Terratec Master 5.1 USB-Headset

Seite 3: Sinn und Zweck von 5.1-Kopfhörern

Was Stereophonie ist und was sie nicht ist.
Stereophonie, sinngemäss etwa mit „Raumklang“ zu übersetzen bezeichnet Verfahren mit zwei oder mehr Lautsprechern zur Erzeugung eines räumlichen, idealerweise realistischen, ortbaren Schalleindruckes. War in den 1960ern und 1970ern Jahren eine Stereoanlage mit zwei Kanälen das höchste der Gefühle, so wurden 30 Jahre später 5.1-Anlagen populär. Zwischen dem Ur-Stereo (heute vielfach „2.0“ bezeichnet) und dem heute üblichen Quasi-Standard 5.1 liegt eine Vielzahl anderer Verfahren, die teilweise wieder völlig verschwunden sind. Wichtig ist zu wissen, dass die verschiedenen Raumklangverfahren zueinander meist nicht kompatibel sind. Von einer schlichten Weiterentwicklung von 2.0 zu 5.1 kann also nicht gesprochen werden, „5.1“ ist ein völlig anderes Format wenn man so will.
Alle verschiedenen Verfahren seit Adam und Eva wie Quadrophonie oder Dolby Pro Logic I und II zu erklären würde den Rahmen des Artikels sprengen. Wichtig zu wissen in diesem Zusammenhang ist nur eine Sache: Es macht vom Standpunkt der Raumakustik einen Riesenunterschied, ob der Ton über Lautsprecherboxen oder über einen Kopfhörer wiedergegeben wird! Und, vielleicht das allerwichtigste: Viele Lautsprecher allein machen noch keine Stereophonie, es braucht natürlich die passende Tonquelle…

Kopfhörer und Boxen
Zur Simulation eines ortbaren Schalleindrucks ist ein Kopfhörer eigentlich besser geeignet als Lautsprecherboxen. Das Problem bei den Lautsprecherboxen ist nämlich, dass sie vielfach falsch aufgestellt werden, oder man sich am falschen Ort hinsetzt, wodurch der Effekt weitgehend verloren geht. Idealerweise müssten die Lautsprecher nach strengen Vorgaben bezüglich Abständen und Winkel um den Hörer herum aufgebaut sein. Beim Kopfhörer hat man diesen Nachteil nicht und sogar noch einen enormen Vorteil: Es reichen im Prinzip zwei Lautsprecher, um echte Raumakustik zu simulieren. Wieso nur zwei? Ganz einfach, weil der Mensch nur zwei Ohren hat, die völlig ausreichend sind, um den Schall aus nahezu allen Richtungen orten zu können. Dies gelingt in erster Linie dank der kurzen zeitlichen Verzögerung die ein Ton (in der Realität) von einem Ohr zum anderen erfährt und teilweise auch durch Lautstärkeunterschiede. Bereits in den 1930er Jahren erforscht wurde 1974 die erste Kunstkopf-Stereophonie-Sendung ausgestrahlt. Kunstkopf-Sterephonie bedeutet, dass beispielsweise ein Konzert mittels zwei Mikrofonen aufgezeichnet wird, die anstelle der Ohren in einer künstlichen Kopfnachbildung verbaut sind. Wird die Aufzeichnung über einen normalen Stereo-Kopfhörer wiedergegeben, entsteht der verblüffend echte Eindruck, man würde selbst am Konzert sitzen.

5.1 Kopfhörer?
Nun liefert Terratec aber keinen Kopfhörer, der auf dem Prinzip der Kunstkopfstereophonie beruht, sondern einen mit je vier Lautsprechern pro Muschel, also ein 5.1 Lautsprecherboxensystem in Grösse und Form eines Kopfhörers. Der Vorteil dabei ist: Tonquellen für 5.1 Boxensysteme sind heute recht häufig anzutreffen: DVD-Filme und generell digitales Fernsehen sowie teilweise Computerspiele. Kunstkopfstereophonie gibt es dagegen nicht mehr. Mit geschickter Programmierung lässt sich am PC jedoch alles simulieren. Creative verpricht mit der aktuellen Soundblaster X-Fi beispielsweise beliebige Audioquellen (mit Ausnahme von Mono) durch Filter und Algorithmen in Kopfhörer-taugliche Form zu überführen, was offenbar auch gut gelingt. Diese Anpassung braucht es auch, denn wenn man eine gewöhnliche Stereo- oder 5.1-Quelle ohne weiteres auf einem Kopfhörer wiedergibt, geht der Raumeffekt völlig verloren bzw. wird stark verzerrt. Terratec ist übrigens nicht die erste Firma, die 5.1-Kopfhörer vertreibt. Doch die Frage ist nun, ist das ein Geniestreich oder ein Werbegag? Der Punkt ist ja der: 5.1-Sound ist für ein normales Boxensystem gedacht mit bereits beschriebenen Vorgaben bei der Platzierung der Lautsprecher. Will man ohne Effektverlust von dieser Platzierung abweichen, die Lautsprecher in einen Kopfhörer integrieren, sind zwangsläufig softwareseitig Anpassungen notwendig. Der Lautsprecher, der nahe am Ohr und am anderen Lautsprecher liegt, muss ja so klingen, als stünde er in der einen Ecke vom Raum und der andere in der anderen. Aber wenn man diesen Aufwand schon treiben muss (müsste), war es da nicht praktischer, gleich doch wieder auf einen Stereokopfhörer zurückzugreifen, wie es Creative ermöglicht? Ein Blick in das Control Panel lässt erahnen, dass nichts der gleichen gemacht wurde. Für den PC ist dieser Kopfhörer wohl einfach ein normales 5.1 Lautsprechersystem…

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Terratec 5.1 USB Headset im Vergleich zu einem Stereo HiFi-Kopfhörer (*klick* zum Vergrößern)


Schon rein vom Klang her würde der Redakteur sein Stereokopfhörer dem 5.1-Headset vorziehen. Ein guter Breitbänder klingt hier einfach wärmer und natürlicher, als ein Subwoofersystem mit dafür (aus Platzgründen) umso kleineren Lautsprechern.
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