Plustek Book Reader BAT

Vorlesehilfe für Sehbehinderte

Seite 3: Installation/Testlauf

Installation
Die Installationsanleitung ist sowohl in HTML-Form auf CD, somit durch sog. Screenreader vorlesbar, als auch in gedruckter Form beigelegt.
Sie beschreibt behindertengerecht die hardwareseitige Installation des Scanners, vom Einstecken des runden Stromsteckers, über den USB-Stecker, der einerseits ein ertastbares USB-Symbol trägt und andererseits, dank USB Typ B, auf jeden Fall nur in einer Richtung in den Steckplatz passt, bis hin zum Anschalten des Scanners. Die An/Aus Taste ist, wie die 3 One-Touch Tasten, in Braille beschriftet.
Wichtig: Vor der Installation muss unbedingt die Transportverriegelung gelöst sein, welches ausdrücklich erwähnt wird, sowohl in der Anleitung
als auch über ein gelbes Warnband, welches um den Scanner gelegt ist.

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Nach Auspacken und Einlegen der Installations-CD startet die Installation automatisch. Der weitere Ablauf der Installation, einschließlich des notwendigen Neustarts, wird automatisch erledigt. Zudem ist die Schrift der Installationsdialoge lesefreundlich groß gehalten, um sehschwachen Benutzern das Verfolgen der Installation zu erleichtern. Des Weiteren weist eine Sprachhilfe während der Installation auf den aktuellen Stand dieser hin, etwa durch Aussagen wie "Bitte haben Sie einen Moment Geduld, die Installation dauert noch" oder "Die Installation ist abgeschlossen – Ihr System wird nun automatisch neu gestartet".
Im Falle einer während der Installation auftretenden Fehlermeldung stoppt der automatische Ablauf jedoch und es ist ein manuelles Bestätigen von Nöten. Um die Installation weiter zu vereinfachen, wäre es also sinnvoll, auch per Sprachaufforderung auf die Fehlermeldung hinzuweisen, da bei der aktuellen Softwareversion lediglich die "Bitte haben Sie einen Moment Geduld...." Sprachausgabe erfolgt, sodass man nicht unbedingt auf eine Fehlermeldung gefasst ist, die die Installation anhält.

Nach erfolgtem Neustart ist der Scanner dann direkt betriebsbereit, er wird zum Erstaunen des Anwenders als OpticBook 6300 erkannt, was nicht von ungefähr kommt. Mehr dazu später. Weiterhin wird auf dem Desktop ein eigener Ordner "Plustek BookReader File" angelegt, in dem die PDF, TXT, WAV und MP3 Dateien von Haus aus gespeichert werden, so dass keine lange Suche nach den Dateien notwendig ist. Um der Benutzerkontenverwaltung von Windows Rechnung zu tragen, wird für jedes Konto ein eigener Ordner mit dessen Benutzernamen angelegt.


Software
Wie bereits erwähnt wird einerseits Abbyy Finereader 6 Sprint Plus zur Texterkennung und andererseits Book Voice zur Sprachausgabe mitgeliefert. Vom Fine Reader bekommt der Benutzer beim automatischen Ablauf selbst nicht allzu viel mit, da die Texterkennung im Hintergrund abläuft.
Wichtiger ist da schon Book Voice als "Frontend", welches für das Vorlesen, Bearbeiten und Speichern verantwortlich zeichnet. Das Programm selbst ist sprachgesteuert und ermöglicht, unterstützt durch wunschweise komplette Steuerung per Hotkey, somit weitestgehend eine Bedienung, die von schwach bzw. gar nicht sehenden Personen mit zumutbarer Anstrengung zu bewältigen sein sollte. Die Sprachsteuerung ist prinzipiell gelungen und verständlich, meint es ab und an allerdings etwas zu gut und überschlägt sich in ihren Phrasen, was auf die Dauer kräftig am Nervenkostüm zerrt.
Auf einige Extras, die man zu Gunsten einer noch einfacheren Bedienung hätte auslassen können, hat man dennoch bei Book Voice nicht verzichtet. Beispielsweise ist das Vorlesen der Texte durch jeweils eine weibliche (Steffi) sowie eine männliche (Yannick) Stimme möglich, selbiges gilt auch für die Ausgabe in Englisch. Da man, wie bereits erwähnt, mit Book Voice die Texte nicht nur vorlesen und daraufhin abspeichern kann, ist die Einstellmöglichkeit von Text und Hintergrundfarbe unabhängig voneinander eine Unterstützung für Menschen mit einer Sehbehinderung. Darüberhinaus findet sich eine in Book Voice integrierte Bildschirmlupe, wie sie auch Windows standardmäßig integriert hat, hier jedoch Magnifier genannt.

Nirgends beschrieben, aber dennoch vorhanden und ab Werk auf die obere ovale Taste konfiguriert, ist NameCardReader, ein Einleseprogramm für Visitenkarten. Hier sollte sich Plustek entscheiden: Entweder die Funktion im Handbuch erwähnen und folglich den Benutzer nicht allzu sehr mit der versteckten Funktion zu überraschen bzw. zu verwirren, oder sie ganz entfernen. Der Redakteur empfiehlt aufgrund der schlechten Einleseergebnisse das vollständige Entfernen dieser Funktion.


