Kurztest: Thermaltake Spedo Advance

Seite 3: Praxisbetrieb

Die Anleihen bei Sportwagen mit mächtigen Kühlschlitzen werden am Spedo Advance hauptsächlich im Deckel deutlich. Die dort vorhandene Kiemenstruktur, leider aus Plastik gefertigt, und das Metall-Wabengitter dienen allerdings nicht als Ansaug- sondern als Austrittsöffnungen. Grund hierfür ist der im Deckel montierte 23cm Lüfter, der die heiße Luft aus dem oberen Bereich des Gehäuses abführen soll. Unterstützt wird er von den beiden rückwärtig angebrachten 12cm Lüftern, die ebenfalls nach außen blasen.

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Frischluft wird durch den 14cm Frontlüfter mit roter LED-Beleuchtung und den 23cm Lüfter im Seitenteil eingeführt, die Lüfter am Boden und im Motherboard-Tray sowie an der Fanbar können selbst ausgerichtet werden. Nach Thermaltakes Konzept sollte der Bodenlüfter, aufgrund des Kammernsystems, nach außen blasend, der Lüfter im Tray ebenfalls nach außen blasend und der Fanbar-Lüfter auf das Motherboard blasend ausgerichtet werden. Hinzu kommt der Lüfter im Netzteil, der Frischluft unter dem Gehäuse ansaugen soll. Leider wurde nur der Lüfterplatz des Netzteiles mit einem Staubfanggitter bedacht, der benachbarte Montageplatz für einen 120mm Lüfter nicht.
Zusammenfassend nennt Thermaltake das Belüftungskonzept Fancool 8 - da insgesamt acht Lüfter mitwirken können. Keiner der werksseitig verbauten Lüfter erreicht ungeregelt auch nur annähernd Silent-Niveau, am ehesten noch der Lüfter in der Front.
Zwei Besonderheiten bleiben noch zu nennen: Der Lüfter im Seitenteil ist über einen Kontakt im unteren Steg des Seitenteiles angebunden - somit kann letzteres ohne Lösen eines Kabels entfernt werden. Die Beobachtung einiger Kollegen, dass die Stromversorgung des Lüfters zeitweise ausfällt, konnten wir im Kurztest nicht bestätigen. Eine Stolperfalle bietet abgesehen hiervon die Montage des Lüfters hinter der CPU - dieser muss vor dem Einsetzen des Motherboards verschraubt werden.
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Ein weiteres Charakteristikum ist das mit C.R.M.3 - Cable Routing Management 3 - bezeichnete Konzept zur Verlegung der Kabel. Im Spedo Advance PAckage finden sich auf der Rückseite des Motherboard-Trays drei Plastikabdeckungen sowie wiederverwendbare Kabelbinder, die das Verlegen der Kabel in geordneten Bahnen vereinfachen sollen. Zusammen mit dem unten montierten Netzteil bieten sich hier tatsächlich gute Ansätze zur Vermeidung des Spaghetti-Stils - einem Durcheinander der diversen Kabel im PC-Gehäuse. Beim Spedo non-Advance finden sich die drei Plastikabdeckungen nicht im Lieferumfang. Für die Festplattenmontage bietet Thermaltake optional erhältlich das Easy Swap Package an: Hierbei handelt es sich um eine kleine Blende mit S-ATA und Stromanschluss, der an der Rückseite des Festplattenkäfigs montiert werden kann, um ein Auswechseln der Festplatten ohne nötiges Abnehmen der Kabel zu gewährleisten.
 
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Dieses war bisher jedoch nirgends als verfügbar auszumachen. Ebenso ist unklar, ob Käufer eines Spedo die drei rückwärtigen Plastikabdeckungen fürs das Kabelmanagement separat erwerben können.

Wer auf die Schnelle Audio-, eSATA- oder eine USB-Schnittstelle benötigt, findet diese im Deckel angebracht. Neben der eSATA-Buchse stehen zwei USB-Anschlüsse für Datenverbindungen zur Verfügung - weiterhin eingebaut sind Kopfhörer- und Mikrofon-Klinkenbuchse mit HD-Audio und AC'97 Anschluss. Die Kabel sind von ihrer Länge her ausreichend bemessen und bereits bis zum unteren Rand des Motherboardhalters verlegt. Noch einmal sei der Hinweis auf die lose sitzenden Taster erlaubt, Nähreres dazu unter Verarbeitung auf Seite 2.
  
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Die Front sowie anschließend der Deckel sind durch sanftes Anziehen bzw. Betätigen zweier Plastikclips vom Stahlrahmen abnehmbar. Die Front muss für die Montage von 5,25" Laufwerken abgenommen und die Frontblende entnommen werden. Aufgrund der bereits bemängelten billig ausgeführten Plastikhalterungen ist hier Vorsicht angebracht. Die Frontblenden sind mit einem Staubschutzgitter hinterlegt.
Der abnehmbare Deckel offenbart rund um den 23cm Lüfter Montagelöcher für 12cm und 14cm Lüfter, die entweder ersatzweise eingebaut werden können bzw. als Aufnahme für einen Lüfter im Spedo non-Advance dienen.
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Die Befestigung der optischen Laufwerke geschieht über ein einseitig angebrachtes Clipsystem am Laufwerkskäfig. Dieses hält die Laufwerke nach dem Einrasten der Clips einigermaßen im Zaum, allerdings steht noch Spielraum zum Wackeln vorhanden. Hier sollte man seitens Thermaltake die Kosten nicht scheuen und konsequenterweise auf beiden Seiten Clips verbauen - oder als enttäuschter Kunde auf konventionelle Verschraubung setzen. Hinzuzufügen ist, dass einige der Clips recht schwergängig zu betätigen sind.

