Lian Li PC-90

"The Hammer": neue Wege gehen!

Seite 2: Hardwareeinbau und Praxishinweise

Bevor man mit dem Aufbau seines neuen Rechners beginnen kann, müssen die Halteschienen ausgebaut werden. Insgesamt müssen acht Daumenschrauben gelöst werden und die Schienen aus ihrer Halterung gehoben werden, um an das eigentliche Innere zu gelangen. Man kann nur hoffen, dass man selten an die hinter den Festplatten liegenden Komponenten heran muss, denn das ist jeweils mit hohem Aufwand verbunden.

Lian Li hat sich entschlossen, das Netzteil wie in den "guten alten Zeiten" oben im Gehäuse anzuordnen. Das hat den Vorteil, dass der Platz hinter den optischen Laufwerken besser genutzt wird. Diese traditionelle Anordnung hat aber leider auch einige Nachteile, wie sich später noch zeigen wird. Um das Netzteil zu befestigen, schraubt man eine Blende an die Rückseite des Stromspenders und schiebt diesen dann von hinten in die Halterung. Im Anschluss kann man dann die Blende mit Daumemenschrauben fixieren. Dabei ist aufgefallen, dass zumindest unsere beiden Testnetzteile nicht 100% mit der ATX Interpretation von Lian Li kompatibel sind. Die Blende konnte in beiden Fällen nur mit jeweils drei anstatt der vier vorgesehenen Schrauben befestigt werden, unter der letzten Öffnung befand sich in beiden Testfällen kein Schraubloch. Aber auch mit drei Schrauben sitzt das Bauteil sicher und ohne Spiel im Gehäuse.

Für ATX Mainboards sind schon ab Werk Abstandshalter vormontiert, der Einbau bereitet also erwartungsgemäß keine Probleme. Besonders schön ist, dass zur Befestigung des Mainboards lange Daumenschrauben beiliegen, so dass man wirklich ohne Schraubendreher auskommt. Lian Li bewirbt das PC-90 auch damit, dass auch ungewöhnliche Mainboardstandards verbaut werden können. Wer mit dem Gedanken spielt, ein HPTX, EATX oder XL-ATX Mainboard einzubauen sei gewarnt: diese Formfaktoren sind nicht vollkommen spezifiziert, so kann es vorkommen, dass bei größeren Mainboards nicht alle vom Mainboardhersteller vorgesehenen Befestigungspunkte genutzt werden können.

Erweiterungskarten werden ohne technische Spielereien einfach durch Daumenschrauben gehalten, hier ist man vor Überraschungen sicher. Mit 40 cm Freiraum ist im Hammer mehr als ausreichend Platz selbst für den größten Grafikboliden.

Zur Montage der optischen Laufwerke muss die Front abgenommen werden. Das geht erfreulich einfach, der Klickmechanismus hält die Blende sicher und lässt sich dennoch ohne Komplikationen einfach abziehen. Die Slots selbst werden von massiven Blenden verdeckt, die erst abgeschraubt werden müssen. Am Laufwerk sind mittels Spezialschrauben Gummiringe anzubringen, danach kann man es in die Halteschiene einschieben und mit den mitgelieferten Daumenschrauben befestigen. Das ganze Verfahren erscheint ein wenig kompliziert. Die obere Blende ist als „Stealth Mod“ ausgeführt, so lässt sich das Laufwerk einfach hinter der schönen Optik verstecken.

Es ist aus offensichtlichen Gründen eine gute Idee, zum jetzigen Zeitpunkt schon einen Teil der Verkabelung vorzunehmen und erst später die Festplatten zu montieren. Dabei zeigt sich schnell der große Nachteil des neuen Raumkonzepts. Lian Li sieht außer der mittig angeordneten Kabelführung keine weitere Möglichkeit vor, der Kabelmassen Herr zu werden. Die Stromkabel für die Versorgung des Mainboards liegen ohne die Möglichkeit einer Befestigung frei im Gehäuse. Dieses Schicksal teilen auch die Kabel, die die Bedienelemente und I/O Ports in der Front anbinden sowie die SATA-Kabel. Mit ein wenig Geschick und ein paar Kabelbindern kann man dem Chaos aber doch Herr werden.



