Test: Vorstufe ABACUS Prepino 20

Große Klasse im Miniformat

Der ABACUS Prepino 20

Mit dem Prepino 20 Vorverstärker stellt die kleine deutsche High End- Manufaktur ABACUS den sehr erfolgreichen Vorgänger überarbeitet und in einigen Bereichen neu konzipiert vor.

Klein aber oho: Der neue Pepino 20

Man sollte nicht den Fehler machen, das zierliche Kästchen in der Größe einer Zigarrenkiste aufgrund der Abmessungen zu belächeln. ABACUS hat es nämlich geschafft, seine innovative, ausgeklügelte Verstärkertechnik auf engstem Raum zusammenzufassen, sodass fünf Line-Eingänge, ein Phono MM-Anschluss und sogar eine 6,3 mm Kopfhörer-Klinkenbuchse auf den High End- User warten.

Die Rückseite des Prepino 20 trägt den Netzanschluss sowie die Chinch-Buchsen der Eingänge und des Ausgangs

Doch nicht nur das. ABACUS legt der kleinen Vorstufe sogar eine gut konzipierte Fernbedienung bei, mit der das Gerät komplett gesteuert werden kann.

Ausführung und Verarbeitung

Auch beim Prepino 20 setzt ABACUS konsequent fort, dass beste Technik und funktionelle Verarbeitung absolute Priorität bei der Geräteentwicklung besitzen. So erscheint auch die kleine Vorstufe in schlichtem Vollmetall- Gewand und ist äußerlich solide und gebrauchsgerecht verarbeitet.

Gut, die meisten Befestigungsschrauben rings herum schließen nicht exakt bündig mit der Oberfläche ab und der Gehäusedeckel erweckt nicht unbedingt den Eindruck einer Tresorplatte.

Die Befestigungsschrauben schließen nicht immer bündig ab

Dafür ist es geradezu eine haptische Wohltat, mit den massiven Alu-Frontknöpfen umzugehen. Auch die passend platzierten Tasten der Bedienungsfront hinterlassen durch Leichtgängigkeit und definiertem Druckpunkt einen sehr guten Eindruck.

Dies gilt auch für die beiliegende Fernbedienung, welche optisch vielleicht keine Bäume ausreißt, aber praxisgerecht gestaltet und sehr funktionell ausgeführt wurde.

Die Fernbedienung ist klar gestaltet und liegt gut in der Hand

Ein Blick ins Innere verrät höchste Verarbeitungssorgfalt und den Einsatz von Top-Materialien. Um eine hohe Signalreinheit zu gewährleisten, wurde die Mikroprozessorsteuerung durch eine separate Stromversorgung vom Audiobereich getrennt.

Zwei Trafos (blau), um Audio- und Steuerungssektion separat zu versorgen

Erstaunlich, dass ABACUS dem Prepino 20 in dieser Preisliga sogar ein hochwertiges Motor-Potentiometer der Firma ALPS spendieren konnte.

Ein Motorpoti von Alps ist in dieser Geräteliga eher unüblich


Das Konzept

Der Prepino arbeitet klassisch analog, digitale Eingänge oder Wirelessfunktionen sucht man vergeblich. Die ABACUS-Entwickler haben beim Prepino 20 nicht die Ausstattungsvielfalt, sondern eindeutig die Klangqualität im Visier gehabt.

Dass hierbei keinerlei Abstriche gemacht wurden, beweist u.a. die Anwendung der sog. Linetreiber. Das sind kleine Verstärkermodule, die in jedem der vier Ausgangskanäle (Line L/R, Headphone L/R) werkeln und stabile Versorgungsverhältnisse garantieren. Möglich wird das durch den Einsatz der spektakulären ABACUS-Verstärkertechnik, die hier in Miniaturform zum Einsatz kommt.

Wie unser Test zeigt, ist das beileibe kein Voodo. Mit den Linetreibern wird nämlich die Impedanz der Stereo Chinch-Ausgänge auf unbedeutend geringe Werte gebracht. Die Folge davon ist, dass die Signalübertragung zum Empfänger bei allen Frequenzen des Hörbereichs von den Anschluss-Gegenebenheiten weitestgehend unbeeinflusst bleibt.

Da die Linetreiber ebenfalls für den Kopfhörerbetrieb ideal sind, hat ABACUS diese auch als Headphone-Amps für die beiden Stereokanäle eingesetzt und ihre Ausgänge auf eine 6,3 mm Klinkenbuchse gelegt. Die Headphone-Amps treiben mühelos Kopfhörer aller real existierenden Impedanzen an und erübrigen durch ihre ausgezeichneten elektrischen Werte die Anschaffung eines teuren Kopfhörer-Verstärkers.
Allerdings fehlt dem Prepino 20 systembedingt eine Pegelanpassung, wodurch die Lautstärkeeinstellung bei höheren Line-Spannungen nicht gerade komfortabel ausfällt.

Wie oben angesprochen, besitzt der Prepino 20 sogar eine MM-Phonostufe. Auch hierbei führt ausgefeilte Schaltungstechnik und die Verwendung hochwertiger Bauelemente zu sehr guten Klangeigenschaften.

