Test: Horror-Adventure Lucius

Seite 2: Gameplay

Im Erstlingswerk von Shiver Games spielt ihr den sechsjährigen Lucius aus der Third-Peron-Perspektive. Ein vielversprechender Trailer und die ersten satanischen Schritte sorgen für eine leichte Gruselstimmung und steigern die Neugierde auf die Dinge, die noch kommen werden. Ihr bewegt euch per WASD durch das mehrstöckige Herrenhaus "Dante Manor". Die weitläufige Kulisse kann sich durchaus sehen lassen. So gibt es unter anderem Küchen, Bäder, Wohnbereiche der Bediensteten und Familienmitglieder, eine Bibliothek, eine Garage mit Keller und den großen Garten mit Schuppen zu erkunden. Das Haus verfügt zwar über einen hohen Detailgrad, der bis hin zur Zahnbürste reicht, verliert sich allerdings durch fehlende Interaktionsmöglichkeiten. So werdet ihr beispielsweise über zahlreiche Schränke und Schubladen stoßen, die aber leider keinerlei brauchbaren Inhalt enthalten. Solltet ihr euch mal verlaufen oder nicht weiter wissen, hält die Karte nützliche Informationen bereit. Die zahlreichen Angestellten und Familienmitglieder gehen überzeugend ihren Tätigkeiten nach. Begleitet wird die Handlung von Zwischensequenzen, die nach jedem erfolgreichen Mord eingeblendet werden.

Möge das Morden beginnen
Bereits nach den ersten Schritten macht sich jedoch schon Ernüchterung breit. Der Hauptcharakter Lucius spricht über den kompletten Spielverlauf kein einziges Wort und die Bewegungen sind mehr als dürftig. So gleicht Lucius mehr einer Marionette als einem gelungenen Hauptcharakter. Auch das erste Zusammentreffen mit Satan ist sehr schwach inszeniert, da der Anzugtragende Beelzebub weder durch Stimme noch durch seine Erscheinung zu überzeugen weiß. Satan wird euch noch des Öfteren begegnen und euch neue übernatürliche Fähigkeiten lehren, die zum erfüllen der Aufgaben unerlässlich sind. Schön hingegen ist, dass die Bewohner des Hauses auf das reagieren, was Lucius in Händen hält. So solltet ihr eure Gegenstände möglichst im Inventar behalten und erst kurz vor der Verwendung heraus-kramen. Leider trefft ihr, bei eurem mörderischen Streifzug, immer wieder auf Logikfehler der Charaktere, die somit die Lösung der Aufgabe komplexer werden lassen. Warum geht der Geschäftskollege zum Entzünden seiner Zigarre an den Herd der Küche, wenn doch der prasselnde Kaminofen viel näher gelegen ist, um nur ein Beispiel zu nennen. Völlig fehl im Platz sind die Actioneinlagen, die es zu bestreiten gilt und in einer Art Arena ausgeführt werden müssen.

Linearität
Trotz abwechslungsreicher Mordinszenierung macht sich schnell das Schema F breit. So besteht euer Tagesablauf darin, das Haus nach der Zielperson abzusuchen, nützliche Informationen im Tagebuch nachzulesen, Gegenstände zu suchen und zu kombinieren, den Schauplatz des Verbrechens vorzubereiten und letztendlich die Abschlusssequenz zu betrachten. Für jeden Mord gibt es auch immer nur eine festgelegt Verfahrensweise. Alternativwege sind nicht möglich. Wer auf eine tiefergehende Handlung und aktive Dialoge hofft wird ebenso enttäuscht. Die einzige Kommunikationsmöglichkeit besteht darin, Personen anzuklicken und darauf zu hoffen, dass sie einen sinnvollen Hinweis von sich geben. Neben der ganzen Linearität sind allerdings die Schleich-Elemente positiv hervorzuheben. So müsst ihr euch Nachts Wege zu Zielpunkten suchen ohne dabei erwischt zu werden. Selbst mit guten Kenntnissen über das Herrenhaus kommt man hier nicht besonders weit, da des Nachts viele der Türen verriegelt sind und ihr euch somit alternativ Routen suchen müsst. Solltet ihr erwischt werden, könnt ihr durch eure übernatürlichen Fähigkeiten dafür sorgen, dass die Zielperson auch Geschehnisse wieder vergisst. Speichern könnt ihr im Spiel übrigens nicht. Die Morde sind in Kapitel aufgeteilt und solltet ihr fehlschlagen, so müsst ihr das Kapitel wieder von Anfang an starten. Insgesamt gilt es auf eurem mörderischen Streifzug 20 Personen ins Jenseits zu befördern, wofür ihr etwa 20 Stunden benötigen werdet.

Sei ein guter Junge
Neben den zahlreichen Mordaufträgen können auch optional Nebenquests erfüllt werden. Diese beschränken sich leider nur auf Hol- und Bring-Aufgaben. Gerade durch das weitläufige Gelände ist es manchmal echt eine Qual die verbummelten Ohrringe der Mutter oder die verloren gegangene Kassette des Chauffeurs aufzutreiben. Für euer gutes Betragen erhaltet ihr zusätzliche Gegenstände, die euch bei der Lösung der Hauptaufgabe helfen. So gibt es unter anderem ein Ouija-Brett, mit dessen Hilfe ihr nützliche Informationen zum aktuellen Auftrag erhaltet, oder ein Dreirad, dessen Steuerung allerdings so furchtbar ist, dass man sich doch lieber zu Fuß weiter bewegen möchte.
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Kategorie: PC-Spiele
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