Just Cause 2

Heißes Inselinferno mit Tiefgang?

Seite 4: Gameplay, Grafik, Sound

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Der Verräter Tom Sheldon hat sich die Insel Panau als Zufluchtsort ausgesucht. Panau bietet eine vielseitige Landschaft: Neben weißen Traumstrände, dichten Dschungel gibt es auch schneebedeckte Gebirge. Insgesamt erstreckt sich die Insel auf vier unterschiedliche Klimazonen. Panau galt lange Zeit als wichtiger Bündnispartner der USA in der Region. Nach dem Tod des Regenten Papa Panay hat sich die politische Gesamtlage jedoch rasant verschlechtert. Der Grund dafür ist Baby Panay, Papa Panays Sohn und Nachfolger. Dieser hat erzkonservative Beamte und Militärkommandeure um sich geschart und eine perfekt ausgebildete und bis an die Zähne bewaffnete Armee auf der Insel aufgebaut. Da die jüngsten Entwicklungen in der gesamten Region mit wachsender Sorge verfolgt werden, haben verschiedene Auslandsgeheimdienste ihre Aktivitäten auf der Insel seit Baby Panays Machtübernahme erheblich verstärkt.

Rico Rodriguez, seines Zeichens Geheimagent, packt essentielle Dinge, wie Badehose, Enterhaken und Fallschirm und macht sich auf, seinen Ex-Boss Tom Sheldon aus dem Paradies zu vertreiben. Keine leichte Aufgabe für Rico, ist Tom doch früher sein Mentor gewesen und hat mit ihm schon zahlreiche Einsätze absolviert. Doch neben dem besagten Tom Sheldon ist dem freiheitsliebenden Rico eine weitere Person auf Panau ein Dorn im Auge: Baby Panay. Zu den geliebten Tätigkeiten des Diktators mit dem prägnanten Namen gehören das Unterdrücken der Bevölkerung und kontinuierliche militärische Aufrüstung. Die Story lässt sich jedoch nicht als sonderlich ausgefallen beschreiben, da der Entwickler mehr auf den Spaßfaktor setzt als auf Tiefgang.
Rodriguez lässt sich wahrlich als Multitalent umschreiben: Erfahrener Scharfschütze, Sprengstofftechniker, Pilot und Fahrer. Damit sich der Hauptprotagonist Rico Rodriguez so richtig austoben kann bietet ihm Panau sage und schreibe mehr als 400 Quadratkilometer frei begehbares Terrain. Damit übertrifft der Open-World-Titel sogar Rockstars Grand Theft Auto IV deutlich. Selbst mit dem schnellsten Jet dauert es eine geraume Zeit, bis man einmal von einer Seite der Spielwelt zur anderen geflogen ist.

Just Cause 2 stellt ein Open-World-Game dar das Ihnen viel Handlungsfreiheit einräumt. Das heißt, Sie müssen nicht zwingend der Hauptstory folgen, sondern können auf Wunsch stundenlang die Gegend erkunden und die insgesamt 368 Siedlungen, Fabrikanlagen, Sehenswürdigkeiten oder Militäranlagen aufdecken. Hierbei gilt eines: Alles was Sie sehen, kann auch irgendwie erreicht werden. Dabei ist es egal, ob es sich um das Dach eines Wolkenkratzers handelt, ein schier unbezwingbarer Berg, eine Hängebrücke oder sogar ein Luftschiff, das sich als schwebende Nobeldisco entpuppt, wo Sie der Barkeeper mit einer geladenen Waffe hinter der Theke die Longdrinks serviert. Jegliche Sehenswürdigkeiten und Gebäude lassen sich mit etwas Geduld, hinsichtlich der riesigen Spielwelt erreichen. So riesig die Spielwelt von Just Cause 2 auch sein mag, sie wirkt trotzdem relativ leer. Die Passanten in GTA 4 gehen authentisch ihrem Alltag nach und die Stadt scheint belebt zu sein. In Just Cause 2 macht sich leider das Gegenteil bemerkbar: In Panau treiben sich immer wieder gleiche Klon-Einwohner stur und monoton am gleichen Straßengraben entlang. Das virtuelle Leben hat damit mehr „Schein“ als „Sein“. Ebenso sind Wildtiere auf der Insel Fehlanzeige. Lediglich einige Vögel sind gelegentlich am Himmel auszumachen. Somit kann Rico Rodriguez gelassen in seinen ereignisreichen Inselalltag starten.