Handling und Funktionssicherheit

ABACUS gibt dem Prepino 20 keine Bedienungsanleitung mit, sondern stellt nur eine Beschreibung und die technischen Daten auf der Internet-Produktseite zur Verfügung. Dies erweist sich als vollkommen hinreichend, denn die Bedienung der kleinen Vorstufe mit oder ohne Fernbedienung ist kinderleicht und durch gute Beschriftungen selbsterklärend.

Im Test konnten alle Funktionen des Gerätes schnell und funktionssicher aktiviert werden, wobei der Dreh am Pegelregler sogar als haptische Wohltat empfunden wurde. Als unangenehm muss aber gelten, dass beim Einschalten des Pepino unabhängig vom eingestellten Pegel ein kurzer, hässlicher Einschaltknacks im angeschlossenen Kopfhörer zu vernehmen ist.

Das Umschalten aller Quellen verläuft dagegen erfreulich sicher und geräuschlos. Die blaue Anzeige des gewählten Eingangskanals und die Betriebs-LED sind sehr gut erkennbar, könnten aber in dunkler Umgebung als zu hell empfunden werden. Eine Dimmfunktion hat Abacus leider nicht vorgesehen.
Weiterhin hätte dem kleinen Amp eine Klangregelung für Höhen und Bässe gut gestanden.

Labor-Report

Mit 47 kOhm abgeschlossen, reicht der Frequenzgang des Prepino 20 von 3 Hz bis 70 kHz (-3dB) und präsentiert sich linealglatt. Sogar eine Parallelkapazität von satten 470 nF am Ausgang bringt den Frequenzgang keinen Tick aus dem Lot. Fast schon unglaublich!

Die Ausgangs-Impedanz haben wir mit sagenhaft niedrigen 25 mOhm gemessen. Unsere gewählte Ausgangsspannung von 2 Volt (eff) wurde im Frequenzband von 10 Hz bis 50 kHz bis zu einer Belastungsgrenze von etwa 10 Ohm konstant gehalten.

Das sind schon Werte eines kleinen Leistungsverstärkers! Kritische Endstufen-Eingänge oder lange, verzweigte Anschlusskabel haben damit so gut wie keine klangschädigen Einflüsse und hochwertige Chinchkabel kann man sich am Prepino-Ausgang schenken. Den Linetreibern sei Dank!

Da ABACUS auch den Kopfhörerausgang mit diesen hervorragenden Mini-Verstärkern bedient, sind dessen Werte ausgezeichnet. So liefert dieser maximal 9 Volt (eff) und versorgt damit hochohmige Hörer (wie z.B. den Beyerdynamic DT 1990 pro, der für 102 dB Pegel am Ohr etwa 0,5 Volt benötigt) mit Spannung und Leistung satt.

Auch mit sehr niederohmigen Headphones (wie z.B. dem iBasso IT07, bei dem wir ein Z min von nur 5 Ohm bei 7 kHz gemessen haben) hat der Prepino keinerlei Mühe. An 5 Ohm stellt er nämlich noch unverzerrte 530 mV (eff) bereit, etwa siebenmal mehr, als der IT07 für seinen Spitzenpegel benötigt!

Tatsächlich klangen unsere Test-Kopfhörer an der Prepino-Klinkenbuchse herausragend gut und erreichten locker ihre Maximallautstärke. Alle Ausgänge präsentieren sich derart klirrarm, dass deren Verzerrungswerte kaum messbar, geschweige denn hörbar sind.
Fremdspannungsanteile haben ebenfalls keine Chance, sodass Rauschen oder Brummen beim Prepino kein Thema ist.

Mit einem gemessenen Eingangswiderstand von 100 kOhm und einer Eingangskapazität von 0,3 nF zeigen sich alle Eingänge absolut unproblematisch und fordern vom Quellgerät keine besonderen Ausgangsattribute.

Der Klang

Ein Vorverstärker vergrößert das Eingangssignal zwar um einen moderaten Faktor, ist in erster Linie aber die Schalt- und Bedienungszentrale einer HiFi-Anlage. Klanglich hat er sich herauszuhalten. Das heißt, er sollte so „klingen“, als ob er nicht vorhanden wäre. Folgerichtig beschreibt ABACUS als höchstes Entwicklungsziel kurz und prägnant: „Ein guter Vorverstärker sollte ein Signal nicht verändern.“

Die hervorragenden Messwerte des Prepino 20 legen den Schluss nahe, dass dieses Ziel von den ABACUS-Ingenieuren vollständig erreicht wurde. Nun zeigt uns die Audio-Praxis jedoch, dass gute Messwerte zwar Basis für einen Top-Klang sind, unser Ohr letztlich jedoch die entscheidende Bewertungsinstanz darstellt.

Um es aber kurz zu machen: Im Klangtest unterstrich der Prepino 20 seine mustergültigen Messwerte eindrücklich! Abgesehen von einem Schuss Wärme behielten alle Quellen wie HighRes- Player, MC-Vorstufe oder CD-Player am Prepino weitestgehend ihren realen, authentischen Klangcharakter bei.

