Abschaltung von Kino.to, gespaltene Reaktionen der Internetgemeinde

Die bekannte Streamingseite kino.to musste nach fast siebenjährigem Betrieb ihren Dienst einstellen. Es werden wohl inzwischen viele Internetnutzer den schon bekannten Slogan der Kriminalpolizei gelesen haben. Die Reaktionen in den Mainstream Medien, der Politik und der Internetnutzer fielen unterschiedlich aus.


Wir wollen nun ohne wertend zu werden, einen Überblick der verschiedenen Stellungsnahmen liefern. Fangen wir mit den "offiziellen" Vertretern der Rechteinhaber an. Die GVU bejubelt in ihrer Pressemittteilung den Niedergang von kino.to und rühmt sich umfangreicher "Vorermittlungen", die wohl entscheidend zu dem Ermittlungserfolg der Integrierten Ermittlungsgruppe Sachsen (INES) beigetragen haben soll. Nur ist im Moment die Webseite der GVU nicht zu erreichen, aber die Pressemitteilung ist noch im Google Cache aufzufinden.

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Das bekannte deutsche Nachrichtenportal entschied sich zu einer sehr ausgewogenen Berichterstattung und versucht auch die rechtliche Position der Nutzer einzuordnen. So ist es wohl von der juristischen Auslegung des mit dem Streaming verbundenen technischen Prozesses abhängig, ob sich die gemutmaßten Viermillionen täglichen Nutzer von kino.to strafbar gemacht haben. Wäre dies so und hätte kino.to, entgegen des eigenen Versprechen, doch die IP Adressen der Nutzer gespeichert, würde sich ein riesiger Abmanhnungspool für die Rechteinhaber, allerdings verbunden mit einem massiven Image schaden, auftun.

Die Süddeutsche Zeitung und die Welt bejubeln hingegen den Erfolg von INES als Sieg für das Urheberrecht im Internet. Die Welt sprich gar vom "Zittern der Filmdiebe".

Als einzige der sechs großen Parteien äußerte sich die Piratenpartei in einer Pressemitteilung kritischer. Sie betont das abschalten sei nur eine Bekämpfung der Symptome einer verfehlten Politik in der Urheberrechtsfrage.
Ob nun ein anderes Urheberrecht nötig ist oder nicht, kann mal dahingestellt sein, allerdings ist eher ein Marktversagen zu sehen, wenn man sieht, welchen Erfolg legale Streamingangebote wie Hulu oder netflix in den USA haben. So erzeugt netflix laut einer Studie von Sandvine inc. in den USA, während den Abendstunden knapp ein Drittel des gesamten Internetverkehrs. Hier sieht man welches Marktpotenzial in Europa durch das Chaos im Internationalem Urheberrechts Geflecht brachliegt. So verhindert die Gier von einzelnen den Erfolg und die Nutzer suchen sich andere Wege um ihr Verlangen nach Unterhaltung zu befriedigen. Das dadurch halbseidene Branchen entstehen und zwielichtige Geschäfte abgewickelt werden ist leider ein Nebenprodukt davon.

Eine interessante Fragestellung ist leider nicht beantwortet worden: Was wäre passiert, wenn die zweifellos angefallenen Gewinne, einer Stiftung zur Förderung junger Filmemacher zugeführt worden wären? Und wie hätte dann die GVU reagiert? Allerdings hätte eine solche Vorgehensweise natürlich nicht das Angebot legalisiert.
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Kategorie: Wirtschaft/Politik
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