Test: Endstufe/ Vollverstärker ABACUS Ampino 20 Dolifet

Klangriese im Miniformat

ABACUS Ampino 20 Dolifet

Lassen Sie sich nicht von der Größe täuschen. Der neue ABACUS Ampino 20 Dolifet hat es faustdick hinter den Ohren. Oder besser gesagt unter der Haube.

In dem kleinen, 25 cm breiten und gut zwei Kilogramm leichten Gehäuse wartet feinste Technik und reichlich Leistung auf den Einschaltmoment. Schon der Vorgänger, bezugnehmend auf das Modelljahr „Ampino 15 Dolifet“ getauft, erwarb bei preisbewussten High End-Freaks bereits Kult-Status.

Hübsch gestylt: Der Ampino 20 Dolifet

Auch der „Neue“ kostet kein Vermögen. Er ist bereits für smarte 690 Euro zu haben und versteht sich als Evolution des bewährten Vorgängers. Rein äußerlich hat ABACUS die Klemmanschlüsse für die Lautsprecherkabel durch robuste, gut griffige Polklemmen ersetzt und optisch aufwertend die Befestigungsschrauben der Front mit TORX- anstelle von Kreuzschlitz-Köpfen versehen.

Mit einem moderaten Aufpreis von 50 Euro lässt sich der neue Ampino sogar in komplett schwarz eloxierter Ausführung ordern.

Die Rückseite wird vom einem stattlichen Kühlkörper und den stabilen Polklemmen dominiert



Ausführung und Verarbeitung

Anstatt sich in preissteigerndem Design-Ehrgeiz zu verlieren, setzt ABACUS auch beim Ampino 20 auf ein zeitloses Erscheinungsbild und funktionelle Verarbeitung. So erscheint die kleine Endstufe in schlichtem Aluminium- Vollmetallgewand und ist äußerlich solide und gebrauchsgerecht verarbeitet.

Ähnlich wie beim hier kürzlich getesteten Mini-Vorverstärker „Prepino 20“ schließen allerdings viele Befestigungsschrauben rings herum nicht bündig mit der Oberfläche ab und auch der Gehäusedeckel wirkt nicht unbedingt schwerlastfähig.

Dafür glänzt der Ampino im Inneren mit höchster Verarbeitungssorgfalt und dem Einsatz von Top-Materialien, wie z.B. dem präzise arbeitenden Alps-Poti für die Lautstärkeeinstellung.

Ein Blick ins Innere verrät die außergewöhnlich hohe Fertigungsqualität. Rechts vorne ist das Alps-Potentiometer zu sehen, an der Rückwand hinten die vier Dolifet-Transistoren, welche die Lautsprecher direkt ansteuern.

Der hochwertige, streufeldarme Ringkerntransformator (Mitte links) und acht (!) Elkos mit jeweils satten 4.700 µF Glättungskapazität belegen den hohen schaltungstechnischen Aufwand.

Acht Elektrolytkondensatoren (Elkos) sorgen für außerordentlich hohe Energiepotenz im Netzteil

Das Konzept

Einer der großen Brüder des Ampino, der ABACUS 60-120 D hat uns bei einem Test im Jahr 2020 bereits tief beeindruckt. Die in diesem Amp eingesetzte innovative Schaltungstechnik führte zu einem Klangergebnis, welches wir mit Höchstnoten bewertet haben.

Die vergleichbare Technologie, allerdings mit deutlich geringerer Ausgangsleistung, kommt auch beim Ampino 20 zum Einsatz. Es handelt sich dabei um die hauseigene „Dolifet“- Verstärkertechnik, bei der die Leistungs-Feldeffekttransistoren (MOSFETs) der Ausgangsstufe gegenüber herkömmlichen Class A/B-Gegentakt-Schaltungen quasi auf dem Kopf stehen.


Diese Ausgangsstufe ist in eine entsprechende Verstärkerschaltung mit starker Gegenkopplung eingebunden. Der Innere Widerstand (Ausgangswiderstad) dieser Anordnung tendiert gegen null Ohm, wodurch man der „idealen“ Spannungsquelle, die ein Leistungsverstärker ja sein will, sehr nahe kommt.

Das bedeutet für die Praxis, dass die Verstärker-Ausgangsspannung streng dem Eingangs- Musiksignal folgt und nicht von Widerstandsänderungen der angeschlossenen Lautsprecherbox beeinflusst wird. Weiterhin werden die ungeliebten Selbstinduktionsspannungen der Lautsprecher-Chassis mit dem Schaltungskonzept blitzschnell ausgeregelt und können sich nicht in Form von Verzerrungen (Klirr, Intermodulation) klangschädigend auswirken. Der Verstärker nimmt die Lautsprechermembranen quasi an die „kurze Leine“ und führt sie streng und präzise.