Ebenfalls zu verstauen sind die Festplatten. Für diese stehen zwei entnehmbare und um 90° drehbare Käfige mit je drei "Parkplätzen" zur Verfügung. Die Festplatten werden komplett schraubenlos befestigt - eine alternative Befestigung mittels Schrauben ist nur mittels zweier Schrauben auf der Unterseite des Schlittens angedacht. Die Festplatten finden ihren Halt über vier Clips, die eingeschränkt drehbar gelagert sind und so das Einsetzen der Festplatte außerhalb des Käfigs und ihren festen Sitz beim Einführen in diesen ermöglichen. Die Entnahmeriegel der beiden Festplattenkäfige sind jedoch in ihrer Haptik ebenfalls nur sehr eingeschränkt gelungen da schwer zu lösen und wieder einzurasten.
Lobenswert erscheint die Möglichkeit, die Festplatten auch nach vorne ausrichten und entnehmen zu können - doch nur auf den ersten Blick. Nach Entnahme der drei nötigen Frontblenden und dem Einsetzen des HDD-Moduls fällt leider auf, dass keinerlei entsprechende Frontblende beiliegt, die eine Entnahme nach vorne ermöglicht und gleichzeitig die restlichen Stellen bedeckt. Somit gibt der nach vorn gerichtete Käfig ein doch eher lieblos eingesetztes, nahezu deplatziertes, Bild ab.
   
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Traurige Nachrichten für diejenigen, die hofften, dass wenigstens die werkzeugfreie Befestigung der Erweiterungskarten die Kohlen aus dem Feuer retten würde. Auch hier ist offenbar wenig auf Kompatibilität geachtet worden. Eine zu Testzwecken eingesetzte ATI Radeon 900Pro (Dual Slot) war beispielsweise nur mit dem unteren Clip zu befestigen - der obere kollidierte mit dem PCB. Noch einmal sei darauf hingewiesen, dass Einweg-Slotblenden in einem Gehäuse dieser Preisklasse praktisch keine Daseinsberechtigung mehr haben sollten. Dafür, dass das Gehäuse nicht noch weiteren Boden unter den Füßen verliert sorgen wenigstens teilweise die ausklappbaren Standfüße.
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Als viel beworbene Eigenschaft der beiden Spedo Advance Modellewird dem Kunden nicht zuletzt mit A.T.C.3 ein Extra angeboten - oder sollte man eher zugemutet sagen? Der Grundgedanke ist simpel: Über Plastiktrennwände werden das unten eingebaute Netzteil sowie die Grafikkarte thermisch isoliert - somit strahlt weniger Hitze auf den Rest der Komponenten ab, der folglich kühler bleiben soll. Hierbei stellt sich der aufmerksame Beobachter jedoch die ein oder andere Frage:
Beispielsweise, weshalb die Trennwände ausgerechnet aus schwarzem Plastik gefertigt sind, das mit Sicherheit die Wärme exzellent an die Umgebung abstrahlt. Ebenso die Frage, weshalb man das Netzteil seiner Entlüftungsfunktion entraubt und stattdessen auf einen ungleich lauteren Deckenlüfter setzt? Drittens sei angemerkt, dass die Abluft in der Grafikkartenkammer einerseits durch den Frontlüfter und dann durch den Lüter auf der Grakfikkarte eigentlich prima kanalisiert austreten könnte - sofern dies die Trennwände überhaupt ermöglichen. Allerdings ist diese Rechnung noch ohne den Seitenlüfter, ebenfalls höllisch lärmend gemacht, der durch die Lüftungsschlitze in der entsprechenden Abtrennung den Luftstrom innerhalb der Kammer sicherlich nicht positiv beeinflusst.


Einige weitere Tips seien hinsichtlich der Verwendung des Thermaltake A.T.C.3 Systems noch aufgeführt:
- hohe Backplates von Grafikkarten können mit der obersten Abtrennung kollidieren
- bei ungenügender Ventilation besteht unserer Ansicht nach die Gefahr der Überhitzung der Grafikkarte, da direkt über ihr eine Abtrennung sitzt
- die einzelnen Module lassen sich teilweise nur sehr zeitaufwändig ein- und ausbauen, da sie sich gerne an verschiedenen Stellen verhaken beziehungsweise gar nicht erst die Position zum Einrasten finden
- Kabel können entweder unten auf Höhe des NT hinter dem Tray und an der benötigten Stelle wieder nach vorne verlegt werden, oder durch Öffnungen beziehungsweise die besenartigen, flexiblen Plastikstreifen in der oberen Abdeckung konventionell verlegt werden

Wir konnten im Test die Wirksamkeit beziehungsweise Unwirksamkeit des Trennkammersystems messtechnisch nicht ausreichend beurteilen. Wie jedoch die Tests einiger Kollegen mit ihren Systemen nachweisen, ist der Effekt größtenteils gleich Null beziehungsweise sogar negativ, abhängig von der Systemkonfiguration. Insofern können wir einem möglichen Käufer lediglich zum Ausprobieren raten und ggfs. auf die (teilweise) Verwendung der Trennwände zu verzichten. Unabhänging von seinem Effekt weist das Konzept allerdings erhebliche Mängel in der Handhabung nach, die vorranging für unsere negative Bewertung stehen.
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Kategorie: Gehäuse
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