Ob Bass-Struktur, Mittentransparenz oder Feinauflösung, der Prepino 20 beherrscht alle Dimensionen überzeugend und ist klanglich von einem hochwertigen, neutral agierendem Kabel kaum zu unterscheiden. Wenn das kein Lob ist…

Darüber hinaus bewiesen die Linetreiber, dass die Versprechungen Hand und Fuß haben: Bekannte kabeltypische Klangeigenschaften merzte der Prepino an seinem Ausgang so gut wie vollständig aus.

Fazit

Mit dem neuen ABACUS Prepino 20 erhält der preisbewusste, am High End orientierte Käufer einen klassischen Vorverstärker im Miniformat, welcher fünf Line-Eingänge sowie einen MM-Phono-Eingang aufweist und vollständig fernbedienbar ist.

Weiterhin verfügt der Prepino 20 über einen ausgezeichneten Kopfhörerausgang, der auch schwierige Headphones problemlos antreibt. Der Chinch-Signalausgang wird von sogenannten Linetreibern gespeist, wodurch sich die Anschaffung teurer Signalkabel zur Endstufe oder zur Aktivbox erübrigt. Das präzise arbeitende Motor-Poti der renommierten Firma Alps rundet die hochwertige Ausstattung des Pepino 20 ab.

Wünschenswert wären allerdings noch eine Pegelanpassung für den Kopfhörer-Ausgang sowie eine Klangregelung für Höhen und Bässe. Auch eine Dimmfunktion für die Anzeige würde Sinn machen. Sicher kann man das alles nicht für 690 € haben.

Ein großes Lob gebührt dem tadellosen Innenaufbau (z.B. gesockelte IC’s, durchkontaktierte Platine), den getrennten Stromversorgungen für die Audio- und Prozessorsektion, wie auch der haptischen Qualität aller Bedienungselemente.

Der Innenaufbau zeigt sich von höchster Verarbeitungsqualität

Einige kleine Schwächen muss man dem Prepino 20 dennoch anlasten. Dazu zählen der Einschaltknacks im Kopfhörer sowie die nicht immer bündig eingelassenen Befestigungsschrauben des Gehäuses.

Gestützt auf ausgezeichnete Messwerte zeigt sich der Pepino 20 klanglich auf sehr hohem Niveau. Die präzise Signalverarbeitung führt zu einem bestens aufgelösten, neutralen Sound mit leicht ins Warme tendierendem Charakter.

Zusammen mit der optisch passenden Endstufe „Ampino 20 Dolifet“, welche im nächsten Technic3D-Test unter die Lupe genommen wird, erhält man eine Vor- Endstufenkombi hoher Qualität zu einem mehr als attraktiven Preis.

Vor- Endstufenkombi im Miniformat: ABACUS Prepino 20 und Ampino 20 Dolifet

Der Prepino 20 allein ist aber schon durch seine Ausstattungs- Features und seine Klangkraft ein Preis-Leistungshammer. Schlagen Sie zu!

Test-Equipment:

  • Plattenspieler: Rega P6
  • HigRes-Player: iBasso DX300
  • CD-/ SACD Player: OPPO BDP 95
  • Endstufe: ABACUS 60-120D
  • Lautsprecher: Nubert nuVero110, PMC FACT 8

Technische Daten: https://www.abacus-electronics.de/productpdf/download/file/id/445/name/Prepino_20.pdf/
Preis:
690,- € bei Gehäuse-Eloxierung in Silber (Aufpreis von 50 € bei komplett schwarzer Gehäuse-Eloxierung)

Vertrieb:
ABACUS electronics, Bahnhofstraße 39a, D-26954 Nordenham
https://www.abacus-electronics.de/
oder über den ABACUS-Fachhandel

Bewertung

Das sollten Sie wissen:
  • Alle Bewertungen orientieren sich ausschließlich am Qualitäts- Optimum der jeweiligen Produktgruppe (hier Stereo-Vorverstärker) und stehen nicht in Relation zum Preis.
  • Die Preis-Leistungsbewertung wird gesondert erstellt und berücksichtigt neben der Produktqualität auch Ausstattungsumfang und besondere Produktmerkmale.
  • Die Klangbewertung wurde mit dem o.g. Test-Equipment durchgeführt

Praktischer Gebrauch (25 %)1,0
Gestaltung und Ausführung0,9
Funktionssicherheit1,0
Handling1,0

Messwerte (15 %)0,7

Klang (60 %)1,1
Line1,2
Phono MM1,2
Kopfhörer-Ausgang0,9



Testergebnis

Klang:

sehr gut (1,1)

Gesamt-Testurteil:

sehr gut (1,0)

Preis-Leistung:

ausgezeichnet




Bewertungsschlüssel
0,6 - 0,9ausgezeichnet
1,0 - 1,5sehr gut
1,6 - 2,5gut
2,6 - 3,5akzeptabel
ab 3,6verbesserungsfähig