Weitere Vorteile: Die Schaltung ist besonders reaktionsschnell und besitzt gegenüber üblichen Class A/B- Verstärkern einen viel besseren Wirkungsgrad.
Davon profitiert nicht nur die Stromrechnung. Auch der speisende Trafo im Netzteil und die Kühlkörper können wesentlich kleiner ausfallen. Logisch, dass bei vergleichbarer Ausgangsleistung dann auch das Verstärkergehäuse deutlich geringer Ausmaße haben kann.

Das alles wirkt sich günstig auf die Herstellungskosten und damit natürlich auch auf den Verkaufspreis aus. Vergessen wir abschließend nicht, dass auch der Ampino 20, ähnlich wie seine großen Brüder über eine Lautsprecher- / Verstärkerschutzschaltung sowie eine Übertemperatursicherung für Transformator und Endstufentransistoren verfügt.

Labor-Report

Mit einem Lastwiderstand von jeweils 8 Ohm abgeschlossen, erreichte der Ampino eine maximale RMS-Ausgangsleistung von bemerkenswerten 28 Watt (bei 0,8 % Klirr) je Stereokanal. Mit Lastwiderständen von 4 Ohm konnten wir sogar eine RMS-Maximalleistung von 36 W an jedem Ausgang messen.
Damit zeigt sich der kleine Ampino 20 überraschend leistungsstark und kann Boxen mit gutem Wirkungsgrad (> 86 dB/W/m) durchaus Lautstärken von mehr als 100 dB (1 m Distanz) abringen.

Ohne Fehl und Tadel präsentierte sich auch der Frequenzgang, welcher Auskunft über die tonale Ausgewogenheit im Hörbereich gibt. Die Bandbreite von 5 Hz bis hinauf zu 150 kHz (-3dB) ist geradezu sensationell, zumal die Ausgangsspannung im Frequenzbereich von etwa 10 Hz bis 120 kHz absolut konstant verläuft.

Der Ausgangswiderstand von 0,05 Ohm (bei f = 1 kHz) belegt die Klasse der Dolifet-Technik und bestätigt die oben beschriebene Theorie. Daraus folgt ein Dämpfungsfaktor von D = 80 bei 4 Ohm bzw. D = 160 bei 8 Ohm Belastung.
Das sind ausgezeichnete Werte, die stabile Spannungsverhältnisse am Verstärkerausgang auch bei „bergigen“ Impedanzverläufen der Lautsprecher garantieren.

Das Klirrspektrum gemessen bis 10 Watt, wird vom „klangfreundlichen“ K2 dominiert. Insgesamt bewegen sich die harmonischen Verzerrungen auf unbedenklichem Niveau.

Doch ist der Kleine auch Laststabil?
Durchaus, denn eine Ausgangsspannung von 10 V eff wurde im Test bis zu einer Last von 2,7 Ohm bei allen Frequenzen absolut konstant gehalten. Sicher, Riesen-Boliden können hier noch weit mehr, aber selbst „schwierige“ Lautsprecher bedient der Ampino bis zu hohen Pegeln souverän.

Der Klang

Endstufe und Lautsprecher bilden so etwas wie eine Zwangsgemeinschaft. Die Suche nach geeigneten Partnern ist oft schwer und nicht selten von klanglichen Misserfolgen begleitet.
Nun nehmen ABACUS-Endverstärker mit ihrer Dolifet-Technik für sich in Anspruch, in jeder Beziehung dominant zu sein und den Lautsprecher-Partner, gleich welcher Herkunft, an seine klanglichen Höchstleistungen zu führen.

Wir wollten es wissen und schlossen gleich einmal unsere Referenz-Standbox, die Nubert nuVero 110 am Ausgang des kleinen ABACUS- Amps an. Die nuVero 110 weist einen mittleren Wirkungsgrad auf und zeigt sich durch einen gutmütigen Impedanz- und Phasenverlauf weitgehend verstärkerunkritisch.
Allerdings besitzt die Box drei Bass-Chassis, wodurch beträchtliche Rückspannungen an den Verstärker geliefert werden. Würde der kleine Ampino damit fertig?

Schon die ersten Klänge machten deutlich, dass die Skepsis weitgehend unbegründet war. Das ungleiche Paar zündete nämlich ein Feuerwerk von Klängen, dass den Tester*innen die Kinnlade herunterfiel.
Wir haben die nuVero 110 schon an vielen Verstärkern gehört. Aber wie der Mini-Ampino dem Sound Bass-Struktur, Dynamik und Tiefe verlieh, zeugt von großer Klasse. Gleichzeitig wusste das Klangbild durch Natürlichkeit und Akkuratesse, gepaart mit einem Schuss geschmeidigem Charme zu gefallen.

So stellte das Gespann Allan Taylors Stimme in „Let The Music Flow“ ohne jeden Anflug von Überanalytik oder gar Hochton-Aggression plastisch und ausdrucksstark vor die Boxenebene und verlieh dem Sound der akustischen Gitarre Glanz und Strahlkraft.
Ein Prüfstein für jede Kette ist die Jazz-Aufnahme „Exactly Like You“ von The Ray Brown Trio Featuring Gene Harris. Hier bildete das Duo den Klangraum glaubhaft ab, wies den Musikern unmissverständlich die Positionen zu und zelebrierte feinste Instrumentenklänge an unsere Ohren. Selten haben wir die nuVero entspannter und emotionaler gehört.

