Lucids Hydra: Neue Dimension des DualGPU?

Bisher war die wichtigste Entscheidung für einen ambitionierten Gamer: Welche Grafikkarte kaufe ich? Denn sobald evtl auch eine zweite Grafikkarte im DualGPU-Verbund zum Einsatz kommen sollte, musste die Grundsatzentscheidung "ATI oder Nvidia" vor dem Kauf der restlichen Hardware getroffen werden. Nun schickt sich der kleine und unbekannte Halbleiter-Hersteller Lucid mit finanzkräftiger Unterstützung Intels an, dies zu ändern.

Die Hydra-Engine genannte Technologie soll es ermöglichen komplett verschiedene Karten von Nvidia oder ATI in einem Rechner zu kombinieren ohne ein Mainboard mit der entsprechenden Herstellertechnologie zu kaufen. Hierzu hat Lucid sowohl einen entsprechenden Bridge-Chip als auch entsprechende Hardware entwickelt und patentieren lassen. Hierbei haben die Entwickler keineswegs das Rad neu erfunden, sondern bedienen sich den beiden von ATI und Nvidia bereits bekannten Möglichkeiten Split Frame Rendering und Alternate Frame Rendering. Beide Methoden haben ihre jeweiligen Nachteile, so benötigt Split Frame Rendering eine hohe Bandbreite um alle Informationen zwischen den GPUs zu synchronisieren und außerdem kann Grafikspeicher nicht dynamisch verteilt werden. Alternate Frame Rendering hingegen krankt an Wartezeiten während der Umschaltung zwischen den einzelnen Grafikkarten. Hier soll die Hydra-Engine die Nachteile auflösen und das beste aus beiden Welten zusammenführen.

 
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Quelle: PC Perspective


Lucids Hydra-Chip fällt hierbei die Aufgabe zu, die Aufgaben zwischen beiden Grafikkarten dynamisch zu verteilen ohne selber Anteil an der Grafikberechnung zu haben. Der Hydra-Treiber liegt auf dem PC zwischen den Grafikkarten-Treibern und der DirectX-Schnittstelle. Dieser Treiber definiert bestimmte "Tasks" aus den DirectX-Aufgaben, wie z.B. die Berechnung eines bestimmten Lichteffektes. Diese Tasks werden dann über den Chip an die Grafikkarten verteilt. Somit kann Hydra dynamisch alle Möglichkeiten zwischen Alternate und Split Frame Rendering auszunutzen, ohne durch den Treiber auf eine bestimmte Rendering-Möglichkeit festgelegt zu sein. Hierbei wird auch auf eine optimale Verteilung der Arbeitsbelastung an die Leistung der verwendenten Grafikkarten geachtet, sodass nicht wie bei den bekannten Systemen SLI und CF die jeweils schwächste Karte die maximale Leistung des Gesamtsystems bedingt. Ein weiterer Vorteil ist, dass das System unabhängig von der Treiberunterstützung der GPU-Hersteller sein soll, da ja nur der Hydra-Treiber mit der DX-Architektur kommuniziert und nicht mehr der Grafik-Treiber.

Die Anbindung erfolgt hierbei komplett über die PCIe-Schnittstelle. Der Hydra-Chip belegt 32 PCIe 2.0-Lanes und splittet diese auf zwei PCIe x16 oder vier PCIe x8 2.0-Schnittstellen für die Grafikkarten auf. Damit erlaubt Hydra Hersteller-unabhängige Mainboards mit kompletter SLI und CF-Unterstützung.

 
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Quelle: PC Perspective



Natürlich gibt es auch noch offene Fragen. So ist im Augenblick noch unklar auf welche Weise Lucids Treiber die verschiedenen Tasks erkennen und festlegen wird. Ferner ist noch unbekannt, wie sehr die einzelnen Anwendungen auf eine Treiberunterstützung seitens Lucid angewiesen sind und ob somit das Problem des fehlenden Supports nur vom Grafiktreiber auf den Hydra-Treiber verlagert wird. Ferner stellt sich die Frage, ob und wenn ja wie es ermöglicht werden wird wirklich zwei Grafikkarten zweier Hersteller zu kombinieren: Zwar bietet Hydra diese Option, aber noch erlaubt Windows keine gleichzeitigen 3D-Operationen von verschiedenen Grafiktreibern.

Insgesamt bleibt es Lucid zu wünschen, dass sie nicht das gleiche Schicksal wie Aegia oder ULi erleiden: Aufgekauft von einem der großen Fische im Hardware-Meer und in deren eigene Karten integriert. Gerade Nvidia dürfte die Entwicklung mit großem Argwohn sehen, denn schließlich möchte man dort mit der SLI-Technik direkt Geld verdienen und sie auch als Alleinstellungsmerkmal für die eigenen Chipsätze oder gute Geldquelle aus Lizenzabkommen erhalten.


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