Kommentar: Keine Fortsetzung der Classic Doom Mod

Seit Dezember 05 wurde nach der Fertigstellung von ‚Episode 1’ die Entwicklung der Mod ‚Classic Doom’ von Flaming Sheep Software nach über einem Jahr Arbeit beigelegt.
Als Gründe klingt nebst der Belastung durch den grossen (Frei-)Zeitaufwand für das Team auch etwas der Überdruss an einem so langwierigen Projekt heraus:

„First and foremost is the fact that we’re all ready to move on. We’ve spent a year making what we have and it’s not even finished. When you spend a year remaking someone else’s work, as an artist you start to feel starved.”

Dabei hätten sich mit etwas Unterstützung seitens id sicher Zeit und Leute gefunden, das Projekt zu beenden: das Potential für eine komerzielle Vermaktung der Mod als offizielles Doom 3 Add-on wäre sicher vorhanden, denn viele Doom-Spieler sind der Meinung, dass dies Mod um längen besser als das Original ist, nämlich das, was man von Doom 3 eigentlich einmal erwartet hatte: ein Remake des Klassikers mit neuster Grafik.
Id hatte allerdings offenbar kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit Flamming Sheep Software. Mögliche Gründe dafür könnten sein, dass id letztlich gar kein solches Remake wollte (sonst hätten sie es auch gleich selber machen können, und sich keine neue Kulisse und Handlung für Doom 3 auszudenken brauchen). Das wiederum liegt vielleicht an den grössten Kritikpunkten der id-Spiele der 90er: dem gewaltverherrlichenden Spielprinzip! Denn obwohl Doom 3 einiges düsterer als seine Vorgänger und ohne Jugendfreigabe daherkommt, ist es in vielen Aspekten doch weitaus weniger brutal als diese: Kein Horden von Gegnern, die zu fetzigem Sound ohne Magazinnachladen niedergemetzelt werden, weniger Leichen, die als Kulisse herumliegen, und die auch weniger übel zugerichtet sind und vor allem (ein Hauptgrund für die Indizierung von Computerspielen), man kann in Doom 3 durch jede Map gehen, ohne zwangsläufig die Gegner töten zu müssen, wohingegen in ‚Classic Doom’ getreu dem original sich stellenweise Türen erst öffnen, wenn alle Gegner im Raum tot sind.
Dabei war es gerade solche Elemente, die Doom von allen anderen First Person Shootern unterschieden und deren Fehlen in Doom 3 letztlich bei den Fans eine gewisse Enttäuschung auslöste. Schämt sich id für Doom und zieht das Image des atmosphärisch eher zweitklassigen Gruselshooters dem eines brutalen, aber erstklassigen, einstmals sprichwörtlichen ‚id-Shooters’ vor?
Dass in diesem Punkt sich die Macher des Films zum Spiel ‚Doom’ mehr an Doom 3 anstatt dem Original orientiert haben, dürfte der Hauptgrund für den eher dürftigen Erfolg dieses Filmes sein. Gerade einmal wenige Minuten kam in dem Film echtes Doom-Feeling auf, als sich gegen Ende der Held aus der First Person Perspektive zu fetziger Musik hemmungslos durch die Gegner ballert. Kein Herumschleichen durch mit der Zeit nervigen Gegner-aus-dunkler-Ecke-Schockeinlagen soll es sein, sondern pure Konfrontation. Denn Monster und Mutanten taugen einfach ideal als Kanonenfutter, oder will die etwa jemand unter Artenschutz stellen?

Somit bleibt die Wehmut, dass nach über einem Jahr seit Doom 3, von einer der wohl besten Mods aller Zeiten lediglich eine Hand voll Single-Player Maps bleiben; welche mit ihrer Qualität, dem enthaltenen Herzblut und dem daraus folgenden sehr hohen Wiederspielwert gleich selbst über diesen Frust hinwegtrösten.
Thanks to Flamming Sheep Software.
[et]
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