Dass die Emotionalität durch ein deutliches Plus an Transparenz und Mittendynamik noch steigerungsfähig ist, bewies dann aber der „große Bruder“ 60-120 D an der nuVero 110.

Nun wird man in der Praxis kaum eine große, hochpreisige Standbox mit dem kleinen Ampino antreiben wollen. Da käme schon eher eine Kompaktbox vom Schlage der Monitor-Audio Bronze 50 in Betracht. Wir wissen seit dem letzten Test um die außergewöhnliche Klangkraft der Bronze 50.

Am Ampino 20 lief die Box zu ihrer Höchstform auf, indem sie natürliche Klangfarben, eine mitnehmende Bassdynamik und feine Details präsentierte. Auch hier keinerlei Hochtonhärten oder unnatürliches Zischeln, eher eine Spur Seide.
Selbst der größere 60-120 D konnte an der Bronze 50 den kleinen Bruder nicht nennenswert toppen.
Eine tolle, kaum für möglich gehaltene Vorstellung lieferte der Ampino 20 auch an der kompakten High End-Box PMC twenty 5.22i ab.

Dies alles gibt der Vermutung Nahrung, dass der Ampino 20 mit Lautsprecherboxen geringer Membranfläche besonders gut harmoniert. Oder sagen wir besser, diese an der ganz kurzen Leine führt?

Fazit

Der Ampino 20 aus der ABACUS- Miniserie ist eine Stereo-Endstufe mit regelbarer Lautstärke. Oder wenn man so will, ein Stereo-Vollverstärker mit nur einem Signaleingang. Er versteht sich als Evolution des erfolgreichen Ampino 15, welcher (nicht nur) bei ABACUS-Fans bereits Kultcharter besitzt.

Seine praxisgerechte Verarbeitung sowie ein ausgezeichneter elektrischer Aufbau, gepaart mit dem Einsatz höchstwertiger Bauelemente, belegen die Wertigkeit des Ampino 20.
Die innovative Dolifet-Schaltungstechnik verhilft dem Mini-Amp zu herausragenden elektrischen Messwerten.

Mit einer RMS-Leistung von 2x 36 Watt an 4 Ohm steht überdies genügend Leistung zur Verfügung, um Lautsprechern mit gutem Wirkungsgrad HiFi-gerechte Pegel zu entlocken.

Basierend auf innovative Spitzentechnologie besitzt der Ampino 20 ein für das Preissegment enorm hohes Klangpotenzial, welches annähernd High End-Niveau erreicht und ihm letztlich den Technic3D- Gold Award sichert.

Im Duett mit dem optisch passenden Vorverstärker Prepino 20 aus gleichem Hause ergibt sich ein Dream-Team, das in der Preisliga von 1400 € seinesgleichen sucht.

Das ABACUS Dream-Team aus Prepino 20 und Ampino 20 Dolifet

Test-Equipment:

  • Plattenspieler: Rega P6
  • CD-/ SACD Player: OPPO BDP 95
  • Verstärker: ABACUS 60-120D, Creek EVO Amp
  • Lautsprecher: Nubert nuVero 110, PMC twenty 5.22i, Monitor Audio Bronze 50
  • Hochwertige Kabelverbindungen

Technische Daten: https://www.abacus-electronics.de/productpdf/download/file/id/445/name/Prepino_20.pdf/

Preis: 690,- € bei Gehäuse-Eloxierung in Silber (Aufpreis von 50 € bei komplett schwarzer Gehäuse-Eloxierung)

Vertrieb: ABACUS electronics, Bahnhofstraße 39a, D-26954 Nordenham
oder über den ABACUS-Fachhandel


Das sollten Sie wissen:
  • Alle Bewertungen orientieren sich ausschließlich am Qualitäts- Optimum der jeweiligen Produktgruppe (hier Stereo-Vollverstärker) und stehen nicht in Relation zum Preis.
  • Die Preis-Leistungsbewertung wird gesondert erstellt und berücksichtigt neben der Produktqualität auch Ausstattungsumfang und besondere Produktmerkmale.
  • Die Klangbewertung wurde mit dem o.g. Test-Equipment durchgeführt

Bewertung


Praktischer Gebrauch (25 %)0,9
Ausführung und Verarbeitung1,2
Qualität der Ausstattung0,6
Handling1,0

Klangrelevante Messwerte (15 %)0,9

Klangpotenzial (60 %)1,2



Testergebnis

Klangpotenzial:

sehr gut (1,2)

Gesamt-Testurteil:

sehr gut (1,1)

Preis-Leistung:

ausgezeichnet


award gold blacks


Bewertungsschlüssel
0,6 - 0,9ausgezeichnet
1,0 - 1,5sehr gut
1,6 - 2,5gut
2,6 - 3,5akzeptabel
ab 3,6verbesserungsfähig