    
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Anfangs finden Sie zügig Unterstützung bei der ohnehin schikanierten Bevölkerung. Die drei Interessengruppierungen der Insel: Reapers, Roaches und Ular Boys bieten Ihnen Aufträge an, welche entlohnt werden, sobald Sie diese zu ihrer Zufriedenheit erledigt haben. Reapers, Roaches und Ular unterscheiden sich nicht nur optisch voneinander sondern auch durch ihre Angehörigkeit – die Reapers sind Mafiosi, die Ular Boys Naturanhänger und die Roaches Kommunisten. Neben den herkömmlichen Aufträgen sind die oben genannten Gruppen auf der Suche nach verlorenen Gegenständen. So wollen die Roaches ihre Drogenkoffer, die aus dem Flugzeug abgeworfen wurden und nun über die gesamte Insel verstreut sind. Verlorene Schädel wollen wieder in den Besitz der Ular-Boys und die Reapers hätten allzu gern ihr begehrtes Schmuggelgut zurück. Mit der Zeit schalten sich Herausforderungen frei, in denen Sie in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen mit einem Flugzeug, Boot oder Fahrzeug unterschiedlich viele Checkpoints abfliegen müssen – der größte Feind hierbei ist die tickende Uhr. Die Handlung treiben Sie durch sogenannte „Agency-Missionen“ voran, das sind die Hauptmissionen des Spiels, die erfrischend abwechslungsreich ausfallen. Verfügbar werden diese Aufträge, sobald Sie ausreichend Chaos in Panau angerichtet haben. Somit lautet das Zauberwort Chaospunkte sammeln. Diese können Sie durch irre Explosionen, waghalsige Stunts, die die ganze Insel zum Beben bringen nach und nach sammeln. Zu diesem Zweck erfüllen Sie zusätzliche Nebenmissionen, befreien Dörfer von der Herrschaft des Militärs oder sprengen einfach alles, was Ihnen vor die Flinte läuft, in die Luft. Die Nebenmissionen beschränken sich dabei meist auf das Eskortieren von Personen, das Beschaffen von Gegenständen, das Entschärfen von Bomben oder das Ausschalten von Gegnern. Auf diese Art und Weise kommt zwar nicht ganz so schnell Monotonie auf wie im Vorgänger, noch mehr Abwechslung durch völlig andere Missionsarten mit anderem Handlungsraum wären allerdings wünschenswert gewesen. Gerade das immer gleiche Befreien von Dörfern wirkt auf Dauer eher lästig und verkommt so schnell zur Pflichtaufgabe, um die nächste Hauptmission ohne Umwege freizuschalten. Minispiele wie Stunt-Herausforderungen oder Schnellmissionen fehlen.

Umso mehr Aufträge Sie erfolgreich abschließen, desto bekannter werden Sie auf der Insel. Positiv hervorzumerken ist, die völlig freie Vorgehensweise in der Spielwelt: Ob Sie sich zuerst an die Verfolgung Ihres Ex-Kollegen und Mentors Tom Sheldon machen, einfach nur die Landschaft erforschen wollen oder Aufträge für eine der drei Banden erledigen, liegt ganz in Ihren Händen.. Einer der großen Schwachpunkte des Vorgängers waren die stets nach Schema-F ablaufenden Nebenmissionen. Der Nachfolger hat sich in dieser Hinsicht ein wenig gebessert. Bis eine Agenturmission, welche zur Fortsetzung der Story dient begonnen werden kann, müssen erst einmal ausreichend Chaospunkte gesammelt werden. Das geschieht durch die Zerstörung von Gebäuden, Truppen oder Statuen der Regierung, andererseits aber auch über die bereits erwähnten Befreiungen der Ortschaften und die Gruppenmissionen.

    
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Während Sie im letzten Teil Just Cause stets nur zu einem bestimmten Punkt geschickt wurde, um ein Paket abzuholen oder einen Wagen zu klauen, sind die Gruppenmissionen hier allesamt in eine kleine Story eingebunden. Der Schwierigkeitsgrad der Missionen variiert stark zwischen leicht und schwer, steigt aber spürbar dem Storyverlauf entsprechend an. Vom Entwickler Avalanche hätten wir uns lediglich eine freie Speichermöglichkeit gewünscht, was den Schwierigkeitsgrad sicherlich auch dementsprechend ausbalancieren würde. Tritt der virtuelle Tod Ricos ein so sind Sie völlig automatisch auf den letzten Speicherstand angewiesen. Innerhalb von Hauptmissionen bietet sich die Gelegenheit, beim letzten Kontrollpunkt wieder einzusteigen. Die künstliche Intelligenz (KI) der Gegner fällt oft hartnäckig aus. Die Gegner verfolgen einen erbittert und generell können die Widersacher gut zielen, weswegen Sie stets in Bewegung bleiben sollten. Denn ein echtes Deckungssystem gibt es auch im zweiten Teil nicht. Manche der Gegner gehen manchmal in Deckung während andere gerne offensiv zum Angriff übergehen. Eine wirklich koordinierte Vorgehensweise, wie beispielsweise Attacken über die Flanke oder dergleichen bleibt aus. Die Zielhilfe erleichtert Ihnen das Ballern beim Springen enorm. Wenn Sie das Fadenkreuz auf einen Gegner richten, so färbt es sich signalrot. Sie brauchen lediglich den Feuerknopf zu betätigen und das virtuelle Blei findet seinen Weg in Richtung des Gegners. Wer genauer zielen möchte, verwendet den Zoom, um einzelne Schüsse abzufeuern und auf diese Art und Weise Munition einzusparen. Im Nahkampf reicht die Zielhilfe vollkommen aus, um Gegnerhorden zuverlässig zu erledigen.

