilden, sind natürlich weit größere Verstärkerleistungen notwendig. Mit einem Amp von mindestens 2 x 30 Watt RMS Leistung an 4 Ohm liegt man bei der Ñora im sicheren Bereich.
Somit ist auch die Dauer-Belastbarkeit der Box, welche Ulber-Audio mit 60 Watt angibt, für die Normalanwendung völlig hinreichend.
Das Zerfallspektrum der Ñora zeigt schnelles und sauberes Ausschwingen im gesamten Frequenzbereich und weist damit eine sehr gute Impulswiedergabe hin.
Die leichten Artefakte bei 5 kHz sind kaum nennenswert, zeigen jedoch, dass die Box individuell abgestimmt wurde.
Problemloses Einrichten
Besitzer eines Ñora- Pärchens sollten eine Einspielzeit von etwa 40 Stunden einplanen, damit sich der Klang voll entfalten kann.Glücklicherweise hatten unsere Testboxen das Prozedere bereits absolviert, sodass wir uns direkt auf das Einrichten der Lautsprecher in unserem 35 qm großen, akustisch neutralen Hörraum konzentrieren konnten.
Schnell verfestigte sich die Erkenntnis, dass die Einrichtung der Ñora im Vergleich mit der Konkurrenz erfreulich unkritisch ist. So machte es klanglich kaum einen Unterschied, ob man die Box wandnah oder frei aufstellt, sie direkt auf den Hörplatz ausrichtet oder sie bis zu 30 Grad ein oder auswinkelt.
Auch der optimale Hörabstand lässt eine recht große Bandbreite von etwa 2,5 bis 4 Metern zu.
Den mächtigen Bass der Ñora konnten wir durch Verwendung der recht preisgünstigen RDC Absorber von „Clearlight Audio“ optimal an unseren Hörraum anpassen.
Wie oben bereits dargestellt, braucht die Ñora keine riesigen Verstärker-Boliden, um ihr Klangpotenzial abzurufen. Der treibende Amp sollte jedoch einen neutral-natürlichen Grundcharakter aufweisen.
So spielte schlanke Standbox zum Beispiel hervorragend mit einem Line Magnetic LM 34 Röhrenamp wie auch mit der NUPRIME AMG STA (Class D-Endstufe) zusammen.
Selbst am mittelpreisigen Creek Evo- Amp ( Class AB) wusste der Ñora-Sound zu gefallen.
Nach vielen Experimenten überzeugte uns folgende Konstellation am meisten: Boxen mit Absorber frei aufgestellt, Hochtöner nach außen; leicht zum Hörplatz eingewinkelt, Hörabstand 3 Meter. Verstärker: Line Magnetic LM 34, LS-Kabel reson „single solid core kryo“.
Die Klangbewertung wurde dann folgerichtig mit dieser Konstellation durchgeführt.
Klänge vom Feinsten
„Klang ist für den Menschen Nahrung, ein Grundbedürfnis.“ Dies sagte einmal der Dortmunder Musikwissenschaftler Martin Geck in einem Interview. Wie wahr! Handelt es sich dann noch um einen Klang in hoher Qualität, so könnte aus der Nahrung eine Gourmetspeise werden. Klanggourmets müssen für ihre Ansprüche aber oft horrende Summen aufbieten, sodass manch einem Musikfreund der Traum vom perfekten Wohnzimmer-Sound verwehrt bleibt.Doch genau hier setzt die junge Firma Ulber-Audio mit der Ñora an. Sicher, 4800 Euro für ein Ñora-Pärchen sind kein Pappenstiel. Für den Klanggourmet mit Normaleinkommen lohnt es sich jedoch, für diesen Lautsprecher zu sparen oder einen Kleinkredit zu bedienen. Die Ñora gehört nämlich zu den besten bezahlbaren Lautsprechern, die je in unserem Hörraum standen.
Doch was macht die Klasse dieses Lautsprechers aus? Beim Versuch, diese Frage hinreichend zu beantworten, könnte man klangliche Einzelaspekte wie Durchhörbarkeit, Bass-Performance oder Dynamik in den höchsten Tönen loben. Dies würde aber zu kurz greifen. Denn Musik wird von der Ñora nicht nur wiedergegeben, sondern von ihr geradezu zelebriert. Das reproduzierte Klanggeschehen, gleich welcher Genres, rückt mit der Ñora in die Nähe eines Realerlebnisses.
Instrumentenklänge sprühen nur so vor natürlichen Klangfarben und Gesangsstimmen besitzen eine unglaubliche Präsenz, gepaart mit einer wunderbaren Ausdruckskraft.