Bedienung
Der Scanner verfügt über insgesamt sieben Tasten und die An/Aus Taste. Diese teilen sich auf in 2 Tasten zur Wahl der auszugebenden Sprache, entweder Deutsch oder Englisch, zwei weitere ovale Tasten, die eigentlich ohne Belegung sein sollten, sowie drei One-Touch Tasten, deren Funktionen wie folgt aussehen:

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  • Taste a – Schwarz
Bei Druck auf die Taste a wird der zu scannende Text als Fließtext im OCR-Verfahren erfasst und anschließend automatisch (abschaltbar) vom Computer vorgelesen.

  • Taste b – Grau
Während die Funktion auf Taste a den Text als Fließtext einscannt, übernimmt die Software bei Druck auf Taste b die Formatierung des Textes sowie enthaltene Grafiken. Das eingescannte Dokument wird als PDF im auf dem Desktop erzeugten Ordner gespeichert.

  • Taste c – Türkis
Die Taste c erlaubt das Aneinanderreihen von eingescannten Dokumenten, die anschließend zusammenhängend als PDF, TXT oder Audiodatei gespeichert werden können, wie es z. B. beim Einscannen vo Büchern und mehrseitigen Texten sinnvoll ist. Allerdings ist es hier wiederum nicht möglich, die Formatierungen mit zu übernehmen, dementsprechend fallen auch Grafiken weg.

Hinzuzufügen ist, dass die drei One-Touch Tasten bedienfreundlich groß gestaltet und zudem mit Buchstaben in Braille ausgestattet sind, sodass die Zielgruppe hier leichten Zugang zu den entsprechenden Funktionen hat.
Für die Sprachwahl, zur Auswahl stehen Deutsch bzw. Englisch, sind die oberen runden Tasten verfügbar, links wählt man Deutsch und rechts Englisch. Kleines Manko: Hat man einen Text in Deutsch eingelesen, so muss man diesen erneut einscannen, um ihn in Englisch zu erhalten.


Testlauf
Das Scannen von Dokumenten geht recht einfach von der Hand - auch wenn der Redakteur die Einfachheit der Bedienung durch Sehschwache selbstverständlich nicht zu 100% genau beurteilen kann.

Je nach gewählter Option läuft der jeweilige Scanmodus ab : Die OCR Erkennung durch Abbyy Finereader 6 Sprint Plus erfolgt, ganz dem Namen nach, schnell, in weniger als zehn Sekunden. Voraussetzung hierzu ist allerdings eine Aufwärmzeit von ca. zwei Minuten, während der der Scanner auf keinerlei Eingabe reagiert, diese jedoch speichert und sofort bei Erreichen der Betriebstemperatur die gewählte Aufgabe bearbeitet.
Ist der Text eingelesen, so kümmert sich Book Voice um das Vorlesen des Textes. Anschließend bietet es die Möglichkeit zur Speicherung des Dokumentes in den Textformaten *.txt bzw. *.pdf oder den Audioformaten *.wav respektive *.mp3 mit 128kbps.

Die Spracherkennung erfolgt bei computergeschriebenen Fließtexten mit geringer Fehlerquote, bei der Scanvariante mit Bildern, dem Vorkommen von Tabellen oder Aufzählungen im Text verliert die Vorlesesoftware jedoch leicht den Faden, selbiges gilt übrigens für komplizierte Modellbezeichnungen, die aus dem Zusammenhang gerissen vorgelesen werden. Weiterhin treten größere Probleme beim Einlesen älterer Sprache auf, genannt sei an dieser Stelle das Werk "Woyzeck" von Georg Büchner.
Wer versucht, handgeschriebene Texte mit Scanner bzw. Software erkennen zu wollen, scheitert kläglich. Plustek beschränkt sich allerdings bei der Werbung bzw. Produktvorstellung auf "gedruckten Text", insofern ist die Erkennungsproblematik kaum verwunderlich.
Für Texte, die über das DIN A4 Format hinausgehen, bietet der Scanner eine Buchkante, damit gebundene Werke möglichst bis zum Falz hin korrekt eingelesen werden können. Unterstützend wirkt hierbei teilweise die hohe Bauart des Scanners, so dass man die nicht zu scannende Buchhälfte soweit abknicken kann, dass sich die zu scannende Seite nicht wölbt.

Als kleine Kostprobe, kann nachfolgende PDF-Datei mit der Audio-Scanversion (MP3, 128kbps) der Druckversion des PDF durch den BookReader BAT verglichen werden:

Pressekodex für Journalisten als PDF (36,6KB)
Pressekodex für Journalisten als MP3 (5,6MB)

Die bereits beschriebene Funktion des Visitenkartenlesens mittels NameCardReader ist nicht weiter erwähnenswert, zumal sie schlicht unbrauchbare Ergebnisse liefert.

Um auf die Erkennung als OpticBook 3600 zurückzukommen: Ein kurzer Blick auf die Produktseite von Plustek lässt erstaunliche äußere Ähnlichkeit zur OpticBook Serie erkennen. Insofern liegt es nahe, einmal den für diese Modellreihe entsprechenden Treiber zu installieren. Ist dies erfolgreich erledigt, so funktioniert der Scanner tatsächlich als OpticBook 3600. Somit erhält man aus dem BookReader BAT einen voll funktionsfähigen Scanner, der mit dem erworbenen Produkt nur noch das Design gemeinsam hat. Wer meint, nun eventuell ein Schnäppchen machen zu können, liegt jedoch falsch, das teuerste Produkt aus der OpticBook 3600 Serie kostet mit rund 450€ etwa 200€ weniger als der BookReader, aufgrund der teuren Software zur Sprachausgabe erscheint dies logisch.



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Kategorie: Zubehör
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