Damit Sie die weiten Strecken in den Missionen nicht zu Fuß zurücklegen müssen, greifen Sie auf insgesamt drei praktische Hilfsmittel zurück: Enterhaken, Fallschirm und Schwarzmarkt-Kontakte. Mit dem Greif-Utensil krallen Sie sich nahezu an jeder Oberfläche fest. Hubschrauber, Auto, Baumstamm oder Panzer stellen somit keine Barrieren dar, sondern können sogar zur Fortbewegung im Inselparadies genutzt werden. Zusätzlich steht es Ihnen auf diese Art und Weise auch frei fahrbare Untersätze zu Kapern. Auf Knopfdruck rufen Sie zu jedem Zeitpunkt einen Händler im Helikopter, der Sie für ein geringes Entgelt mit Waffen und Fahrzeugen nach Wahl versorgt. So schalten Sie nach und nach schalten neue Kauf-Gegenstände frei. Das erweitert vor allem Ihren Bewegungsradius in der riesigen Spielwelt: So kaufen Sie sich auf einem entlegenen Plateau einfach einen Ultraleichtflieger oder ordern in der Steppe eine Moto-Cross-Maschine, um zum nächsten Missionsziel zu flitzen.

Auch im Kampf erweist sich der Greifhaken als überaus praktisch: Richtet man ihn auf entfernte Gegner, lassen sich diese wahrlich vom Hocker reißen. Wer es Actionlastiger mag der verbindet einen potenziellen Angreifer mit einer Propangasflasche, die kurz darauf mit einem Pfeifen und dem lästigen Widersacher in die Lüfte abhebt.

    
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Mal müssen Sie einen Truck mit Lebensmitteln beschaffen und die zerstörbaren Kisten sicher zum Abgabepunkt bringen, ein paar Bomben an einem fahrenden Konvoi entschärfen, Flugzeuge auf einem gut bewachten Stützpunkt in die Luft jagen oder einfach nur Daten von einem PDA runterladen, den ein Gefangener an einer bestimmten Stelle versteckt hält. Hieran wird sichtbar dass der Abwechslungsreichtum seinen Vorgänger übertrifft. Schmerzlich vermissen tun wir Innenlevels in denen sich Rico so richtig austoben kann. Außerdem wiederholen sich die Fraktionsmissionen der drei Gruppierungen gelegentlich.

In einer Mission verschlägt es Sie sogar auf eine abgelegene Insel, auf der sich noch Nachfahren der japanischen Armee aus dem Zweiten Weltkrieg tummeln und mit ihrer Geheimwaffe - einem großen Turm, der Blitze aus großer Entfernung abschießt, dabei aber nicht zimperlich mit Flugzeugen umgeht. Die enorme Größe der Insel Panau zeigt sich vor allem in solchen Situationen. Damit der in über hundert Meter Entfernung hohen Blitzturm deaktiviert werden kann, muss vorher die Stromzufuhr zweier nicht minder riesiger Nebentürme schnellst möglichst abgeschaltet werden. Deren Leitungen erstrecken sich über die Hälfte einer Schlucht, die Distanz bis dahin will also zuallererst einmal mit Rico Rodriguez Fallschirm überwunden werden.