Alan Taylor fesselte uns mit seinem markant-emotionalen Gesang in „Let The Musik Flow“ bis zum Bewegungslosigkeit und die fordernde, erobernde Stimme der amerikanischen Jazz-Musikerin Melissa Morgan in „Syve Your Love For Me“ im Wechsel mit der Trompete glich einem audiophilen Höhenflug.
Klangliche Eigenheiten oder Verfärbungen sind der Ñora in ihrem Spiel absolut fremd. Stattdessen analysiert sie mit hoher Detailtreue unter Verzicht jedweder tonaler Härten.
Bei Rossinis virtuoser „Sonata No.2 in A Major“ erreichte uns das Gefühl, von schwungvollen, wohlgeformten und präzise geschliffenen Klängen in den High End-Himmel getragen zu werden.
Die Ñora versteht sich jedoch keineswegs nur als Feingeist, sondern wird auch mit grober Kost bestens fertig.
So wirft sie Bassattacken mit atemberaubender Dynamik, schnellem Antritt und deutlicher Kontur in den Raum und lässt bei Orgelwerken wie „Toccata und Fugue in D Minor“, gespielt von Virgil Fox, das Zwechfell beben.
Erstaunlich, dass sich selbst gewaltige Bass-Schübe nie in die mittleren Tonlagen einmischen, sodass Stimmen und akustische Instrumente immer klar und trennscharf zur Geltung kommen.
Trotz seiner unverkennbaren Autorität wird der Ñora-Bass aber fast immer geschmeidig ins Klanggeschehen eingebunden.
Impulshafter Sound von Schlagzeugen oder hart angerissenen Gitarrensaiten werden mit der Ñora gleichfalls zum Genuss. Selten haben wir JJ Cales Gitarrenspiel in „Old Man“ von der Lp „JJ Cale Live“ derart eindringlich und mitreißend erlebt, wie mit der fantastischen Ñora.
Die letzten Zweifel am ihrem Abbildung- und Staffelungsvermögen zerstreute das smarte Standböxchen, als wir die großartige Aufnahme „Julsang“, bei der die Schwedin Marianne Mellnäs mit Orgelbegleitung vor großem Chor singt, auf den Plattenteller des Rega P6 legten.
Damit diese Darbietung unter die Haut geht, muss der Lautsprecher ein Höchstmaß an Differenzierung, Dynamik und Raumabbildung liefern.
Und die Ñora lieferte!
Chor, Stimme und Orgel stellte sie im großen Kirchenschiff so plastisch dar, als säße man mittendrin.
Eine wahre Meisterleistung!
Ist die „Ulber-Audio Ñora“ also der perfekte Lautsprecher? Die Antwort lautet: Jaein.
Riesenlautsprecher oder Sat-Subwoofer-Systeme besitzen sicherlich noch mehr Tiefgang und Bassdruck, gut gemachte Hornlautsprecher noch deutlich mehr Mittendynamik und Schallwandler mit Beryllium-Hochtönern sicherlich eine noch bessere Hochtonauflösung.
Die Ñora spielt aber bei allen Kriterien ganz oben mit und ist aus unserer Sicht einer der gegenwärtig besten Lautsprecher im vierstelligen Euro-Preisbereich.
Der Klang-Charakter als Poldiagramm
Fazit
Mit der „Ñora“ bereichert das junge Unternehmen Ulber-Audio den High End-Markt um einen Lautsprecher, der in jeder Hinsicht besonders ist.Chefentwickler und Lautsprecher-Ikone Wolfgang Stuwe hat in die Ñora-Konzeption nicht nur seine jahrzehntelang gewachsene Fachkompetenz einfließen lassen, sondern dabei auch noch tief in die Trickkiste gegriffen.
Rein äußerlich stellt sich die Ñora als „normales“ Zweiwege-System dar, realisiert mit hochwertigen Chassis von SEAS und SB-ACOUSTICS. Doch bereits der Seas-Hochtöner stellt mit seiner Waveguide-Sonderform, die eine breite Schallabstrahlung bei geringsten Verzerrungen ermöglicht, eine Innovation dar.
Das 170 mm Tief- Mittelton Chassis hat Wolfgang Stuwe in ein Schallführungssystem integriert, welches er als Transmissionline-Resonator bezeichnet und dabei die Vorteile von Bassreflex- und Transmissionline-Systemen zusammenführt.
Filigrane, speziell berechnete Verstrebungen sorgen sowohl für die nötige Gehäusestabilität, als auch für die Bedämpfung von stehenden Wellen, lassen die Box aber akustisch leben.