Hat man ein Netzteil mit Kabelmanagement, offenbart sich eine kleine Unannehmlichkeit. Die Stromquelle ist nur schwer zugänglich, hat man Kabelstränge anzubringen, muss man einiges an Geschick und Geduld mitbringen, da zwischen Netzteil und optischen Laufwerken nur wenig Platz ist.

Die im Lieferumfang enthaltenen Lüfter sind mit einem 3-Pol Anschluss und einem darauf gesetzten MOLEX-Adapter ausgestattet. Der Versuch, die Stromversorgung über das Mainboard beziehungsweise Anschlüsse direkt am Netzteil herzustellen, scheiterte in unserem Fall an den zu kurzen Kabeln, so dass wir schließlich doch zu den MOLEX-Steckern greifen mussten.

Man sollte auch unbedingt daran denken, jetzt schon sämtliche Kabel für die Festplatten an Netzteil und Mainboard anzuschließen, sind die Schienen erst mal montiert, klappt das nicht mehr. A pro pos Festplatten. Der Hammer geht völlig neue Wege bei der Unterbringung der Massenspeicher. Sie werden vor dem Mainboard auf Trägerschienen montiert. Dazu muss man vier Spezialschrauben samt Gummidämpfer am Boden der Laufwerke anbringen um das Laufwerk dann in die Schienen einzuhängen. Das geht recht leicht von der Hand und bereitet auch zu diesem Zeitpunkt keine Probleme. Auf diese Weise kann das PC-90 bis zu sechs Massenspeicher aufnehmen.

Einige der Schwächen dieses Konzepts zeigen sich aber sofort, wenn man die Träger im Gehäuse montiert. Zum Einen verwehren die Schienen jeden Zugriff auf die restliche Hardware. Will man auch nur eine Kleinigkeit an seinem Rechner verändern, müssen sämtliche Festplatten abgezogen werden. Eine triviale 5-Minuten-Aktion, wie ein RAM-Upgrade gerät so zu einer durchaus längeren Operation am offenen Rechnerherzen.



Zum Anderen macht die Anordnung die Verkabelung schwierig. Mindestens die Stromkabel handelsüblicher Netzteile sind nicht so ausgelegt, dass „nebeneinander“ hängende Festplatten ohne weiteres angeschlossen werden können. Der zu geringe Abstand zwischen der Kabelführungsschiene und den Laufwerken bedingt auch, dass die Biegeradien der Stromkabel unangenehm eng werden. In unserem Test haben wir zwei Festplatten gegenüberliegend verbaut und schon mit diesen wenigen Laufwerken gewisse Probleme mit den Kabeln bekommen, es erscheint unwahrscheinlich, eine vollständige Bestückung realisieren zu können. Zumindest dann nicht, wenn man kein Netzteil mit Flachbandkabel zur Seite hat.

Schließlich sind die Schienen auch so angeordnet, dass die Laufwerke recht wirkungsvoll von jedweder direkten Kühlung abgeschirmt sind. Zwar streift der durchs Gehäuse geführte Luftstrom an der Rückseite der Aluschienen vorbei, das reicht aber keinesfalls aus, um die Laufwerke wirklich kühl zu halten. Der schmale Bereich zwischen den Platten und der Außenwand heizt sich spürbar auf.

An der mittleren Schiene kann man außerdem einen „PCI-Karten Stabilisator“ anbringen. Letztendlich ist das ein Kunststoffarm der Erweiterungskarten an deren hinteren Ende gegen das Mainboard drückt. Bei sehr langen, sehr schweren Karten ist diese Konstruktion sehr praktisch.

Das "Chaos", das man im Innern des Rechners mit den Kabeln anrichtet, verschwindet am Ende der Arbeiten hinter den Festplattenträgern. Weil auch die zu den HDDs führenden Kabel hinter einer Abdeckung verschwinden, sieht das Gesamtergebnis ordentlich und aufgeräumt auf. Sämtliche Kabel liegen im Innenraum des Gehäuses so das sich die Seitenwände erwartungsgemäß problemfrei schließen lassen.
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