Durch die oft mühsam verdienten Chaospunkte steigt die Anzeige für die oben erwähnten Agenturmissionen, welche die Haupthandlung von Just Cause 2 darstellen. Ein Tastendruck auf die F1-Taste offenbart Ihnen neben einer detaillierten Karte und einer Datenbank mit Informationen zur Insel, Fahrzeugen und Profilen auch die Anzeigen für Gruppen- und Agenturmissionen. Die Gesamtspielzeit beträgt 17 Stunden bis zum Ende der Hauptstory. Ein komplettes Durchspielen (Status: 100 %) inklusive aller Neben-und Fraktionsmissionen nimmt rund 30 Stunden in Anspruch.
In Just Cause 2 stehen Ihnen über 100 verschiedene Fahrzeuge zur Auswahl. Ein wesentlicher Vorteil liegt daran, dass Sie sich keine Mühe machen müssen ein Auto zum Anhalten zu bewegen, sondern einfach Ihren Enterhaken auf den fahrbaren Untersatz richten, einen Stuntsprung darauf und Sie stehen im Handumdrehen auf dem Dach des begehrten Fahrzeugs. Mit dem frischen Wind, der Ihnen ins Gesicht weht, können Sie einfach nur die schöne Insel genießen oder auf viel befahrenen Straßen von einem Auto auf das andere hüpfen. Das Fahrverhalten der einzelnen Verkehrsmittel bewegt sich dabei zwischen Arcade und Realismus. Die Tendenz in Richtung Arcade ist aber spürbar vorhanden. Obwohl der Titel keine Simulation sein möchte, reagieren die fahrbaren Untersätzebeispielsweise auf verschneitem Untergrund anders und rutschen spürbar leichter weg. Das Schadensmodell bei Kollisionen fällt realistisch aus. Es fliegen förmlich die Fetzen: Vehikel überschlagen sich, krachen mit voller Wucht in Bäume.

    
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Steuerung:

Alle Fahrzeuggattungen, wie Auto, Boot, Flugzeug oder Helikopter lassen sich völlig unkompliziert steuern und auch langfristig unter Kontrolle halten. Generell erfordert die Steuerung des Hauptprotagonisten etwas Gewöhnungszeit. Unter anderem bietet der Entwickler Avalanche Studios eine breit gefächerte Auswahl an Fahrzeugen, wie Leichtflugzeuge, Passagiermaschinen, Speedboote, Kuttern, kleine Yachten und vielem mehr an, somit sollte für jeden Geschmack das richtige Fahrzeug in greifbarer Nähe sein.

Grafik:

In visueller Hinsicht weiß Just Cause 2 weitgehend zu Gefallen. Insbesondere die gewaltige Weitsicht macht die abwechslungsreich gestaltete Insel Panau zu einer Augenweide. Im Vergleich zum Vorgänger punktet Avalanche jüngster Titel mit deutlich feineren Animationen, detaillierten Objekten, welche über die eine oder andere monotone Textur hinweg trösten. Die dynamischen Tag-und Nachtwechsel sorgen für einige tolle Anblicke. Vor allem dann, wenn man auf dem höchsten Gipfel steht oder mitten durch ein Gewitter fliegt, währenddessen der Regen die schimmernden Lichter der Großstadt in düsteres Licht taucht. Dschungelliebhaber kämpfen sich durch schöne Waldgebiete mit detaillierter Vegetation und Überlebenskämpfer erkunden die trockenen Wüstenlandschaften. Einzige Mankos stellen die Detailarmen Charaktermodelle und die unbelebte Welt dar.
Just Cause 2 nutzt in puncto technische Finessen ausschließlich den DirectX 10 Renderpfad und die Havok Physik Engine. Anti-Aliasing (Kantenglättung) lässt sich aktivieren, um unschönen Zacken und Treppenartefakten an schrägen Kanten zu entfernen. Wir empfehlen Anti-Aliasing nur bei schnellen Grafikkarte ab Nvidias Geforce GTX 280 oder AMDs Radeon HD 4890 zu aktivieren, jedoch zerrt die Bildverbesserung immens an der Leistung. In Just Cause 2 können Sie AF von 2x bis 16x einstellen, wobei der Unterschied kaum wahrnehmbar ausfällt. Die Leistung beeinträchtigt Anisotropes Filtern ebenfalls wenig. Im direkten Vergleich zur Konsolenversion sieht Just Cause 2 dank höherer Auflösungen sowie Multisampling-AA und anisotroper Filterung deutlich besser aus.

Sound:

Die deutschen Sprecher kommen ihrer Aufgabe leider nur unbefriedigend nach. Allen voran die Stimme des Hauptprotagonisten Rico Rodriguez. Diese wirkt unpassend und lustlos. Alle anderen Stimmen bewegen sich auf einem akzeptablen Niveau. Jedoch lässt sich jederzeit auf die die englische Synchronisation umschalten. Die musikalische Untermalung fällt dezent und leise aus. Selbst auf ein wenig Musik aus dem Radio während dem Herumfahren auf der Insel Panau müssen Sie verzichten. Das fällt vor allem abseits der Missionen, bei Erkundungstouren ins Auge. Im Gegenzug bietet Just Cause 2 kraftvolle Explosionen, passende Umgebungsgeräusche, welche einem das Gefühl geben für richtig Furore gesorgt zu haben.

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