In diesem Zusammenhang sollte man auch der Bodenkonstruktion Beachtung schenken, bei der das Gehäuse über kleine Spikes fest an eine dicke Granitplatte angekoppelt wird.
Damit gelingt lt. Stuwe eine optimierte Ableitung der Gehäuseschwingungen in den Granitsockel.
Für den klanglichen Feinschliff sorgen letztlich die sparsame, durchdachte innere Bedämpfung und extrem kurze Kabelwege von der Frequenzweiche zu den Chassis, die mit massiven Doppeladern aus hochreinem Kupfer realisiert wurden.
Das Ergebnis dieses Aufwands ist ein unbeschreiblich lebendiges und absolut neutrales Klangbild, welches von einem wunderbar strukturierten und tiefreichenden Bass getragen wird.
Darüber hinaus zeigt sich der Ñora-Sound in höchstem Maße transparent-durchhörbar, glänzt durch eine blitzsaubere Impulsdarstellung und bildet selbst große Klangräume plastisch und ortungsscharf ab.
Gesangsstimmen werden von der Ñora herrlich authentisch gezeichnet und die feine Hochtonauflösung ist frei von jeglichen Artefakten.
Das von einer Tischlerei in Handarbeit hergestellte Lautsprechergehäuse stellt sich bestens verarbeitet dar und kann nach Käuferwunsch mit Echtholzfurnieren oder (gegen Aufpreis) in lackierter Ausführung geliefert werden.
Das arg einfache Bi-Wiring-Terminal unserer Testbox wird von Ulber-Audio ab sofort durch ein qualitativ hochwertiges Single-Wiring Terminal ersetzt, welches auch den Umschalter zur Klanganpassung trägt.
Die Daten und Messwerte der 1,05 Meter hohen, schlanken Standboxen zeigen sich praxisgerecht und geben keinerlei Anlass zur Kritik.
Wenn auch die von Ulber-Audio aufgerufenen 4800 € für ein Ñora-Paar auf den ersten Blick nicht unbedingt nach Schnäppchen klingen, so ist der Preis angesichts der Gesamtvorstellung dieser Box nicht nur gerechtfertigt, sondern stellt im Vergleich mit der Konkurrenz sogar ein unglaublich günstiges High-End Angebot dar.
Aufgrund der immensen klanglichen Performance ist die Ulber Audio Ñora bei Technic3D ab sofort die neue Referenz bei den Passiv-Standboxen der Einmeter-Klasse.
Technische Daten
H: 105 cm, T: 29 cm, B: 19 cmGewicht: 24 kg
Impedanz (nach DIN): 4 Ohm
Wirkungsgrad: 86 dB/W/m
Frequenzbereich: 36 - 25 kHz (-3dB)
Anbieter: Ulber-Audio, Währentruper Str. 73, 33813 Oerlinghausen
https://www.ulber-audio.de
Preis des Boxenpaares: 4800,- € in frei wählbarer Furnierausführung. Ausführung mit frei wählbarer Lack-Oberfläche gegen Aufpreis.
Hiermit wurde die Klangbewertung vorgenommen:
Verstärker: Line Magnetic LM 34
LS-Kabel: Reson „single solid core kryo“
Plattenspieler: Rega Planar 6 mit Musical Fidelity V90 LPS Phonovorstufe
CD/ SACD-Player: OPPO BDP-95 EU
Vergleichsboxen: PMC Fact 8, Rose Handwerk Langerfeld
Bewertung
Das sollten Sie wissen: Alle Bewertungen orientieren sich ausschließlich am Qualitätsoptimum der jeweiligen Produktgruppe (hier Passiv-Standboxen der Einmeter-Klasse) und stehen nicht in Relation zum Preis.- Die Preis-Leistungsbewertung wird gesondert erstellt und berücksichtigt neben der Produktqualität auch Ausstattungsumfang und besondere Produktmerkmale.
- Die Klangbewertung wurde mit dem o.g. Test-Equipment durchgeführt und basiert auf optimierte Raum- und Aufstellungsverhältnisse.
- Die Klangbewertung wurde mit dem o.g. Test-Equipment durchgeführt und basiert auf optimierte Raum- und Aufstellungsverhältnisse.
Bewertungsschlüssel |
0,5 - 0,9 ausgezeichnet |
1,0 - 1,5 sehr gut |
1,6 - 2,5 gut |
2,6 - 3,5 akzeptabel |
ab 3,6 verbesserungsfähig |